Institutioneile Formierung im Zeichen des Triumphes
159
te. Es war eine Entwicklung, die durch den exklusiven Anspruch des Papstes auf
den uz'carzMS CHz'sü'-Titel unter Innozenz III. und durch die Proklamation des Rc-
gz'mgn zzzzz'zzs pgrsorzzzg über die Christenheit durch Innozenz IV. schlaglichtartig er-
hellt wurde, und die wir an dieser Stelle nur knapp skizzieren wollen, da sich die
Forschung schon eingehender mit ihr auseinandergesetzt hat.
Als Innozenz III. sein Amt zu Beginn des Jahres 1198 übernahm, trat er an die
Spitze einer Kirche, die vor großen religiösen und politischen Herausforderungen
stand, auf die sie bislang noch keine überzeugende Antwort gefunden hatte. Die
rasante Entwicklung der Kanonistik seit dem Erfolg von Gratians Decretum hatte
dazu geführt, dass die geistliche Ordnungsgewalt zunehmend klare Begriffe von
ihren Kompetenzen erarbeitete und dass geistliche Autoritäten in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts manchen heftigen Konflikt mit weltlichen Herrschafts-
trägern ausgefochten hatten/" Nicht immer war der Papst beteiligt gewesen. Im
Falle der Auseinandersetzung von Thomas Becket mit König Heinrich II. hatte die
Kurie eher Distanz gewahrt, aber der Kampf des Erzbischofs von Canterbury, der
durch sein Martyrium eine besondere Qualität erhielt, stellte die Frage nach dem
Verhältnis von königlicher und geistlicher Macht doch mit großem Nachdruck/"
Im Verhältnis zum Kaiser hatte die lange Herrschaft Friedrich Barbarossas man-
chen Anlaß zu handfesten Konflikten geboten, die die Frage des Verhältnisses der
beiden Gewalten wiederholt provozierte/' Das Verhältnis von Papst und Kaiser
18 Zum Papsttum im 13. Jahrhundert vgl. etwa zusammenfassend die einschlägigen Kapitel in
SCHIMMELPFENNIG, Das Papsttum; Die Geschichte des Christentums. Religion, Politik, Kul-
tur, Bd. 5: Machtfülle des Papsttums. 1054-1274, hg. von A. Vauchez, Freiburg/Basel/Wien
1994; The Religious Roles of the Papacy: Ideals and Realities (Papers in Medieval Stud-
ies/Pontifical Institute of Medieval Studies 8), hg. von Ch. Ryan, Toronto 1989; C. J. DOBSON,
The Thirteenth-Century Papacy as viewed by Those Outside the Roman Curia, Ann Arbor
1982; Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 3,2: Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum
Vorabend der Reformation, hg. von H. Jedin/H. G. Beck, Freiburg 1968; J. HALLER, Das
Papsttum. Idee und Wirklichkeit, Bde. 3-4, Stuttgart 1952.
19 Vgl. dazu etwa die verschiedenen Beiträge in: J. A. BRUNDAGE, The Profession and Practise of
Medieval Canon Law (Variorum Collected Studies Series 197), Aldershot 2004; U. R. BLU-
MENTHAL, Papal Reform and Canon Law in the llth and 12th Centuries (Variorum Collected
Studies Series 618), Aldershot 1998; P. LANDAU, Die Entstehung der systematischen Dekreta-
lensammlungen und die europäische Kanonistik des 12. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Sa-
vigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 65 (1979), S. 120-148; J. A. BRUNDAGE, Medie-
val Canon Law (The Medieval World), London 1996; vgl. auch: S. KUTTNER, Die
mittelalterliche Kanonistik in der Forschung der letzten hundert Jahre, in: Zeitschrift der Sa-
vigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kann. Abt. 69 (1983), S. 1-14.
20 Vgl. zu Thomas Beckett etwa: A. DUGGAN, Thomas Becket, London 2004; H. VOLLRATH,
Thomas Becket: Höfling und Heiliger (Persönlichkeit und Geschichte 164), Göttingen 2004; S.
JANSEN, Wo ist Thomas Becket? Der ermordete Heilige zwischen Erinnerung und Erzählung
(Historische Studien 465), Husum 2002; F. BARLOW, Thomas Becket, London 1986.
21 Zum Verhältnis von Papst und Kaiser in der Zeit Friedrich Barbarossas vgl. etwa:
J. MlETHKE, Rituelle Symbolik und Rechtswissenschaft im Kampf zwischen Kaiser und Papst.
Friedrich Barbarossa und der Kampf um die Bedeutung von Ritualen, in: Ein gefüllter Will-
komm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag, hg. von F. J. Felten/S. Irrgang/K. We-
soly, Aachen 2002, S. 91-126; J. LAUDAGE, Alexander III. und Friedrich Barbarossa (For-
schungen zur Kaiser und Papstgeschichte des Mittelalters 16), Köln u. a. 1997; W. HEINE-
159
te. Es war eine Entwicklung, die durch den exklusiven Anspruch des Papstes auf
den uz'carzMS CHz'sü'-Titel unter Innozenz III. und durch die Proklamation des Rc-
gz'mgn zzzzz'zzs pgrsorzzzg über die Christenheit durch Innozenz IV. schlaglichtartig er-
hellt wurde, und die wir an dieser Stelle nur knapp skizzieren wollen, da sich die
Forschung schon eingehender mit ihr auseinandergesetzt hat.
Als Innozenz III. sein Amt zu Beginn des Jahres 1198 übernahm, trat er an die
Spitze einer Kirche, die vor großen religiösen und politischen Herausforderungen
stand, auf die sie bislang noch keine überzeugende Antwort gefunden hatte. Die
rasante Entwicklung der Kanonistik seit dem Erfolg von Gratians Decretum hatte
dazu geführt, dass die geistliche Ordnungsgewalt zunehmend klare Begriffe von
ihren Kompetenzen erarbeitete und dass geistliche Autoritäten in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts manchen heftigen Konflikt mit weltlichen Herrschafts-
trägern ausgefochten hatten/" Nicht immer war der Papst beteiligt gewesen. Im
Falle der Auseinandersetzung von Thomas Becket mit König Heinrich II. hatte die
Kurie eher Distanz gewahrt, aber der Kampf des Erzbischofs von Canterbury, der
durch sein Martyrium eine besondere Qualität erhielt, stellte die Frage nach dem
Verhältnis von königlicher und geistlicher Macht doch mit großem Nachdruck/"
Im Verhältnis zum Kaiser hatte die lange Herrschaft Friedrich Barbarossas man-
chen Anlaß zu handfesten Konflikten geboten, die die Frage des Verhältnisses der
beiden Gewalten wiederholt provozierte/' Das Verhältnis von Papst und Kaiser
18 Zum Papsttum im 13. Jahrhundert vgl. etwa zusammenfassend die einschlägigen Kapitel in
SCHIMMELPFENNIG, Das Papsttum; Die Geschichte des Christentums. Religion, Politik, Kul-
tur, Bd. 5: Machtfülle des Papsttums. 1054-1274, hg. von A. Vauchez, Freiburg/Basel/Wien
1994; The Religious Roles of the Papacy: Ideals and Realities (Papers in Medieval Stud-
ies/Pontifical Institute of Medieval Studies 8), hg. von Ch. Ryan, Toronto 1989; C. J. DOBSON,
The Thirteenth-Century Papacy as viewed by Those Outside the Roman Curia, Ann Arbor
1982; Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 3,2: Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum
Vorabend der Reformation, hg. von H. Jedin/H. G. Beck, Freiburg 1968; J. HALLER, Das
Papsttum. Idee und Wirklichkeit, Bde. 3-4, Stuttgart 1952.
19 Vgl. dazu etwa die verschiedenen Beiträge in: J. A. BRUNDAGE, The Profession and Practise of
Medieval Canon Law (Variorum Collected Studies Series 197), Aldershot 2004; U. R. BLU-
MENTHAL, Papal Reform and Canon Law in the llth and 12th Centuries (Variorum Collected
Studies Series 618), Aldershot 1998; P. LANDAU, Die Entstehung der systematischen Dekreta-
lensammlungen und die europäische Kanonistik des 12. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Sa-
vigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 65 (1979), S. 120-148; J. A. BRUNDAGE, Medie-
val Canon Law (The Medieval World), London 1996; vgl. auch: S. KUTTNER, Die
mittelalterliche Kanonistik in der Forschung der letzten hundert Jahre, in: Zeitschrift der Sa-
vigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kann. Abt. 69 (1983), S. 1-14.
20 Vgl. zu Thomas Beckett etwa: A. DUGGAN, Thomas Becket, London 2004; H. VOLLRATH,
Thomas Becket: Höfling und Heiliger (Persönlichkeit und Geschichte 164), Göttingen 2004; S.
JANSEN, Wo ist Thomas Becket? Der ermordete Heilige zwischen Erinnerung und Erzählung
(Historische Studien 465), Husum 2002; F. BARLOW, Thomas Becket, London 1986.
21 Zum Verhältnis von Papst und Kaiser in der Zeit Friedrich Barbarossas vgl. etwa:
J. MlETHKE, Rituelle Symbolik und Rechtswissenschaft im Kampf zwischen Kaiser und Papst.
Friedrich Barbarossa und der Kampf um die Bedeutung von Ritualen, in: Ein gefüllter Will-
komm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag, hg. von F. J. Felten/S. Irrgang/K. We-
soly, Aachen 2002, S. 91-126; J. LAUDAGE, Alexander III. und Friedrich Barbarossa (For-
schungen zur Kaiser und Papstgeschichte des Mittelalters 16), Köln u. a. 1997; W. HEINE-