INSTRUMENTE VON WENZEL JAMNITZER
Kalenderunterlagen konnte man aber auch die gewünschten Feststellungen
für vor- und rückwärts liegende Zeiten, wie schon gesagt, durch die Angaben
der Scheibe rein graphisch gewinnen. Genügend genaue Ergebnisse waren
mit diesem Instrument aber nur für Orte mit geographischen Breiten zwischen
49 bis 51 Grad zu erreichen. Astrologischen Zwecken hat auch offenbar das
halbe Sechseck im unteren Teil der Rückseite der Scheibe <Tafel VI> gedient.
Wahrscheinlich ist es nach besonderen Angaben und persönlichen Wünschen
gefertigt und lag ihm, wie wahrscheinlich der ganzen Einrichtung des In-
strumentes, eine schriftliche Erläuterung zugrunde. Jede der 24 Stunden ist
hier in 10x6 Minuten geteilt. Jede, außer der 24. Stunde, ist mit einem
Buchstaben des Alphabetes versehen. LI undV sind entsprechend dem da-
maligen Schriftgebrauch als ein Buchstabe gerechnet. Das W ist ganz aus-
gelassen. Kurfürst August befragte bei wichtigen Vorhaben und Entschlie-
ßungen fast immer die Sterne oder seine Punktorakel. Diese Zeichenanord-
nungen mögen den Entschließungen des Kurfürsten wohl oftmals Richtungen
gegeben haben, die uns heute verwunderlich erscheinen mögen.
Bei der Anführung der Meßscheibe in den erwähnten Kunstkammer-
Inventarien wird bereits eingangs das wesentlichste über ihre Bestimmung
zu meßtechnischen Arbeiten gesagt. Hierfür war vor allem die Rückseite
(Tafel VI> bestimmt. Der Drehungspunkt der Regel (entweder 2 oder 20>
lag in der sichtbaren kleinen Öffnung im Zentrum des astrologischen Sechs-
eckes. Um Horizontalwinkel messen zu können, wurde die Scheibe hori-
zontal nach der Lotwage (vielleicht 10> und nach der Bussole eingestellt.
Höhenwinkelmessungen erforderten Vertikalstellung und das schon er-
wähnte Einrichten nach dem Fadenlote. Die Messung von Gestirnabständen
(»weiten der Sterne«, Doppelmayr, bei Erwähnung der Scheibe) waren
durch Einrichten der Scheibe in der Höhe der Gestirne ebenfalls möglich.
Wahrscheinlich hat das Stativ zum schnelleren Verstellen der Scheibe in
allen diesen Lagen eine Art KugeL oder Nußgelenk besessen. Diese Seite
war also nicht lediglich, wie die Inschrift zur großen Randteilung besagt,
»gegen dem Mon« (Mond> zu gebrauchen. So war es mit der Scheibe auch
möglich, mit »zweien Stenden«, d. h. von zwei in ihren Abständen durch
Maß bekannten und festgelegten Standpunkten aus, irdische Entfernungen
zu messen. In manchen, an irdischen Objekten vorgenommenen Messungen
erforderten die in Graden abgelesenen Maße bei ihrer Niederlegung in einer
Zeichnung eine Umrechnung in Klaftern, Ruten, Ellen usw. Dazu dienten
die zinnerneTafel (7> mit ihrem Zubehör (8> und jedenfalls auch die Rechen-
tafel in dem großen Halbkreis. Die mit umbra recta und umbra versa be-
zeichnete Teilung des im 16. Jahrhundert viel verwendeten geometrischen
Quadrates war eine schon den Arabern bekannte Anordnung. Darauf soll
wahrscheinlich auch die Araberfigur mit dem gleichen Quadrat zu Füßen
hindeuten. Diese Teilung diente unter Verwendung derselben Regel gleichen
Zwecken wie die Hauptteilung selbst. Letztere stimmt auch mit jener über-
51
Kalenderunterlagen konnte man aber auch die gewünschten Feststellungen
für vor- und rückwärts liegende Zeiten, wie schon gesagt, durch die Angaben
der Scheibe rein graphisch gewinnen. Genügend genaue Ergebnisse waren
mit diesem Instrument aber nur für Orte mit geographischen Breiten zwischen
49 bis 51 Grad zu erreichen. Astrologischen Zwecken hat auch offenbar das
halbe Sechseck im unteren Teil der Rückseite der Scheibe <Tafel VI> gedient.
Wahrscheinlich ist es nach besonderen Angaben und persönlichen Wünschen
gefertigt und lag ihm, wie wahrscheinlich der ganzen Einrichtung des In-
strumentes, eine schriftliche Erläuterung zugrunde. Jede der 24 Stunden ist
hier in 10x6 Minuten geteilt. Jede, außer der 24. Stunde, ist mit einem
Buchstaben des Alphabetes versehen. LI undV sind entsprechend dem da-
maligen Schriftgebrauch als ein Buchstabe gerechnet. Das W ist ganz aus-
gelassen. Kurfürst August befragte bei wichtigen Vorhaben und Entschlie-
ßungen fast immer die Sterne oder seine Punktorakel. Diese Zeichenanord-
nungen mögen den Entschließungen des Kurfürsten wohl oftmals Richtungen
gegeben haben, die uns heute verwunderlich erscheinen mögen.
Bei der Anführung der Meßscheibe in den erwähnten Kunstkammer-
Inventarien wird bereits eingangs das wesentlichste über ihre Bestimmung
zu meßtechnischen Arbeiten gesagt. Hierfür war vor allem die Rückseite
(Tafel VI> bestimmt. Der Drehungspunkt der Regel (entweder 2 oder 20>
lag in der sichtbaren kleinen Öffnung im Zentrum des astrologischen Sechs-
eckes. Um Horizontalwinkel messen zu können, wurde die Scheibe hori-
zontal nach der Lotwage (vielleicht 10> und nach der Bussole eingestellt.
Höhenwinkelmessungen erforderten Vertikalstellung und das schon er-
wähnte Einrichten nach dem Fadenlote. Die Messung von Gestirnabständen
(»weiten der Sterne«, Doppelmayr, bei Erwähnung der Scheibe) waren
durch Einrichten der Scheibe in der Höhe der Gestirne ebenfalls möglich.
Wahrscheinlich hat das Stativ zum schnelleren Verstellen der Scheibe in
allen diesen Lagen eine Art KugeL oder Nußgelenk besessen. Diese Seite
war also nicht lediglich, wie die Inschrift zur großen Randteilung besagt,
»gegen dem Mon« (Mond> zu gebrauchen. So war es mit der Scheibe auch
möglich, mit »zweien Stenden«, d. h. von zwei in ihren Abständen durch
Maß bekannten und festgelegten Standpunkten aus, irdische Entfernungen
zu messen. In manchen, an irdischen Objekten vorgenommenen Messungen
erforderten die in Graden abgelesenen Maße bei ihrer Niederlegung in einer
Zeichnung eine Umrechnung in Klaftern, Ruten, Ellen usw. Dazu dienten
die zinnerneTafel (7> mit ihrem Zubehör (8> und jedenfalls auch die Rechen-
tafel in dem großen Halbkreis. Die mit umbra recta und umbra versa be-
zeichnete Teilung des im 16. Jahrhundert viel verwendeten geometrischen
Quadrates war eine schon den Arabern bekannte Anordnung. Darauf soll
wahrscheinlich auch die Araberfigur mit dem gleichen Quadrat zu Füßen
hindeuten. Diese Teilung diente unter Verwendung derselben Regel gleichen
Zwecken wie die Hauptteilung selbst. Letztere stimmt auch mit jener über-
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