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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. XI
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Höhn, Heinrich: Möbel von Professor Eugen Nanz, Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0533

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433


Entwurf und Malerei von Professor Eugen Nanz, Nürnberg
Tagraum aus der Privatkrankenabteilung im Städtischen Krankenhaus, Nürnberg
Möbel in Schleiflack

Kunstgewerbeschule, in der er namentlich durch Professor
Bernhard Pankok wesentliche Förderung erfuhr, als
Schüler besucht hatte, wurde er, auf Anregung Pankoks,
1913 als Hilfslehrer an dieser Schule angestellt. Er wirkte
da, mit Ausnahme der Kriegsdienstjahre, bis man ihn
1921 als Lehrer für Möbelkunst an die staatliche Kunst-
gewerbeschule in Nürnberg berief, wo er, seit 1922 als
außerordentlicher Professor, in fruchtbarer Lehrtätigkeit
und rüstigem Schaffen tätig ist.
Der ihm angeborene Sinn für handwerklich gute Arbeit
und Form hat ihn stets treulich begleitet. Nanz hat diese
Gabe aber, in strenger Arbeit an sich selbst, unablässig
fortgebildet, verfeinert und vielseitig zur Wirkung ge-
bracht. So gediehen seine Schöpfungen schließlich zu
einer lauteren Reife und Abklärung in Anlage, techni-
scher Ausführung und zierender Einzelform. Auch ver-
schloß er sich als moderner Mensch nicht der Einsicht,
daß dieMitwirkung der Maschine im heutigen Kunstgewerbe
aus rationellen Gründen nicht mehr entbehrt werden kann.

Er geriet indes nicht in Abhängigkeit von ihr, sondern
wußte die Vorteile, die sie bietet, sich dienstbar zu machen.
Eine Gesamtform, die klar und groß wirkt und sinn-
gemäßer Ausdruck der Funktion ist, welche gefordert
wird, wurde ihm für seine Möbelstücke die erste und uner-
läßliche Grundlage der Erscheinung. Das Geheimnis der
richtigenMaßverhältnisse, das schwierigeAbc jeder„bauen-
den“ Kunst, ist ihm wohlvertraut. Größere, ruhig zusam-
mengenommene Flächen bringen das Material nach Mase-
rung und Farbencharakter höchst reizvoll zur Geltung.
Das Ornament ist meist nur sparsam und immer an Stellen
angewendet, wo es organisch sich einfügt und die Wirkung
des Kostbaren hervorruft. Aus den angeführten Gründen
haben die Arbeiten unseres Künstlers ein sehr gediegenes,
großzügiges und vornehmes Gepräge. Allem Unruhigen,
Sensationellen und Lauten sind sie völlig fern. Man be-
reitet sich eine künstlerische Wohltat, wenn man sich
mit der gesunden Gegenwart ihrer kräftig-sicheren und
schöngegliederten Formgefüge umgibt.
 
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