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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Scholz, Sebastian,: Die Wiener Reichskrone. Eine Krone aus der Zeit Konrads III.?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0353

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SEBASTIAN SCHOLZ

Die Wiener Reichskrone
Eine Krone aus der Zeit Konrads III.?
Die besondere Bedeutung der Krone unter den königlichen Insignien bringt
der um 960 entstandene Mainzer Krönungsordo deutlich zum Ausdruck1.
Nach ihm empfängt der König nach der Salbung von den an der Krönung
beteiligten Bischöfen zuerst ein Schwert, dann Armspangen, den Mantel, ei-
nen Ring sowie Zepter und Stab. Zuletzt wird dem König die Krone aufge-
setzt, und er hört die Worte Accipe coronam regni (Empfange die Krone des
Königreichs)2. Die verliehenen Insignien hoben ihren Träger aus seinem Um-
feld heraus, sie zeigten ihn als Inhaber des höchsten weltlichen Amtes.
Zugleich sollten die übergebenen Zeichen den König daran erinnern, seine
Macht zur Verteidigung des Glaubens und zum Wohl des Reiches und seiner
Untertanen zu gebrauchen, um dadurch das ewige Leben zu erlangen. Die
Ordines verzeichnen die entsprechenden Erläuterungen in Form von Gebeten,
die der krönende Erzbischof bei der Übergabe der einzelnen Insignien jeweils
sprach. Die Krone, so heißt es im Mainzer Ordo, zeige den Ruhm der Heilig-
keit des Königs und die Ehre seines Amtes, und durch sie habe der König
auch Anteil am Bischofsamt. Wie sich die Bischöfe als Hirten und Lenker der
Seelen zeigten, so solle der König als Verteidiger der Kirche Gottes und des
ihm von Gott übergebenen Königreiches gegen alle Widrigkeiten erscheinen
und sich als guter Verwalter und Leiter der Herrschaft zeigen. Dadurch werde
er Anteil am ewigen Leben gewinnen3.
Die Krone war also das wichtigste Symbol der Königswürde. Sie machte
deutlich, daß der König eine Qualität besaß, die ihn von allen anderen Laien
unterschied. Zugleich symbolisierte die Krone den Empfang der Königsherr-
schaft von Gott und die damit verbundenen Aufgaben einer christlichen Herr-
schaft, die dem Herrscher bei guter Erfüllung das ewige Leben sicherten.

1 Der Beitrag basiert auf einem Vortrag, der am 22. Mai 2004 in Halberstadt auf der Tagung
»Inschriften und europäische Schatzkunst. X. Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche
Epigraphik« sowie leicht verändert am 16. Juni 2004 als Antrittsvorlesung in Mainz gehalten
wurde; der Vortragsstil wurde im wesentlichen beibehalten. Eine ausführliche Fassung folgt in
den Akten der Tagung »Inschriften und europäische Schatzkunst«; für zahlreiche Hinweise
und hilfreiche Diskussionen danke ich herzlichst meinem Kollegen Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz.
2 Le Pontifical Romano-Germanique du dixieme siede 1, ed. CYRILLE Voget ./Reinhard ELZE (Studi e
Testi 226), Cittä del Vaticano 1963, Ordo LXXII, 19-22, S. 255-257; vgl. JÜRGEN PETERSOHN,
»Echte« und »falsche« Insignien im deutschen Krönungsbrauch des Mittelalters? Kritik eines For-
schungsstereotyps, in: Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolf-
gang Goethe-Universität Frankfurt am Main 30,3, Stuttgart 1993, S. 71-119, hier S. 89f.
3 Le Pontifical Romano-Germanique 1 (wie Anm. 2) Ordo LXXII, 22, S. 257.
 
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