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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Lubich, Gerhard,: Territorien-, Kloster- und Bistumspolitik in einer Gesellschaft im Wandel. Zur politischen Komponente des Herrschaftsausbaus der Staufer vor 1138
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0191

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GERHARD LUBICH

Territorien-, Kloster- und Bistumspolitik in
einer Gesellschaft im Wandel
Zur politischen Komponente des Herrschaftsaufbaus
der Staufer vor 1138
Vergleicht man den Weg der Staufer zum Königtum mit demjenigen anderer
Königsgeschlechter, so fällt als eine besondere Eigentümlichkeit auf, daß sich
ihr Aufstieg mit einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit vollzog. Karolinger,
Ottonen und Salier lassen sich vor ihrer Thronbesteigung jeweils in etwa ein
Jahrhundert als Familien nachweisen, die durch Nähe zum Königtum in der
Lage waren, exponierte Stellungen einzunehmen und durch die Kontinuität
von Familienmacht und Königsnähe zu Ansehen und Würde zu gelangen
sowie eine zumindest regionale Prädominanz zu entwickeln. Im Unterschied
dazu sind Aussagen zur Herrschaftsbildung der Staufer erst seit der Verlei-
hung des schwäbischen Herzogtums an Friedrich I. im Jahre 1079 möglich
(und dies noch nicht einmal in größerem Umfang)1, zumal dessen Vorfahren
zwar dem Namen nach bekannt sein dürften, ihre Verortung in einem lokalen,
regionalen oder gar reichsweiten Herrschaftskontext jedoch in Ermangelung
aussagekräftiger Vergleichsquellen immer Spekulation ohne Beweiskraft blei-
ben muß2; letzten Endes ist sogar unklar, ob die Staufer tatsächlich in Nord-
schwaben beheimatet waren, wovon die Unzahl genealogischer Spekulationen
zu den Staufern ausgeht3. Lediglich die Elterngeneration des ersten Stauferkö-
nigs ist uns also zweifelsfrei bekannt, womit von einer bereits seit längerem
bestehenden Einbindung der Familie in den Kreis der führenden Großen keine
Rede sein kann. Kein halbes Jahrhundert nach der Einsetzung Friedrichs I. in
1 Trotz einer genaueren Bestimmbarkeit der Anwesenheit am Königshof, wie sie die kritische
Edition der Diplome Heinrichs IV. ermöglicht, ist auch heute nicht wesentlich über das hinaus-
zukommen, was bereits CHRISTOPH FRIEDRICH STÄLIN, Wirtembergische Geschichte, 2. Teil,
Stuttgart/Tübingen 1848, S. 24—39 über das Leben und Wirken Friedrichs I. gesagt hat.
2 Die Korrektheit der Wibald'schen Stammtafel (PHILIPP JAFFE, Bibliotheca rerum Germanica-
rum 1 [Monumenta Corbeiensia], Berlin 1864, Nr. 408, S. 547) wird in der Forschung nicht an-
gezweifelt, obwohl sie ja mit einer konkreten Absicht - Begründung des Scheidungsbegehrens
Friedrich Barbarossas - verfaßt worden ist und somit nicht über jeden Zweifel erhaben sein
muß; jedenfalls ließe sich mit der Annahme, es handle sich bei dieser Liste lediglich um eine an-
läßlich angefertigte, auf mangelnde kuriale Information spekulierende Fiktion ohne genealogi-
sche Aussagekraft für die früheren Generationen die Erfolglosigkeit eines Nachweises von
Staufern vor Friedrich »von Büren« erklären.
3 Vgl. hierzu den Beitrag von DANIEL ZlEMANN in diesem Band; eine grundsätzliche Auseinan-
dersetzung mit den Hypothesen von HEINZ BÜHLER oder HANSMARTIN Decker-Hauff erübrigt
sich damit.
 
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