ERNST ZIMMERMANN
Alle diese Service waren noch ziemlich einfach gehalten. Der farbige,
im ostasiatischen Stil gehaltene Schmuck wog vor, und nur das sächsisch-
polnische wirkte wohl bedeutend prunkvoller, dank seinen mächtigen, reich
mit Gold ausgestatteten Wappenschildern und seiner sonstigen Vergoldung.
Die Plastik beschränkte sich noch auf die etwas reicher ausgestatteten Knöpfe
und Griffe der Gefäße. Trat ja doch damals das plastische Element, da
die Meißner Manufaktur in dieser Zeit noch über keinen bedeutenden
plastischen Mitarbeiter verfügte, in der Ausbildung des europäischen Por-
zellanstils überhaupt noch sehr zurück.
Mit Kändlers Eintritt in die Manufaktur im Jahre 1731 änderte sich
dies Verhältnis bald bedeutend und damit auch der Charakter der größeren
Service. Zwar der königliche Hof bestellte damals keine neuen. Er war
eben durch die vorher genannten anscheinend genügend mit solchen ver-
sehen. Auch scheint sich der König August III., der jetzt zur Regierung
gelangte, niemals besonders für das Material interessiert zu haben, auf
dessen Erfindung in seinen Landen sein Vater immer so ganz besonders
stolz gewesen war. Lim so mehr strebten dagegen jetzt die großen Wür-
denträger Sachsens und, dank dem sich immer weiter verbreitenden Ruhm
des Meißner Porzellans, auch des übrigen Deutschlands darnach, dasselbe
zur Bekundung des Glanzes ihrer Stellung zu benutzen, zu welcher es
seiner ganzen Natur nach ja so überaus geeignet war. So entstanden die
großen Service der sächsischen Minister, der Grafen Sulkowsky und Hen-
nicke, sowie das alle anderen übertreffende des Grafen Brühl, weiter des
Kölner Kurfürsten Clemens August, des Fürst=Erzbischofs von Ermeland
Grabowsky und vieler anderer mehr. Im Jahre 1738 * * 3> erfolgte dann auch die
erste derartige Bestellung aus dem Auslande. Es war der russische General-
feldmarschall Graf von Münnich, der hier den Anfang machte.
Münnich4) war freilich kein Russe, sondern ein geborner Deutscher,
der jedoch den größten Teil seines Lebens in Rußland verbrachte, stets aber
mit seinem Vaterland in enger Verbindung verblieb. Er war 1683 zu
Neuenhuntendorf in der Grafschaft Oldenburg geboren, hatte sich früh-
zeitig mathematischen Studien ergeben und als Ingenieur in der Anlegung
von Deichen und Sielen tätig gezeigt, Im Jahre 1716 war er als Oberst
Verständnis erlegen sein In dieser Zeit können nur Nachlieferungen erfolgt sein. Die in
der Dresdner Sammlung befindlichen Stücke aus diesen Servicen zeigen schon durch die
vielfach noch erstaunlich unvollkommene Masse, sowie die mehrfach auftretende Schwerter-
marke über Glasur, daß diese Service mindestens zehn Jahre früher begonnen sein müssen.
Dagegen mag das Service mit dem sächsisch »polnischen Wappen ein wenig später ent^-
standen sein.
3> Berling. Festschrift zur 200jährigen Jubelfeier der Meißner Manufaktur 1910. S. 28.
4) Über das Leben Münnichs vgl.: Hempel, Leben Münnichs Bremen 1742. Halem,
Geschichte des Feldmarschalls Grafen Münnich. Oldenburg 1838. Kostomarow, Feld-
marschall Münnich (Russische Geschichte in Biographien, Bd 2), Allgemeine deutsche Bio-
graphie, Bd. XXIII und G. Lübben, Burchard Christoph Graf von Münnich im Oldenburger
Sonntagsblatt 1914 Nr. 18 u. 19.
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Alle diese Service waren noch ziemlich einfach gehalten. Der farbige,
im ostasiatischen Stil gehaltene Schmuck wog vor, und nur das sächsisch-
polnische wirkte wohl bedeutend prunkvoller, dank seinen mächtigen, reich
mit Gold ausgestatteten Wappenschildern und seiner sonstigen Vergoldung.
Die Plastik beschränkte sich noch auf die etwas reicher ausgestatteten Knöpfe
und Griffe der Gefäße. Trat ja doch damals das plastische Element, da
die Meißner Manufaktur in dieser Zeit noch über keinen bedeutenden
plastischen Mitarbeiter verfügte, in der Ausbildung des europäischen Por-
zellanstils überhaupt noch sehr zurück.
Mit Kändlers Eintritt in die Manufaktur im Jahre 1731 änderte sich
dies Verhältnis bald bedeutend und damit auch der Charakter der größeren
Service. Zwar der königliche Hof bestellte damals keine neuen. Er war
eben durch die vorher genannten anscheinend genügend mit solchen ver-
sehen. Auch scheint sich der König August III., der jetzt zur Regierung
gelangte, niemals besonders für das Material interessiert zu haben, auf
dessen Erfindung in seinen Landen sein Vater immer so ganz besonders
stolz gewesen war. Lim so mehr strebten dagegen jetzt die großen Wür-
denträger Sachsens und, dank dem sich immer weiter verbreitenden Ruhm
des Meißner Porzellans, auch des übrigen Deutschlands darnach, dasselbe
zur Bekundung des Glanzes ihrer Stellung zu benutzen, zu welcher es
seiner ganzen Natur nach ja so überaus geeignet war. So entstanden die
großen Service der sächsischen Minister, der Grafen Sulkowsky und Hen-
nicke, sowie das alle anderen übertreffende des Grafen Brühl, weiter des
Kölner Kurfürsten Clemens August, des Fürst=Erzbischofs von Ermeland
Grabowsky und vieler anderer mehr. Im Jahre 1738 * * 3> erfolgte dann auch die
erste derartige Bestellung aus dem Auslande. Es war der russische General-
feldmarschall Graf von Münnich, der hier den Anfang machte.
Münnich4) war freilich kein Russe, sondern ein geborner Deutscher,
der jedoch den größten Teil seines Lebens in Rußland verbrachte, stets aber
mit seinem Vaterland in enger Verbindung verblieb. Er war 1683 zu
Neuenhuntendorf in der Grafschaft Oldenburg geboren, hatte sich früh-
zeitig mathematischen Studien ergeben und als Ingenieur in der Anlegung
von Deichen und Sielen tätig gezeigt, Im Jahre 1716 war er als Oberst
Verständnis erlegen sein In dieser Zeit können nur Nachlieferungen erfolgt sein. Die in
der Dresdner Sammlung befindlichen Stücke aus diesen Servicen zeigen schon durch die
vielfach noch erstaunlich unvollkommene Masse, sowie die mehrfach auftretende Schwerter-
marke über Glasur, daß diese Service mindestens zehn Jahre früher begonnen sein müssen.
Dagegen mag das Service mit dem sächsisch »polnischen Wappen ein wenig später ent^-
standen sein.
3> Berling. Festschrift zur 200jährigen Jubelfeier der Meißner Manufaktur 1910. S. 28.
4) Über das Leben Münnichs vgl.: Hempel, Leben Münnichs Bremen 1742. Halem,
Geschichte des Feldmarschalls Grafen Münnich. Oldenburg 1838. Kostomarow, Feld-
marschall Münnich (Russische Geschichte in Biographien, Bd 2), Allgemeine deutsche Bio-
graphie, Bd. XXIII und G. Lübben, Burchard Christoph Graf von Münnich im Oldenburger
Sonntagsblatt 1914 Nr. 18 u. 19.
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