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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0184

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sehen Europa und Afrika zu überqueren, bis sie schließlich bei Marseille an
Land gingen.^
Während Episoden wie die letztgenannte wohl eher die Ausnahme blieben,
können wir davon ausgehen, dass sich die Auffassung von der >europäischen<
Mission des Apostelpaares Petrus und Paulus verfestigtet So hielt im 13. Jahr-
hundert der zunächst in Lorch, dann in Passau tätige Albert Behaim in seiner
»Descriptio gentium et diversarum nationum Europe« (schon der Name lässt
aufhorchen) fest, dass die beiden Apostel gemeinsam mit dem Evangelisten
Johannes, dessen Bruder Jakob sowie Andreas und Philipp nicht nur »ganz
Europa mit dem katholischen Glauben erleuchteten«, sondern damit dem
Erdteil auch »ewiges Heil« brachten.^

2.2. Kirche in der ganzen Welt: auch in Europa - oder vor allem in Europa?
Albert Behaim markiert den Endpunkt einer Entwicklung, die eine radikale
Umbewertung der Erdteil-Symbolik mit sich bringen konnte, wenngleich die
einschlägigen Einschätzungen stets umstritten blieben. Seinen Ausgang nahm
dieser Prozess ab der Zeit der karolingischen Bibelkommentatoren: Bereits
Walahfrid Strabo hatte in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte den Weg
des Paulus vom kleinasiatischen Ephesus nach Makedonien explizit als Über-
setzen nach Europa gefasst/" Wie schon Beda Venerabilis, notierte auch Wa-
lahfrid zum ersten Petrusbrief ausdrücklich die Existenz zweier Bithynien,
nämlich in Asien und in Europa/" Etwa zeitgleich erklärte Haymo von Auxer-
re in seinem Kommentar zum paulinischen Römerbrief gleich mehrfach, dass
Illyrien, in das Paulus kam, als erste Region am Anfang Europas liege - und
am Ende Asiens.^ Die Deutung des zweiten Korintherbriefs nutzte er zudem

66 Hrabanus Maurus, Vita beatae Mariae Magdalenae et sororis ejus sanctae Marthae, irr: PL 112,
Sp. 1493 (c. 37: »Qualiter viginti quatuor seniores Gallias et Hispanias sortiti sunt«).
67 Zur Bedeutung des Apostels Petrus als zentrale Orientierungsfigur in der Kirchenvorstel-
lung des 12. Jhs. s. Beinert 1973, S. 272-276, der allerdings nicht auf die Frage der europäi-
schen Verortung< eingeht.
68 Albert Behaim, Descriptio gentium et diversarum nationum Europe, hg. Englberger 2007,
S. 508f. (Red. Y) und 535 (rekonstr. Urfass. X): Post descn'ph'oMem geMhüm et dmersarMm Mah'o-
nMm PMrope se^MdMr Mdere de saMch's et predMaDrdms uerM De;', per adwMfMm gDr;'os;'ss;mo-
rMm aposkdorMm Petr;', PaMd, loanms euangehsfe et 7acoM /hün's ems, s;'m;7;Yer et Andreas ad?Me
Pd;7;'pp;', kdam PMropam/;'dem dafdodea diMmmanfes, tot; PMrope saMfem efernam dederMnf.
69 Walahfrid Strabo, Actus apostolorum, in: PL 114, Sp. 463 (c. 19, v. 22): Pransüe wdcdsf de As;'a,
;'n ^Ma esf PpdesMS, ;'n eMropam, MM Maeedonia et Acdaia SMMf; f...J. Demandt 1998, S. 151, erwähnt
diesen Gedanken für die frühneuzeitliche Bibeltradition - für die antiken Zeitgenossen sei
der beschriebene Weg »kein Schwellensprung« gewesen. Wie das zitierte Beispiel zeigt, galt
dies in der Mitte des 9. Jhs. nicht mehr.
70 Walahfrid Strabo, Epistola I b. Petri, in: PL 114, Sp. 679 (c. 1, v. 1): Omnes dae proAr;c;'sc Graeco-
rMm SM?ü ;'n As;'a, sed esf ad'a B;Ydi/n;ä M PMropa; de ^Ma ;7P ^M; ;'n As;'a SMMf Bddi/nd' or;g;nem dadM-
erMMf. Vgl. noch Marünus Legionis, Expositio in epistolam I b. Petri apostoli, in: PL 209, Sp. 217.
71 Haymo von Halberstadt [Haymo von Auxerre], In divi Pauli epistolas expositio, in: PL 117,
Sp. 371 (»In epistolam ad Romanos«, c. 1); ebd., Sp. 500f. (c. 15): Pd/r;'cMm proAmi'a esf, Mt dha-
rn MS. Pst aMÜm/ÜM's As;'ae, et prMMpMm PMropae. Bruns 2009, S. 22f. und 28, möchte ähnliche
Formulierungen bei Orosius und Isidor, die vom MdMm des Erdteils sprechen, mit I 2001,
 
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