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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. IV
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Neuere Arbeiten von Muthesius, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0156

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Hermann Muthesius, Berlin-Nikolassee
Haus Neuburg- in Leitmeritz (Böhmen). — Eßzimmer


sition, sondern in demselben Maße eine solche der An-
passung an das darin sich abspielende Leben. Er durch-
denkt seine Bauten sehr sorgfältig nach der Seite der
Benützung hin, man möchte sagen: er durchlebt sämt-
liche Räume des Hauses, bevor er sie baut.
Im folgenden sei kurz auf die verschiedenen Bauten
einzeln eingegangen:
Haus Neuburg in Leitmeritz (Böhmen) — ein
schlichter, ruhiger Baukörper — wendet sich auf einer An-
höhe nahe der Stadt mit seiner Wohn-Breitseite der
Sonne zu. Aus einem an der westlichen Talseite tiefer
gelegenen Vorhof betritt man auf Untergeschoßhöhe das
Haus. Man gelangt zunächst in eine mit Kalksteinver-
kleidung und einem Kamin ausgestattete untere Halle,
von der aus eine massive Treppe mit Bronzegeländer in
das Erdgeschoß führt. Dort mündet diese Treppe auf
einem Podest, das zur Ablage führt und von dem aus
man in eine schmale, langgestreckte Halle gelangt. Von
dieser Halle sind alle Zimmer des Erdgeschosses zu-
gänglich. Sie wiederholt sich auch im Obergeschoß. Die
untere Halle ist ringsherum mit Bücherschränken aus-
gestattet, die obere an der einen Seite mit Wandschränken.
Das Eßzimmer ist in Zitronenholz vertäfelt. Auch die
Möbel sind aus Zitronenholz. Das Musikzimmer ist in
Kirschholz ausgebildet. Das Arbeitszimmer ist als Samm-
lungsraum mit flachen Schränken für die reiche Porzellan-
und Glassammlung des Bauherrn ausgestattet. Von der

als Anbau behandelten Veranda aus genießt man einen
herrlichen Rundblick weit hinaus über die Stadt und das
umgebende Land. Das Äußere des Hauses hat einen
gediegenen und ansprechenden Charakter. Ein beinahe
ungebrochenes rotes Ziegeldach erhöht den Eindruck
behaglicher Ruhe.
Das Haus Dr. Wild in Nikolassee wurde an ein
bereits bestehendes Atelier unter Verkleinerung desselben
angebaut. Es mußte den Umständen eines gebildeten,
äußerst kunstsinnigen und in bezug auf Schönheit der
Wohnung anspruchsvollen Bauehepaares, das aber in der
Ausdehnung des Hauses äußerste Beschränkung wünschte,
Rechnung getragen werden. Deshalb wurde vor allem ein
großes Musikzimmer angelegt und dem Eßzimmer eine
gefällige Gestalt gegeben, im übrigen äußerste Be-
schränkung gewahrt. Ein Bild von Hofer im Musikzimmer
und eines von Hodler im Eßzimmer geben diesen ein-
fachen, vornehmen Räumen die besondere Note.
Das Haus M. in Zehlendorf-West ist in Hakenform
angelegt. Sämtliche Wohnräume liegen an dem nach Süd-
osten geöffneten Sonnenwinkel, dem eine Terrasse und
weiterhin der Garten vorgelagert ist. Die Grundrißlösung
wurde durch den Umstand sehr erschwert, daß der Ein-
gang auf der Südostseite des Hauses gewünscht wurde.
Die Schlafzimmer im Dachgeschoß wenden sich wie die
Wohnzimmer alle der Sonne zu. Vor dem Schlafzimmer
der Eltern liegt ein Balkon, der durch eine Stangenvor-
 
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