Burgenbau des 11./12. Jahrhunderts in Nordbayern
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Das Verhältnis der Sulzbacher zum Königtum hatte sich jedoch schon un-
ter Konrad III. nach dem Tod Königin Gertruds, der Schwester Graf Gebhards,
ab 1146 abgekühlt und entwickelte sich in der Folgezeit unter Friedrich Barba-
rossa zunehmend problembelastet. Flier wird sichtbar, daß Friedrichs Politik
in Bayern von Beginn an darauf ausgerichtet war, alte Verbindungen zwischen
dem Königtum und den unter den Saliern königstreuen Dynasten zu schwä-
chen. Hiervon war neben den Diepoldingern (Scheidung von Adela von Voh-
burg), den Grafen von Bogen und den Grafen von Spanheim besonders auch
das Grafenhaus der Sulzbacher betroffen.
In Nordostbayern nun versuchte Friedrich I. schon vor 1167 in das Gebiet
östlich von Nürnberg - strenggenommen das Kernland der Sulzbacher Grafen -
vorzudringen, wie es etwa durch die Übernahme des Stiftes Speinshart (unmit-
telbar östlich von Thurndorf) durch den Staufer zum Ausdruck kommt. Die
besonders nach 1167, dem Todesjahr des einzigen Sohnes Gebhards von Sulz-
bach, aggressive Territorialpolitik des Staufers auf dem Nordgau fand mit der
Übernahme von Sulzbacher Gütern im nördlichen Nordgau nach dem Tode
Graf Gebhards 1188 ihren Abschluss140.
Hier nun kann man die Gründe für den Ausbau der Thurndorfer Burg
durch die Sulzbacher Grafenfamilie ab der Mitte des 12. Jahrhunderts sehen.
Zum einen sind dies ein gestiegener politischer Einfluss der Lehnsherren auf
dem Nordgau zwischen 1146 und 1152, zum anderen können die aufwändi-
gen Baumaßnahmen als Reaktion der Sulzbacher auf den Expansionswillen
des Königtums in dieser Region unter Friedrich I. ab 1152/67 zu werten sein.
Die Grafen von Sulzbach hätten mit dem Ausbau ihrer überwiegend auf Allo-
den basierenden Burgen im nördlichen Nordgau sowohl grundherrliche
Machtansprüche als auch durch bauliche Repräsentation vor allem ihr admi-
nistratives Interesse an der Region demonstriert.
V. Resümee
Diese archäologischen Beispiele aus dem Burgenbau des 11. und 12. Jahr-
hunderts Nordbayerns lassen erkennen, wie die sich wandelnden Formen von
repräsentativer Nutzung und herrschaftlichem Anspruch in zunehmendem
Maße die architektonische Ausstattung bedingten. Alle im Reich wirksamen
Kräfte, Königtum, Hochadel und Ministerialität, waren an der Ausformung,
Entwicklung und Umsetzung neuer Baukonzeptionen und Bauformen im
Burgenbau beteiligt. Diese Konzeptionen gingen über eine rein militärische
oder funktionale Nutzung der Burgen und ihrer Bebauungsstruktur weit hin-
aus, wobei man offenbar noch in der späten Salierzeit auf Elemente frühmit-
telalterlicher Bautraditionen zurückgriff. Dies gilt besonders für die lockere
Positionierung einzelner, räumlich und funktional nicht verbundener Bauele-
140 Hierzu ebenfalls grundlegend und jüngst ÜENDORFER, Gruppenbildung und Königsherrschaft
(wie Anm. 53), S. 412-^20.
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Das Verhältnis der Sulzbacher zum Königtum hatte sich jedoch schon un-
ter Konrad III. nach dem Tod Königin Gertruds, der Schwester Graf Gebhards,
ab 1146 abgekühlt und entwickelte sich in der Folgezeit unter Friedrich Barba-
rossa zunehmend problembelastet. Flier wird sichtbar, daß Friedrichs Politik
in Bayern von Beginn an darauf ausgerichtet war, alte Verbindungen zwischen
dem Königtum und den unter den Saliern königstreuen Dynasten zu schwä-
chen. Hiervon war neben den Diepoldingern (Scheidung von Adela von Voh-
burg), den Grafen von Bogen und den Grafen von Spanheim besonders auch
das Grafenhaus der Sulzbacher betroffen.
In Nordostbayern nun versuchte Friedrich I. schon vor 1167 in das Gebiet
östlich von Nürnberg - strenggenommen das Kernland der Sulzbacher Grafen -
vorzudringen, wie es etwa durch die Übernahme des Stiftes Speinshart (unmit-
telbar östlich von Thurndorf) durch den Staufer zum Ausdruck kommt. Die
besonders nach 1167, dem Todesjahr des einzigen Sohnes Gebhards von Sulz-
bach, aggressive Territorialpolitik des Staufers auf dem Nordgau fand mit der
Übernahme von Sulzbacher Gütern im nördlichen Nordgau nach dem Tode
Graf Gebhards 1188 ihren Abschluss140.
Hier nun kann man die Gründe für den Ausbau der Thurndorfer Burg
durch die Sulzbacher Grafenfamilie ab der Mitte des 12. Jahrhunderts sehen.
Zum einen sind dies ein gestiegener politischer Einfluss der Lehnsherren auf
dem Nordgau zwischen 1146 und 1152, zum anderen können die aufwändi-
gen Baumaßnahmen als Reaktion der Sulzbacher auf den Expansionswillen
des Königtums in dieser Region unter Friedrich I. ab 1152/67 zu werten sein.
Die Grafen von Sulzbach hätten mit dem Ausbau ihrer überwiegend auf Allo-
den basierenden Burgen im nördlichen Nordgau sowohl grundherrliche
Machtansprüche als auch durch bauliche Repräsentation vor allem ihr admi-
nistratives Interesse an der Region demonstriert.
V. Resümee
Diese archäologischen Beispiele aus dem Burgenbau des 11. und 12. Jahr-
hunderts Nordbayerns lassen erkennen, wie die sich wandelnden Formen von
repräsentativer Nutzung und herrschaftlichem Anspruch in zunehmendem
Maße die architektonische Ausstattung bedingten. Alle im Reich wirksamen
Kräfte, Königtum, Hochadel und Ministerialität, waren an der Ausformung,
Entwicklung und Umsetzung neuer Baukonzeptionen und Bauformen im
Burgenbau beteiligt. Diese Konzeptionen gingen über eine rein militärische
oder funktionale Nutzung der Burgen und ihrer Bebauungsstruktur weit hin-
aus, wobei man offenbar noch in der späten Salierzeit auf Elemente frühmit-
telalterlicher Bautraditionen zurückgriff. Dies gilt besonders für die lockere
Positionierung einzelner, räumlich und funktional nicht verbundener Bauele-
140 Hierzu ebenfalls grundlegend und jüngst ÜENDORFER, Gruppenbildung und Königsherrschaft
(wie Anm. 53), S. 412-^20.