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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Hensch, Mathias,: Baukonzeption, Wohnkultur und Herrschaftsrepräsentation im Burgenbau des 11(12. Jahrhunderts in Nordbayern – neue Erkenntnisse der Archäologie
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0150

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Mathias Hensch

Burgberg von Castell (Lkr. Kitzingen), dem Stammsitz des gleichnamigen be-
deutenden Grafengeschlechts, sind bislang nur in Ansätzen ausgewertet und
erbrachten letztlich wenig definitive Befunde zur frühen Burganlage18.
Um die Erforschung hochmittelalterlicher Ministerialensitze in Bayern steht
es nicht viel besser. Zwar ist in den letzten Jahren ebenfalls eine kleinere Anzahl
solcher Anlagen untersucht und bearbeitet worden, doch besteht in Hinblick auf
Fragestellungen zur Typologie und Entwicklung des Burgenbaus im 11. und
12. Jahrhundert noch erheblicher Klärungsbedarf19. Als vorbildhaft und zu-
kunftsweisend können in diesem Kontext jedoch die Grabungen auf der Burg
Waldstein im Fichtelgebirge (Lkr. Hof)20 und der Reichsministerialenburg in
Hilpoltstein (Lkr. Roth)21 gewertet werden, die in ihrem Umfang andere Unter-
suchungen bei weitem in den Schatten stellen und, dies gilt zumindest für Hil-
poltstein, zu wesentlichen Teilen publiziert sind. Die großflächigen Ausgrabun-
gen auf der Burg Runding (Lkr. Cham) durch Bernhard Ernst versprechen nach
Abschluss der Bearbeitung zudem weitere Einblicke in die Genese des hochmit-
telalterlichen Burgenbaus im nördlichen Bayern22.
Die im folgenden in einem kurzen Überblick vorzustellenden neuen Gra-
bungsergebnisse zum salier- und frühstauferzeitlichen Burgenbau Bayerns
können dazu beitragen, bestehende Forschungslücken zu schließen. Die Be-
funde stammen von nordbayerischen Burganlagen, die in ihrer Entwicklung
unmittelbar mit dem Königtum und den mit ihm eng verbundenen Kräften
verknüpft waren. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Aspekte der Lage-
konzeptionen einzelner Bauelemente und die Herrschaftsrepräsentation ge-
legt. Daß einer Anzahl von Überlegungen ihr hypothetischer Charakter nicht
gänzlich genommen werden kann, läßt sich aufgrund der schlechten Überlie-
ferungslage nicht vermeiden.
Das heutige Bayern, besonders der Raum nördlich der Donau, spielte für
die salischen und staufischen Kaiser und Könige des 11. und 12. Jahrhunderts
eine zentrale Rolle bei ihrer Herrschaftsausübung - nicht allein im Hinblick

hochmittelalterliche Dynastenburg, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1996, S. 168-170;
DERS., Die Burg Abenberg im Hochmittelalter, in: Heimatkundliche Streifzüge (Schriftenreihe
des Landkreises Roth) 16,1997, S. 39M9.
18 PETER Ettel/Dieter Neubauer, Die Grabung 1996 auf dem Herrenberg zu Castell, in: Das Land
zwischen Main und Steigerwald im Mittelalter, hg. von ALFRED WENDEHORST, Erlangen 1998,
S. 147-184.
19 Vgl. etwa für die burgenreiche Oberpfalz SILVIA CODREANU-WlNDAUER, Zum Stand der Mittelal-
terarchäologie in der Oberpfalz, in: Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayem/West- und
Südböhmen. Resümees der Vorträge 2, Deggendorf/Täbor 1993, S. 31-41.
20 CHRISTIAN Ronnefeldt, Die Burg Waldstein im Fichtelgebirge. Ungedruckte Magisterarbeit
Universität Bamberg 1996; DERS., Burg Waldstein im Fichtelgebirge, in: ERICSSON, AusGrabun-
gen (wie Anm. 2), S. 90-106; DERS., Der Waldstein im Fichtelgebirge. Eine Ministerialenburg im
Egerland, in: Chateau Galliard 19,1998, S. 247-256.
21 KAI Thomas Platz, Burg und Stadt Hilpoltstein - Baugeschichte und Bedeutung, in: ERICS-
SON, AusGrabungen (wie Anm. 2), S. 70-78; DERS., Die Entwicklung Hilpoltsteins vom frühen
Mittelalter bis zum 30-jährigen Krieg (Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands 12), Bü-
chenbach 2000.
22 Grundlegend zum bisherigen Forschungsstand vgl. ERNST, Burgenbau (wie Anm. 4).
 
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