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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. XII
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Eulenberg, Herbert: Hans Hartl
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0569

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Phot. Jos. Schwerti, München
Entwurf: Hans Hartl, Chefarchitekt in der Firma Gebr. Schürmann, Essen-Köln
Bücherschrank

HANS HARTL
Von Herbert Eulenberg

Mit welcher Freude kann man heute wieder die Versuche
unserer jungen Baukünstler verfolgen, die sich nach der
unfruchtbaren schrecklichen Zwischenzeit des Krieges erneut
um die Ausschmückung von Innenräumen bemühen. Da ist
der noch nicht dreißigjährige Süddeutsche Hans Hartl, ein
Schüler des im ganzen Reich geschätzten Rheinländers F. A.
Breuhaus, der mit einem feinen Geschmack, unterstützt von
einer Fülle von Einfällen, sich an die Neugestaltung von
Zimmern herangemacht hat, die auf das stärkste und an-
genehmste aufgefallen sind. Ich sah jedenfalls ein paar Räume
von ihm, die mich äußerst entzückt haben. Zunächst einen
Musiksalon: Die Decke ist leicht getönt, die Beleuchtung hinter
einer Stuckleiste oben verborgen. Eine versilberte Standlampe
fällt durch ihre reizende Schlankheit auf. Die Wände, mit
Halbsamt bespannt, stehen vorzüglich zu den weichen cham-
pagnerroten Polstermöbeln aus Plüsch. Sessel und Stühle sind
eine ganz besondere Stärke von Hans Hartl. Sowohl in ihrer
Färbung wie in ihrer Formung. Was einem später auch noch

bei einem wohltuend ruhig gestalteten Speisezimmer auffällt.
Sehr zustatten kommt diesem jungen Raumkünstler, daß er
eine große malerische Begabung hat; eine größere jedenfalls
als sie den meisten sonstigen Kunstgewerblern eignet. Er hat
für diesen Musiksalon eine Malerei auf Rohseide in einem
schmalen silbernen Rahmen geschaffen, die sich neben manchen
ausgezeichneten japanischen Holzschnitten sehen lassen kann.
Auch die in buntem Holz gehaltenen Einlegearbeiten zu
einem herrlichen und, was auf das lobenswerteste hinzugesetzt
werden soll, höchst brauchbaren Bücherschrank für ein Herren-
zimmer verraten malerisches Können und einen starken Sinn
für das Bildhafte. In diesem Zimmer sind ihm wiederum die
Polstersessel — lauter verschiedene Formen — ganz eigen-
artig geglückt. Sein sicheres Gefühl für das Anwendbare und
Notwendige zeigt Hartl auch in einem kleinen Kastenschrank,
den er in einer schön geschweiften Form, innen Ahornholz,
für Noten und Grammophonplatten in das Musikzimmer ge-
stellt hat. Schafft doch gerade die Unterbringung dieser
Fortsetzung S. 464
 
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