2.2. Die Heiratspläne für Heinrich (VII.)
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zur Entscheidung der Heiratsangelegenheit beitrugen, nicht in ausreichendem Ma-
ße.
Bertholds Schilderung beginnt mit der erwähnten Verlobung Heinrichs (VII.) mit
Agnes von Böhmen. Da das Angebot Ottokars von Böhmen am 20. Januar 1225 in Ulm
überbracht wurde, ohne dass sogleich eine Entscheidung darüber fiel,^ muss weiter-
verhandelt worden sein. Zwar haben wir keine durch Urkunden gesicherte Kenntnis
von einem Hof tag, der zwischen dem von Ulm (Januar) und Nordhausen (Ende Juli)
stattgefunden hätte. Die Annalen von St. Pantaleon Köln berichten aber von einem auf
etwa Mitte April zu datierenden Tag zu Frankfurt, auf dem die englischen Gesandten
mit ihrem Heiratsangebot auftraten, aber am Widerspruch der Fürsten scheiterten.^ Bei
dieser Gelegenheit dürfte die Entscheidung für Agnes von Böhmen gefallen sein, von
der die übrigen Quellen berichten - herbeigeführt wohl vor allem durch Herzog Ludwig
von Bayern und den böhmenfreundlichen Erzbischof von Mainz, die beide mit dem
Erzbischof von Köln um die Führungsposition am Hofe Heinrichs (VII.) konkurrierten.^
5^ Da auf dem dem Ulmer Tag außer dem Bayernherzog als Brautwerber keine prominenten Par-
teigänger Böhmens anwesend waren (siehe die in BF 3960f. und 10026 genannten Teilnehmer)
und der Gesandtenbericht Carlisles von einer direkten Ablehnung der böhmischen Offerte
durch Heinrich (VII.) spricht, ist anzunehmen, dass der Reichsverweser, Erzbischof Engelbert,
es zumindest vermochte, eine sofortige Zusage zu verhindern.
58 Annaies S. PanfaVonis (sogen. Continuatio IV der Kölner Königschronik), in: Chronica Regia
Coloniensis (Annales maximi Colonienses) cum continuationibus, hg. von GEORG WAiTZ (MGH
SS rer. Germ, in usum scholarum, 18), Hannover 1880, S. 255: „HemncMS rav canüra Paiaul
ErHHpz'Htwf, M&z ^Mz'dazn epz'scopMS (sczl.; uozz Czzdz's/e) znz'ssMS zz rage AzzyZz'a crzzn cafarz's zpszzzs /eyzdz's
zz^zzzf, iahrrazzs zzf zjzse rav zzzafrz'zzzozzz'zzzzz cozzfraizeref czzzzz sorore reyz's dzzyiz'e. Sed czzzzz faiz's cozzfracüzs
zfz'spZz'crzz'ssaf prz'zzcz'pzhrzs zzac poüzz'ssaf Paizara procasszzzzz, zzrzzzcz'z z'zzacfa rauarfMzzüzr." Wenn sich auch
Peter Thorau zuletzt wieder dafür ausgesprochen hat, diesen Hoftag, zu dem andere Quellen
fehlen, für den August anzusetzen, so ist doch dem Ansatz der Rayasfa fznperz'z, ihn auf März
oder April zu datieren (BF 3966a), klar der Vorzug zu geben, zumal auch Reiner von Lüttich
von einem offenbar kurz nach dem 19.3.1225 stattfindenden Frankfurter Hoftag spricht, dazu
unten S. 131 (Anm. 175). Vgl. THORAU, Heinrich (VII.), S. 254, der sich auf die Erörterungen
WiNKELMANNS (Friedrich II., Bd. 1, S. 539ff.) beruft. Dessen Hauptargument, Walter von
Carlisle sei noch in einem auf ca. Ende April oder Mai anzusetzenden Schreiben an den
englischen König (SmRLEY, Royal Letters, Nr. 217, siehe das Regest in REK 111/1, Nr. 492) sehr
zuversichtlich über das Gelingen der Mission gewesen, könne sich also auch noch keine Abfuhr
auf einem Fürstentag geholt haben, trägt nicht, da es in dem Brief nur um die Hoffnungen
geht, die die englische Partei auf die Verhandlungen beim Kaiser setzte - von den deutschen
Fürsten ist keine Rede. Engelbert war nach dem Scheitern bei den deutschen Fürsten völlig
auf das Votum des Kaisers angewiesen, der aber seinerseits keineswegs ein großer Freund des
englischen Projekts war. Das Itinerar Heinrichs (VII.) hat zwischen dem 11.2.1225 (Augsburg)
und 24.4.1224 (Kaiserslautern) ein Loch (BF 3966/67), in das ein Aufenthalt in Frankfurt im
März/April gut hineinpasst. Im August hingegen ist das Zeitfenster enger (BF 3976/78) und
ein Fürstenvotum für Agnes von Böhmen wäre zu diesem Zeitpunkt auch schon viel zu spät
gekommen. Auch der gleich zu besprechende mögliche Auftritt des böhmischen Thronfolgers
Wenzel auf dem Hoftag könnte nur auf einen Termin vor dem Mai fallen.
59 Das weitere Wirken des Bayernherzogs zugunsten der Böhmin dürfen wir nach seinem Auftritt
in Ulm wohl als sicher voraussetzen. Zur politischen Nähe des Mainzers zu Böhmen siehe
oben S. 96. Das Itinerar Erzbischof Siegfrieds steht zumindest nicht im Widerspruch zur These,
er habe an einem auf den März/April anzusetzenden Frankfurter Hoftag teilgenommen,
denn am 21./22.2.1225 urkundet er in Mainz, am 2.3.1225 in Aschaffenburg, der nächste
Beleg datiert erst wieder auf den 18.6.1225, vgl. REM XXXII, Nr. 483f., 486 und 488. Für
August gibt es keine Belege. Für den Erzbischof von Köln, den wir als Hof tags teilnehmer
unbedingt anzunehmen haben, gilt dasselbe - am 16.3. ist er in Soest, am 28.4. beim König
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zur Entscheidung der Heiratsangelegenheit beitrugen, nicht in ausreichendem Ma-
ße.
Bertholds Schilderung beginnt mit der erwähnten Verlobung Heinrichs (VII.) mit
Agnes von Böhmen. Da das Angebot Ottokars von Böhmen am 20. Januar 1225 in Ulm
überbracht wurde, ohne dass sogleich eine Entscheidung darüber fiel,^ muss weiter-
verhandelt worden sein. Zwar haben wir keine durch Urkunden gesicherte Kenntnis
von einem Hof tag, der zwischen dem von Ulm (Januar) und Nordhausen (Ende Juli)
stattgefunden hätte. Die Annalen von St. Pantaleon Köln berichten aber von einem auf
etwa Mitte April zu datierenden Tag zu Frankfurt, auf dem die englischen Gesandten
mit ihrem Heiratsangebot auftraten, aber am Widerspruch der Fürsten scheiterten.^ Bei
dieser Gelegenheit dürfte die Entscheidung für Agnes von Böhmen gefallen sein, von
der die übrigen Quellen berichten - herbeigeführt wohl vor allem durch Herzog Ludwig
von Bayern und den böhmenfreundlichen Erzbischof von Mainz, die beide mit dem
Erzbischof von Köln um die Führungsposition am Hofe Heinrichs (VII.) konkurrierten.^
5^ Da auf dem dem Ulmer Tag außer dem Bayernherzog als Brautwerber keine prominenten Par-
teigänger Böhmens anwesend waren (siehe die in BF 3960f. und 10026 genannten Teilnehmer)
und der Gesandtenbericht Carlisles von einer direkten Ablehnung der böhmischen Offerte
durch Heinrich (VII.) spricht, ist anzunehmen, dass der Reichsverweser, Erzbischof Engelbert,
es zumindest vermochte, eine sofortige Zusage zu verhindern.
58 Annaies S. PanfaVonis (sogen. Continuatio IV der Kölner Königschronik), in: Chronica Regia
Coloniensis (Annales maximi Colonienses) cum continuationibus, hg. von GEORG WAiTZ (MGH
SS rer. Germ, in usum scholarum, 18), Hannover 1880, S. 255: „HemncMS rav canüra Paiaul
ErHHpz'Htwf, M&z ^Mz'dazn epz'scopMS (sczl.; uozz Czzdz's/e) znz'ssMS zz rage AzzyZz'a crzzn cafarz's zpszzzs /eyzdz's
zz^zzzf, iahrrazzs zzf zjzse rav zzzafrz'zzzozzz'zzzzz cozzfraizeref czzzzz sorore reyz's dzzyiz'e. Sed czzzzz faiz's cozzfracüzs
zfz'spZz'crzz'ssaf prz'zzcz'pzhrzs zzac poüzz'ssaf Paizara procasszzzzz, zzrzzzcz'z z'zzacfa rauarfMzzüzr." Wenn sich auch
Peter Thorau zuletzt wieder dafür ausgesprochen hat, diesen Hoftag, zu dem andere Quellen
fehlen, für den August anzusetzen, so ist doch dem Ansatz der Rayasfa fznperz'z, ihn auf März
oder April zu datieren (BF 3966a), klar der Vorzug zu geben, zumal auch Reiner von Lüttich
von einem offenbar kurz nach dem 19.3.1225 stattfindenden Frankfurter Hoftag spricht, dazu
unten S. 131 (Anm. 175). Vgl. THORAU, Heinrich (VII.), S. 254, der sich auf die Erörterungen
WiNKELMANNS (Friedrich II., Bd. 1, S. 539ff.) beruft. Dessen Hauptargument, Walter von
Carlisle sei noch in einem auf ca. Ende April oder Mai anzusetzenden Schreiben an den
englischen König (SmRLEY, Royal Letters, Nr. 217, siehe das Regest in REK 111/1, Nr. 492) sehr
zuversichtlich über das Gelingen der Mission gewesen, könne sich also auch noch keine Abfuhr
auf einem Fürstentag geholt haben, trägt nicht, da es in dem Brief nur um die Hoffnungen
geht, die die englische Partei auf die Verhandlungen beim Kaiser setzte - von den deutschen
Fürsten ist keine Rede. Engelbert war nach dem Scheitern bei den deutschen Fürsten völlig
auf das Votum des Kaisers angewiesen, der aber seinerseits keineswegs ein großer Freund des
englischen Projekts war. Das Itinerar Heinrichs (VII.) hat zwischen dem 11.2.1225 (Augsburg)
und 24.4.1224 (Kaiserslautern) ein Loch (BF 3966/67), in das ein Aufenthalt in Frankfurt im
März/April gut hineinpasst. Im August hingegen ist das Zeitfenster enger (BF 3976/78) und
ein Fürstenvotum für Agnes von Böhmen wäre zu diesem Zeitpunkt auch schon viel zu spät
gekommen. Auch der gleich zu besprechende mögliche Auftritt des böhmischen Thronfolgers
Wenzel auf dem Hoftag könnte nur auf einen Termin vor dem Mai fallen.
59 Das weitere Wirken des Bayernherzogs zugunsten der Böhmin dürfen wir nach seinem Auftritt
in Ulm wohl als sicher voraussetzen. Zur politischen Nähe des Mainzers zu Böhmen siehe
oben S. 96. Das Itinerar Erzbischof Siegfrieds steht zumindest nicht im Widerspruch zur These,
er habe an einem auf den März/April anzusetzenden Frankfurter Hoftag teilgenommen,
denn am 21./22.2.1225 urkundet er in Mainz, am 2.3.1225 in Aschaffenburg, der nächste
Beleg datiert erst wieder auf den 18.6.1225, vgl. REM XXXII, Nr. 483f., 486 und 488. Für
August gibt es keine Belege. Für den Erzbischof von Köln, den wir als Hof tags teilnehmer
unbedingt anzunehmen haben, gilt dasselbe - am 16.3. ist er in Soest, am 28.4. beim König