Stil seines Vaters erzählte, oder wie jenes kleinere Gemälde des nämlichen
Inhaltes, das, abwechselnd dem älteren Palma oder Tizian zugewiesen, aus dem
Palazzo Cornaro1) in die Galerie Barbarigo und später in die Sammlung Natale
Schiavoni gelangte, während wir das einstens dem Tintoretto zugeschriebene Gegen-
stück „Die Abreise Caterinas aus Cypern" heute beim Grafen Transehe auf dem
Schlosse Neu-Schwanenburg unweit von Riga2) suchen müssen.
Betrachten wir nun auf all' diesen Gemälden die Hauptperson, so ergeben sich,
von der Gewandung bis zu den Formen ihres Angesichtes, so viele Überein-
stimmungen, daß wir notgedrungen ein gemeinsames Vorbild für die Gestalt
Caterinas annehmen müssen; mit anderen Worten, es muß ein Porträt der cypri-
schen Königin existiert haben, dessen mehr oder weniger freie Varianten wir in
der Caterina Cornaro jener gemalten Historien erkennen. Und dieser Glaube wird
dadurch zur Gewißheit, daß sich im Kestner-Museum3) zu Hannover und beim
Conte Avogadro degli Azzoni zu Treviso Porträts der entthronten Herrscherin be-
finden, die selbst in den kleinsten Einzelzügen so sehr der Figur Caterinas auf
dem Gemälde in Neu-Schwanenburg gleichen, daß wir sie unbedenklich für Kopien
eben jenes nämlichen verschollenen Porträts der Cornaro ansehen können. Wer
aber hat dieses geschaffen? Vasari4) und Ridolfi5) berichten, daß Giorgione ein
Veronese." Zanotto wies in der kleinen Schrift „La regina Catterina Cornaro in atto di cedere la
corona di Cipro alla Repubblica Veneziana." Venezia 1840 nach, daß Carlo Caliari den größten Teil
des Bildes gemalt habe, eine Meinung, der auch Cicogna, Iscrizioni etc. vol. V. p. 641 beipflichtet.
Im Jahre 1853 ließ das Asilo infantile zu Venedig, dem es damals gehörte, das Gemälde öffentlich
verlosen. Es wanderte von einem Besitzer zum anderen, wurde im Jahre 1896 mit der Sammlung
Schönlank (s. den Katalog der Sammlung Schönlank, Köln 1896, Nr. 26, p. 15) versteigert und ist
seither nicht nachweisbar. Es existiert ein Stich von Marco Comirato nach diesem Bilde.
(1) S. Sansovino: op. cit. p. 374f. . . . „Nicolo Cornaro ... ha quadri cosi eccellenti e pretiosi, ehe
ognuno di essi basterebbe per formar uno studio, fra quali vedesi 1' imbarco di Catterina Cornaro
Regina di Cipro, partendo da Famagosta per portarsi a Venetia, accompagnato da Giorgio Cornaro
suo fratello. Questo fatto e di mano di Jacopo Tintoretto. La cessione del Governo e della Corona
di Cipro fatta dalle detta Regina in mano di Pietro Mocenigo, Generale della Repubblica, dipinta dal
Palma Vecchio . . ." Daß Tintorettos Bild identisch sei mit der von Ridolfi erwähnten Darstellung
der nämlichen Szene im selben Palazzo ist nicht anzunehmen, da hier ausdrücklich von einem
„quadro", dort von einem „fregio" gesprochen wird; bei dem zweiten Bilde, dessen Zuschreibung an
den älteren Palma wohl nicht ernsthaft diskutiert zu werden braucht, verwechselt Sansovino den Dogen
Barbarigo mit dem General Mocenigo; Carrer (op. cit. p. 214), der das Gemälde dem Tizian gibt und
abbildet, beschreibt es richtig. Zu Beginn der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts befand es
sich in der Sammlung Natale Schiavoni und ist seit der Auflösung dieser Galerie verschollen.
(2) S. Neumann: Verzeichnis der Gemälde-Sammlung v. Transehe-Neu-Schwanenburg. Riga 1909.
Nr. 63. S. 48. Leinwand, H. 2,04 m, Br. 1,42 m. Prof. Hauser, der das Bild restaurierte, will darin
ein Werk des Nicolo Ranieri erkennen. J. Neumann hält es für die Arbeit eines Nachfolgers des
Paolo Veronese; vielleicht könnte man auch an einen Schüler Tintorettos denken.
(3) Das Porträt im Kestnermuseum ist auf Leinwand gemalt, 1,02 m hoch und 0,81 m breit. Das Kleid
der Königin ist schwarz, ein weißer Schleier deckt das blonde Haar, der Vorhang, vor dem sie steht,
ist weinrot, der Hintergrund, von dem sich das Gewand stellenweise kaum abhebt, schwärzlich, die
Aufschrift späteren Datums. Ein drittes mit diesen beiden vollkommen übereinstimmendes Porträt
befand sich früher im venetianischen Palazzo Vendramin-Calergi, heute ist es aber dort nicht mehr
zu sehen.
(4) Vasari (ed. Milanesi) IV. p. g8f. „Ritrasse [sc. Giorgione] ancora di naturale Caterina regina di
Cipro, qual viddi io giä nelle mani del clarissimo messer Giovanni Cornaro . ..
(5) Ridolfi, op. cit., I. p. 126 . . . ritrasse molti personaggi, trä quali il doge Agostino Barbarigo,
Caterina Cornara regina di Cipro, Consalvo Ferrante . . . ed altri signori". Ich möchte annehmen,
16
Inhaltes, das, abwechselnd dem älteren Palma oder Tizian zugewiesen, aus dem
Palazzo Cornaro1) in die Galerie Barbarigo und später in die Sammlung Natale
Schiavoni gelangte, während wir das einstens dem Tintoretto zugeschriebene Gegen-
stück „Die Abreise Caterinas aus Cypern" heute beim Grafen Transehe auf dem
Schlosse Neu-Schwanenburg unweit von Riga2) suchen müssen.
Betrachten wir nun auf all' diesen Gemälden die Hauptperson, so ergeben sich,
von der Gewandung bis zu den Formen ihres Angesichtes, so viele Überein-
stimmungen, daß wir notgedrungen ein gemeinsames Vorbild für die Gestalt
Caterinas annehmen müssen; mit anderen Worten, es muß ein Porträt der cypri-
schen Königin existiert haben, dessen mehr oder weniger freie Varianten wir in
der Caterina Cornaro jener gemalten Historien erkennen. Und dieser Glaube wird
dadurch zur Gewißheit, daß sich im Kestner-Museum3) zu Hannover und beim
Conte Avogadro degli Azzoni zu Treviso Porträts der entthronten Herrscherin be-
finden, die selbst in den kleinsten Einzelzügen so sehr der Figur Caterinas auf
dem Gemälde in Neu-Schwanenburg gleichen, daß wir sie unbedenklich für Kopien
eben jenes nämlichen verschollenen Porträts der Cornaro ansehen können. Wer
aber hat dieses geschaffen? Vasari4) und Ridolfi5) berichten, daß Giorgione ein
Veronese." Zanotto wies in der kleinen Schrift „La regina Catterina Cornaro in atto di cedere la
corona di Cipro alla Repubblica Veneziana." Venezia 1840 nach, daß Carlo Caliari den größten Teil
des Bildes gemalt habe, eine Meinung, der auch Cicogna, Iscrizioni etc. vol. V. p. 641 beipflichtet.
Im Jahre 1853 ließ das Asilo infantile zu Venedig, dem es damals gehörte, das Gemälde öffentlich
verlosen. Es wanderte von einem Besitzer zum anderen, wurde im Jahre 1896 mit der Sammlung
Schönlank (s. den Katalog der Sammlung Schönlank, Köln 1896, Nr. 26, p. 15) versteigert und ist
seither nicht nachweisbar. Es existiert ein Stich von Marco Comirato nach diesem Bilde.
(1) S. Sansovino: op. cit. p. 374f. . . . „Nicolo Cornaro ... ha quadri cosi eccellenti e pretiosi, ehe
ognuno di essi basterebbe per formar uno studio, fra quali vedesi 1' imbarco di Catterina Cornaro
Regina di Cipro, partendo da Famagosta per portarsi a Venetia, accompagnato da Giorgio Cornaro
suo fratello. Questo fatto e di mano di Jacopo Tintoretto. La cessione del Governo e della Corona
di Cipro fatta dalle detta Regina in mano di Pietro Mocenigo, Generale della Repubblica, dipinta dal
Palma Vecchio . . ." Daß Tintorettos Bild identisch sei mit der von Ridolfi erwähnten Darstellung
der nämlichen Szene im selben Palazzo ist nicht anzunehmen, da hier ausdrücklich von einem
„quadro", dort von einem „fregio" gesprochen wird; bei dem zweiten Bilde, dessen Zuschreibung an
den älteren Palma wohl nicht ernsthaft diskutiert zu werden braucht, verwechselt Sansovino den Dogen
Barbarigo mit dem General Mocenigo; Carrer (op. cit. p. 214), der das Gemälde dem Tizian gibt und
abbildet, beschreibt es richtig. Zu Beginn der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts befand es
sich in der Sammlung Natale Schiavoni und ist seit der Auflösung dieser Galerie verschollen.
(2) S. Neumann: Verzeichnis der Gemälde-Sammlung v. Transehe-Neu-Schwanenburg. Riga 1909.
Nr. 63. S. 48. Leinwand, H. 2,04 m, Br. 1,42 m. Prof. Hauser, der das Bild restaurierte, will darin
ein Werk des Nicolo Ranieri erkennen. J. Neumann hält es für die Arbeit eines Nachfolgers des
Paolo Veronese; vielleicht könnte man auch an einen Schüler Tintorettos denken.
(3) Das Porträt im Kestnermuseum ist auf Leinwand gemalt, 1,02 m hoch und 0,81 m breit. Das Kleid
der Königin ist schwarz, ein weißer Schleier deckt das blonde Haar, der Vorhang, vor dem sie steht,
ist weinrot, der Hintergrund, von dem sich das Gewand stellenweise kaum abhebt, schwärzlich, die
Aufschrift späteren Datums. Ein drittes mit diesen beiden vollkommen übereinstimmendes Porträt
befand sich früher im venetianischen Palazzo Vendramin-Calergi, heute ist es aber dort nicht mehr
zu sehen.
(4) Vasari (ed. Milanesi) IV. p. g8f. „Ritrasse [sc. Giorgione] ancora di naturale Caterina regina di
Cipro, qual viddi io giä nelle mani del clarissimo messer Giovanni Cornaro . ..
(5) Ridolfi, op. cit., I. p. 126 . . . ritrasse molti personaggi, trä quali il doge Agostino Barbarigo,
Caterina Cornara regina di Cipro, Consalvo Ferrante . . . ed altri signori". Ich möchte annehmen,
16