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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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Mantel steht niederblickend auf der Mondsichel und Cherubinköpfchen. Die Gloriole
ist zunächst blau, dann goldbraun. Die Mandorla wird wiederum von Engeln ge-
bildet, jedoch wechseln hier Engel, die Attribute tragen, mit Gruppen von Engels-
köpfchen ab. Unten erblickt man eine Landschaft.
Diese Darstellung bildet in ikonographischer Hinsicht das Zwischenglied zwischen
der Berliner Concepcion und der zu Sanlucar. Die Auffassung, die wir in dem
Bild finden, das den Altar im linken Querschiff der Kirche des ehemaligen Convento
de la Merced zu Sanlucar ziert, fand den meisten Anklang, wie die Repliken im
Museum von Sevilla, der Academica de S. Fernando zu Madrid sowie in Dresden
beweisen. Vielleicht ist diese Komposition auch die früheste, doch hat der Meister
sie bis in die späteste Zeit beibehalten, denn gerade das Hauptstück in Sanlucar
gehört zu seinen spätesten Arbeiten.
Für Ruelas wirkt manches etwas befremdlich, und so hat Gestoso — in erster
Linie das Exemplar des Sevillaner Museums — Pacheco zugewiesen. Ich muß
gestehen, daß auch ich einige zeitlang dieser Ansicht gewesen bin. Namentlich
der Mantelhaltende Engel rechts gemahnt an Typen Pachecos. Die sicher von
diesem Maler stammenden Concepcionsbilder jedoch weisen, wie wir schon sahen,
einen so ganz anderen Charakter auf, daß die Zuschreibung Gestosos doch nicht
haltbar sein dürfte. Es ist auch wohl kaum anzunehmen, daß der linke Seitenaltar
von Pacheco herrührt, wo Ruelas doch den Hauptaltar und den Seitenaltar in
Auftrag hatte. Zudem ist die kleine lichte „hl. Dreifaltigkeit" über dem Concepcions-
bild in Sanlucar eine sichere Arbeit des Ruelas.
Die Dresdener Concepcion stimmt ganz mit dem Exemplar von Sanlucar überein.
Auf dem Bild der Academia de S. Fernando dagegen fehlt das Inschriftband oben:
tota pulchra es amiga mea — Et macula non est in te. Ebenso fehlt es in dem
Sevillaner Exemplar. Auf den Seiten und oben ist das Madrider Bild verkürzt, die
Putten ohne Schleier, die Landschaft unten reizvoller und reicher, der Ausdruck
der Cherubinköpfchen viel lebendiger. Solche Putten hat Pacheco nie malen können.
Das Sevillaner Bild ist nur oben verkürzt. Die Jungfrau schwebt hier höher über
der Landschaft so, daß der Maler auf dem Meer noch ein Schiff als weiteres
Symbol einfügen konnte.
Dieses Exemplar dürfte vielleicht identisch sein mit dem, das einst das Retablo
del oratorio der Merced calzada schmückte. Auch hier war, wie in Sanlucar, ganz
oben noch eine „hl. Dreifaltigkeit" angebracht. Ferner sah man auf den Seiten
die Gestalten der Heiligen Agnes, Barbara, Ferdinand und Joachim. Eine weitere
„Concepcion" erwähnt Bermudez im Salon baxo des Alcazar sowie eine „Concepcion
con atributos" auf der Haupttreppe von S. Agustin.
Das Gemälde des Concepcionsaltars in Sanlucar bildet, wie schon angedeutet,
nur einen Teil der umfangreichen Arbeiten, die Ruelas für die Kirche der un-
beschuhten Mercenarier ausführte. Die Kirche wie die Altarwerke waren Stiftungen
des Patrons, des Herzogs Emanuel von Medina Sidonia und seiner Gemahlin Juana
de Sandoval. Der Bau wurde erst nach dem Tod des Meisters 1629 eingeweiht.
Die Gemälde des Hochaltars sind folgendermaßen angeordnet:
Die hl. Dreifaltigkeit
Hl. Lorenz — Hl. Pedro Nolasco — Hl. Katharina
Johannes d. T. — Virgen de la Merced — Hl. Ignaz Eremit
Hirtenanbetung — — Anbetung der hl. 3 Könige

Monatshefte für Kunstwissenschaft, IV. Jahrg. 19x1, Heft 2. 6

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