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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Hensch, Mathias,: Baukonzeption, Wohnkultur und Herrschaftsrepräsentation im Burgenbau des 11(12. Jahrhunderts in Nordbayern – neue Erkenntnisse der Archäologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0152

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Mathias Hensch

Tradition; Vohburg - spätestens seit ottonischer Zeit Verwaltungszentrum an
der Donau und während des 12. Jahrhunderts Stammsitz des königsnahen
Adelsgeschlechts der Diepoldinger; Ebermannsdorf - edelfreier Sitz auf dem
Nordgau der einflussreichen Herren von Ebermannsdorf; Creußen und Thurn-
dorf- Ministerialensitze der Sulzbacher Grafen im nördlichen Nordgau, regio-
nale Verwaltungsmittelpunkte und staufisches Expansionsgut.
I. Nürnberg24

Die Schriftquellen des 11. und 12. Jahrhunderts weisen Nürnberg ohne jeden
Zweifel als einen wichtigen, wenn nicht sogar als den wichtigsten Platz könig-
licher Machtausübung spätsalischer und staufischer Zeit im heutigen Bayern
aus. Nürnberg wird erstmals im Jahr 1050 urkundlich faßbar, und schon hier
wird die Bedeutung des Ortes für das salische Königshaus offensichtlich.
Nach den Niederaltaicher Annalen hielt Heinrich III. in jenem Jahr eine Ver-
sammlung der bayerischen Großen in Nürnberg ab25. 1062 entsteht hier eine
königliche Markt-, Münz- und Zollstätte26, und 1097 findet sich die Burg als
castrum erstmals explizit erwähnt27. 1105 wird dieses castrum durch die Trup-
pen Heinrichs V. belagert, da sich dessen Vater Heinrich IV. mit seinen An-
hängern dort verschanzt hatte28. Auch 1127 und 1130 steht Nürnberg im
Brennpunkt des politischen Geschehens, als die Streitmacht Lothars III. die
Burg einnahm, um sie den Staufern Friedrich und Konrad zu entziehen und in
die Verfügungsgewalt des Reiches zurückzubringen29.
Während die Schriftquellen des ersten Drittels des 12. Jahrhunderts die mili-
tärische Bedeutung der Burg erkennen lassen, tritt unter den frühen staufischen
Herrschern die pfalzartige Funktion Nürnbergs in den Vordergrund. Konrad III.
hielt sich unmittelbar nach seiner Wahl zum König wohl mehrere Monate sowie

24 Die umfangreichen Ausgrabungen auf der Nürnberger Burg wurden kürzlich von BIRGIT FRIEDEL
im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Bamberg ausgewertet und vorgelegt:
BIRGIT FRIEDEL, Archäologische Beiträge zur Geschichte der Burg Nürnberg im Mittelalter. Die
Untersuchungen bis 1998, Phil. Diss. (masch.), 3 Bde., Bamberg 2003; hier auch zahlreiche Ab-
bildungen zu den Bauphasen und Grabungsbefunden. Der Druck der Arbeit ist in Vorberei-
tung. Da sich der Ref. in diesem Beitrag auf die Forschungen BIRGIT FRIEDELs stützen kann, der
Publikaüon hier aber nicht zu sehr vorweggegriffen werden soll, werden die Nürnberger Be-
funde nur knapp im Überblick dargestellt. Die Bearbeiterin stellte freundlicherweise das Manu-
skript ihrer Arbeit zur Verfügung, wofür ich ihr ausdrücklich zu Dank verpflichtet bin.
25 Annales Altahenses maiores, ed. v. EDMUND V. OEFELE (MGH SS rerum Germanicarum [4]),
Hannover 1891, ad annum 1050, S. 46. Zur Bedeutung Nürnbergs für das Königtum im 11. und
12. Jahrhundert vgl. den Überblick von RUDOLF SCHIEFFER, Nürnberg. Die Kaiserburg als Herr-
schaftszentrum der Salier und Staufer, in: Schauplätze der Geschichte in Bayern, hg. von ALOIS
Schmid/Katharina Weigand, München 2003, S. 90-103.
26 FRIEDEL, Archäologische Beiträge (wie Anm. 24), Bd. 1, S. 16 mit Literaturhinweisen.
27 FRIEDEL, Archäologische Beiträge (wie Anm. 24), Bd. 1, S. 16 mit Anm. 22.
28 Nürnberger Urkundenbuch (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg 1),
Nürnberg 1959, Nr. 22, S. 15.
29 FRIEDEL, Archäologische Beiträge (wie Anm. 24), Bd. 1, S. 17 mit weiteren Literaturangaben.
 
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