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ERNST ZIMMERMANN


1. Tigürcben in Meißner Porzellan mutmaßlich von Tritzsche
Dresden, Porzellan Sammlung
konnte demnach die eigentlich plastische Arbeit nicht auf mechanische Weise
erfolgen, hier mußte diese ganz selbständig durchgeführt werden. Ein Ur-
heber aller dieser Arbeiten oder wenigstens einesTeils derselben aber war bis-
her nicht zu finden gewesen. Die Akten der Manufaktur erwähnen aus dieser
Zeit noch keine einzige Persönlichkeit, die damals bildhauerische Arbeiten
für die Meißner Manufaktur durchgeführt hätte. So blieb die Meißner Por-
zellanplastik dieser Zeit bis jetzt ein Rätsel, das durch den erwähnten Gegen-
satz der Qualität ihrer einzelnen Stücke nicht gerade einfacher erschien.
Und dieses Rätsel scheint sich auch keineswegs gleich für die zunächst
folgende Periode der Meißner Manufaktur zu lösen, da Herold ihr künst-
lerischer Leiter ward. Aus dieser Zeit kennen wir zunächst einige kleine
Figürchen, sowie auch Tierdarstellungen, die als Knöpfe und Bekrönungen
an Gefäßen Verwendung fanden, die jenen oben genannten dilettantischen
Arbeiten der ersten Zeit hinsichtlich künstlerischer wie technischerBehandlung
durchaus verwandt sind. Daneben tauchten jedoch bald, wie die Dresdner
Sammlung zeigt, eine ganze Reihe von hockenden chinesischen Pagoden
größeren Formats auf, die freilich nur wenig wirklich ostasiatischen Charakter
zeigen, dafür aber eigenartig rundlich modelliert und von einer ziemlichen, bis
dahin noch nicht gesehenen Scheußlichkeit sind <Taf. VII>. Sie können von
niemandem erfunden und durchgeführt sein, der nur ein ganz klein wenig
künstlerische Ausbildung besaß, und demnach wiederum nur Arbeiten eines

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