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MATHEMATISCHE INSTRUMENTE
VON WENZEL JAMNITZER
von
MAX ENGELMANN
Trotz strenger Gesetze gegen den Luxus entwickelte sich das Handwerk
der Goldschmiede während der deutschen Renaissance, namentlich an
der Pegnitz und am Lech, zu einer selbstbewußten Höhe und Leistungs^
Fähigkeit, die nie wieder erreicht wurde. Das bestätigt das auf uns gekom-
mene Edelgut aus dieser Zeit. Mit diesem ist uns mancher Meistername
vertraut geworden. Keiner hat sich aber die Bedeutung erringen können,
die heute dem Nürnberger Wenzel Jamnitzer1) zugesprochen werden muß.
Er wandte sich mit Entschiedenheit von den Formen der Gotik ab und lebte
sich völlig in die von Italien herübergekommene neue Formenwelt ein.
Seinen Meistern der Antike war er ebenbürtig. Eigenes gebend, beherrschte
er ihren hohen Stil mit aller Freiheit und bildete ihn weiter aus. Würdig
und kühn steht er vor allem neben Benvenuto Cellini. Ideenreich phan-
tastisch, mit staunenswerter Leichtigkeit die damals schon sehr vielfältigen
Ausdrucksmittel der Goldschmiedekunst beherrschend, spiegelt er in seinen
Leistungen unmittelbar die Größe seiner Zeit, spiegelt er namentlich das
deutsche Können jener Zeit, der ebenfalls ein Goldschmied: Albrecht Dürer,
als ein Wegweisender zu dauernder Größe verhülfen hatte.
’> W. J,, geb. 1508 zu Wien, wurde 1534 Meister in Nürnberg. Er genoß wie kaum
eine der Größen des gewerblichen Nürnbergs seinerZeit Ehren und Ansehen. Vier Kaiser:
Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolph II. ernannten ihn zu ihrem Hofgold-
schmied. Er gehörte als Gewählter aus dem Handwerk der Goldschmiede seit 1556 dem
größeren, seit 1571 dem kleineren Rate Nürnbergs an und hatte in letzterer Eigenschaft die
seltene Ehre, den Titel »Herr« amtlich zu beanspruchen. J. starb am 15. Dez. 1585. Der
Eintrag seines Begräbnisses <19. Dez.> im Totenbuch zu St. Sebald erfolgte als etwas be-
sonders bemerkenswertes mit roter Schrift. Sein Grab auf dem St. Johannisfriedhof trägt
die Nr. 664. Es besitzt eine prächtige Bronzeplatte mit seinem Profilbild.—Zeitgenössische
Bildnisse von ihm sind mehrfach erhalten. Das wichtigste, ein Ölbild von seinem Freunde
Georg Pentz ist verschollen. Auf J. wurden allein 9 Schaumünzen geprägt. Einige rühren
wahrscheinlich von ihm selbst her, die schönste fertigte sein Schwiegersohn Valentin Maler
an. — Über sein und seiner Anverwandten Schaffen besitzen wir eine Anzahl von Einzel-
schriften. Als wichtigste Quellen mögen hier angeführt sein: Neudörffer: Verzeichn, v.
Nürnbergischen Werkleuten und Künstlern 1547 <Ausg. Lochner, Wien 1875),- Doppel-
mayr: Nachrichten von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern Nrnb. 1730,-
Die Nürnbergischen Künstler III. Heft Nrnb. 1828,- R. Bergau: Wentzel Jamitzer: Ent-
würfe zu Prachtgefäßen Berlin 1879/ Ders.: Allgemeine deutsche Biographie XIII. 3.
Lpz. 1881 S 691,- M. Frankenburger: Beiträge zur Geschichte Wenzel Jamnitzers und
seiner Familie, Straßb. 1901/ Kunst und Gewerbe I <1874),- Anz. f. Kunde der deutschen
Vorzeit 1876/77/ Bucher: Geschichte der techn. Künste,- Ders.: Mit Gunst Lpz. 1886,-
Zeitschr. d. Kunst-Gewerbe-Vereins München 25. <1875),- Luthmer: Gold und Silber
Lpz. 1888.

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