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DIE DRAHTZIEHBANK DES KURFÜRSTEN AUGUST

Als vor fünf Jahren durch die Ausstellung »Kunst und Kultur unter
den sächsischen Kurfürsten« zum ersten Male der Reichtum an Schaffen und
Vermitteln künstlerischer Tätigkeit, der in drei Jahrhunderten das sächsische
Land befruchtet hat, in einem großen und klar geordneten Bilde gezeigt
wurde, da prangte in dem Hauptsaal an einem Ehrenplatz die Drahtzieh^
bank Leonhard Danners. Von einem deutschen Meister für einen deutschen
Fürsten geschaffen, muß das prächtige Werk heute in seiner Verbannung
als eine trübe Erinnerung an eine Zeit erscheinen, wo der Stolz auf die
eigne Vergangenheit nur allzuoft vor den materiellen Anforderungen des
Daseins verblaßte. Wenn schon in den Jahren, als der sächsische Forscher
die Werte des Stückes in begeisterten Worten schilderte, Versuche gemacht
worden sind, das Stück wieder für seine alte Heimat zurückzugewinnen, so
wird der Wunsch, das Hauptstück der Werkzeugsammlung mit den alten
Beständen im Historischen Museum zu vereinigen, heute zur lauten und
unabweisbaren Forderung. Die Wiedererlangung der Drahtziehbank für
die königlichen Sammlungen ist eine Pflicht der Pietät, sowohl gegen den
Meister, der in der Arbeit sein Bestes gab, wie gegen den kunstsinnigen
Fürsten, der den Grund zu dem Reichtum der Dresdner Museen gelegt hat.
Diese Pflicht zu erfüllen, darf kein Opfer zu groß erscheinen. Wenn dieser
Aufsatz dazu beitragen könnte, die Wege zu einem solchen Ziele zu wei-
sen, dann dürfte sich der Historiker einmal mit Recht sagen, daß er nicht nur
der Vergangenheit gedient, sondern in Wirklichkeit für die Zukunft gear-
beitet hat.

Bank ausgestellt sind, wurden im Jahre 1885 von Andre Lutscher dem Museum geschenkt/
sie gehören anscheinend derselben Periode an, über ihren unmittelbaren Zusammenhang mit
denen der Bank konnte indeß bis jetzt ebensowenig etwas Sicheres ermittelt werden wie
über den der im Historischen Museum befindlichen Instrumente. Die Ordnung dieser Samm-
lung, im Anschluß an die ausführlichen Inventare, ist die Aufgabe nicht eines Kunsthisto-
rikers, sondern eines Technikers/ zweifellos aber wird für die Geschichte des Handwerkes
hier noch außerordentlich viel wertvoller Aufschluß zu finden sein.

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