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ERICH HAENEL

zeug nicht mehr im ersten Gemach »neben dem Frauen Zimmer gegen dem
Schloßhoffe«, sondern in der dritten Stube aufbewahrt wird. Aber schon
1629 kann Philipp Hainhofer bei seinem Besuche in der Dresdner Kunst-
kammer sie wieder zusammen bewundern19) und vergißt nicht zu bemerken,
daß Kurfürst Augustus sie selbst gebraucht, und auch nahe bei 100 Stück,
jedes absonderlicher Art von Silberdraht gezogen, und hinter sich gelassen
zum ewigen Gedächtnis. In den Beschreibungen der Kunstkammer von
Weck'20), Beutel'21) und Neickel'22) wird das Stück nicht selbständig erwähnt,
sondern nur die ganze Gruppe von Instrumenten, Brech-, Hebe= und Hand-
werkszeugen aufgeführt. Als 1730 von August dem Starken der Mathe-
matisch-Physikalische Salon gegründet wurde, wanderte die Bank mit dem
sonstigen Instrumentenschatz in den Zwinger. Ihre Bedeutung aber scheint
mehr und mehr in Vergessenheit geraten zu sein, denn weder in dem Inven-
tar von 1729/30 <dessen zwölfter Band allerdings fehlt) noch in dem von
1818 wird sie genannt, sondern erst in einem Nachtrag der Akten von 1887.
Aber das Schicksal, das sie später traf, warf damals schon seine Schatten
voraus: denn 1837findet sie sich in einem »Verzeichnis derjenigen älteren, un-
brauchbaren oder defekten Gegenstände, welche aus den Sammlungen des
Mathematisch = Physikalischen Salons und der Modellkammer bei Abgabe
des bisher benutzten mittleren Salons wegen Mangel an Raum verkauft
werden möchten«. Zu diesem Zeitpunkt hören die sicheren Nachrichten
über den weiteren Aufenthaltsort des Stückes auf,- bei den Verkäufen und
Versteigerungen, die in diesen Jahren der finanziellen Zerrüttung des Landes
die Bestände der königlichen Sammlungen dezimierten, wird es, wohl da-
mals schon vom Wurm angegriffen und unansehnlich geworden, das Schick-
sal so zahlreicher Kunstwerke und Waffen geteilt haben. Daß es 1854 bei
Auflösung der Modellkammer mit verkauft worden ist, wie Steche mitteilt,
konnte jedenfalls nicht aktenmäßig bewiesen werden. Erst in den achtziger
Jahren taucht die Bank in Paris wieder auf, als Eigentum der Stadt Paris
im Musee Carnavalet aufgestellt, und von dort gelangte sie 1886 durch
Tausch ins Musee Cluny. Hier steht sie, in einem Saale des ersten Stock-
werkes, heute noch 23).
19> Des Augsburger Patriziers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden.
Herausg. von O. Doering, 1901 (Quellenschriften für Kunstgeschichte Bd.XII) S.161.
2U> Anton Weck, Der Churf.. . Residentz= und Haupt Westung Dresden Beschreibe
und Vorstellung. Nürnberg 1680. S. 34.
21> Tobias Beutel, Churfürstlicher Sächsischer Stets grünender hoher Cedern=Wald . . .
Gedruckt zum drittenmahl 1703. S. 71.
2“) C.F. Neickel, Museographia od. Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher An»
legung der Museorum od. Raritäten Kammern . . . Vermehrt von D. Johann Kanold. Leip-
zig und Breslau 1727. S. 191.
23> Wie M.Haraucourt, der Direktor des Musee Cluny, mir mitteilt, gehört die Bank
seinem Museum, obwohl die Etikette noch das Eigentum der Stadt Paris, der das Musee
Carnavalet gehört, angibt. Über den früheren Verbleib des Stückes ist im Musee Cluny
nichts bekannt. Die 56 Werkzeuge für Drechsel^ und Goldschmiedearbeiten, die mit der

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