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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 26.1927

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Nr. XI
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Brückner, Franz P...: Arbeiten des Kölner Architekten Hermann Straub
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https://doi.org/10.11588/diglit.48543#0553

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449


Architekt Hermann Straub, Köln
Schlafzimmer in der Wohnung- Straub, Köln

ARBEITEN DES KÖLNER ARCHITEKTEN HERMANN STRAUB

In den früheren Jahren, da man die ersten Versuche machte,
die schroffen Gegensätze zwischen Handwerk, Industrie und
Kunst zu überbrücken, rissen ein paar eigenwillige Köpfe die
Führung an sich, gaben der Bewegung Anstoß und starken
persönlichen Impuls. Das ist heute beinahe schon historisch,
und die Persönlichkeiten sind eingereiht in die jüngste Ge-
schichte der Innenarchitektur, des Kunstgewerbes, der be-
wußt hochgezüchteten Werkform. Die Ideen sind Gemein-
gut geworden, eine große Nivellierung griff um sich: über-
all die gleichen Formen, die gleichen Linien, eine monotone
Gesinnung, ein unpersönlicher, meist industriell oder fabrik-
mäßig eingestellter Impuls.
Zuzeiten stößt man doch einmal, in der Masse der „Könner“,
der kühlen und überlegenen Routiniers, auf ein Temperament,
auf einen Menschen, der einem in dieser großen Nivellierung
etwas zu sagen hat, seinem Schaffen eine persönliche Note zu
geben sich bemüht, und auf einen solchen Künstler, einen jungen
Menschen, der noch ganz am Anfang seiner Entwicklung steht,
sei heute hingewiesen: auf den Kölner Architekten Hermann
Straub, einen Namen, der gewiß noch keinen Klang hat,
der aber unbeirrt um Modelaune und das selbstgenügsame
Sichaufspielen der Vielzuvielen seinen Weg geht.

Hermann Straub kommt vom Handwerk her: er hat die
gute, solide Tradition, die sich auf Mätzchen nicht versteht
und jeder Koketterie um Publikums- d. h. Massengunst abhold
ist. Aus dieser handwerklichen Schulung wuchs bei ihm der
Wille zur künstlerischen Formbildung: im Handwerker liegen
nun doch einmal, zufolge der unausgesetzten Beschäftigung
mit dem Material, die Möglichkeiten zu ganz neugearteten,
freischöpferischen Formen, die sich zuerst vielleicht zufällig,
dann immer mehr bewußt aus einer besonderen Behandlung
des Stoffes oder einer eigenwilligen Handhabung des Werk-
zeugs ergeben.
Auf der anderen Seite fühlt er sich frei von allem Literaten-
haften, das heute auch im Kunstgewerbe grassiert, von den
Doktrinen einer Schule, und sei es auch die individuellst ge-
leitete Kunstgewerbeschule. Er ist zu stark im persönlich durch-
pulsten Naturell verwurzelt, als daß er sich in irgendeine Theo-
retik einzwängen ließe, in eine naive oder auch raffinierte Sucht
des Experimentierens um jeden Preis: dieses Talent ist frisch,
unverbraucht, unverkünstelt.
Die Arbeiten, die Hermann Straub schafft, sind gewachsen
aus einem strengen, sachlichen Formwillen, nicht um bloßen
Effekts willen, der Sachlichkeit des Gebrauchs unbedingt an-
 
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