gelassene und seitdem in der Holbeinliteratur, soweit wir sie überblicken, nicht
mehr berücksichtigte Zuweisung kommt hiermit wieder zu ihrem Rechte.
Von dieser Sonnenuhr erscheint eine stark vereinfachte Wiederholung in
kleinem Formate, ebenfalls nach holbeinischer Zeichnung, in der zu Anfang
genannten „Fürmalung und künstlich beschreibung der Horologien", Basel 1537
(Taf. 23).
Wir gedachten oben der „Horologographia" des Jahres 1533 (S. 78). Hier finden
sich, außer einigen neu beigefügten einfacheren Sonnenuhrentwürfen, wie deren die
Ausgabe von 1531 bereits kannte, noch zehn Holzschnitte von Tierkreisbildern,
deren Zuweisung an Holbein nach einem auch nur oberflächlichen Vergleiche mit
der Sonnenuhrtafel und dem „Instrument beider Lichter" eine Notwendigkeit ist.
Es sind die Figuren von: Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Wage,
Skorpion, Schütze und Steinbock, von denen wir die typischsten abbilden (Taf. 23—25).
Die als Aktfiguren behandelten Zwillinge reden von des Meisters anatomischen
Kenntnissen; der als Krabbe erscheinende Krebs zeigt eine glückliche Vereinigung
von Naturbeobachtung und schaffender Phantasie in ornamentaler Vereinfachung.
Der Löwe aber und der Schütze sind Prachtfiguren ersten Ranges. Der Löwe ist
dem auf dem Titelblatt für Adam Petri erscheinenden, von einem Putto gerittenen
Löwen (Heitz und Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 64) aufs engste verwandt;
da ist dieselbe kraftvolle Körperbehandlung, derselbe stark eingezogene Leib, das
Hinterbein in gleicher Weise zurückgestellt, sind die Haarbüschel an demselben
und Mähne und Stutzohren identisch. Für den als Schütze auftretenden Kentauren
hat Holbein seine im Besitz der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel befindliche
Handzeichnung eines aufgezäumten Pferdes benutzt (Taf. 25). Und ist doch einen
Schritt weitergegangen und hat sie überholt, hat besonders die ganze Derbheit des
grobknochigen Kleppers noch gesteigert.
Der Abschnitt über die Tierkreisbilder der „Horologographia" ist überschrieben:
„Imagines & descriptiones duodecim signorum zodiaci, ex Hyginio huc relatae"1).
Danach wären diese Tierkreisbilder aus einer Hyginausgabe — hier kann es sich
wohl bloß um das Poeticon astronomicon" handeln — in unser Werk herüber-
genommen. Und tatsächlich beruht, zwar nicht die holbeinische Holzschnittfolge
als solche, wohl aber ihr Schema auf den rohen Holzschnitten der 1517 bei Pasquier
Lambert in Paris erschienenen „Higinii hystoriographi et phylosophi argutissimi
libri quattuor non solum poeticas & hystoricas, verum et astronomicas permultas
veritates . . . collectas . . . enodantes" 2).
Aus unseren Feststellungen können wir den Schluß ziehen, daß Holbein während
seines dritten Basler Aufenthaltes in eine enge Verbindung mit Sebastian Münster
getreten ist, eine Verbindung, als deren Vermittler der Verleger der Münsterschen
Schriften, Heinrich Petri, zu betrachten ist, dessen Offizin Holbein schon vor Jahren
mit Holzschnitten versehen hatte. Dadurch wird auch klar, weshalb uns in späteren
Ausgaben der Münsterschen Kosmographie verschiedene holbeinische Holzschnitte
(1) Zwei der Figuren sind nicht von Holbein, sondern von geringerer Hand.
(2) Man beachte die beide Male verwendete Namensform Hyginius (resp. Higinius). Der Name
lautet sonst stets Hyginus. — Der Widder, der hier ebenfalls den Kopf rückwärts wendet und das
linke Vorderbein hebt, der Stier, der einen Fuß ausstreckt und den anderen völlig gebogen hat, der
Krebs, der als Krabbe gegeben ist, der Löwe, der die rechte Vorderpranke hebt, auch der Skorpion,
ferner die fast gleich gebildete Wage, auch der Schütze und z. T. der Steinbock, endlich die Fische
lassen sich in den holbeinischen Holzschnitten immerhin noch erkennen.
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mehr berücksichtigte Zuweisung kommt hiermit wieder zu ihrem Rechte.
Von dieser Sonnenuhr erscheint eine stark vereinfachte Wiederholung in
kleinem Formate, ebenfalls nach holbeinischer Zeichnung, in der zu Anfang
genannten „Fürmalung und künstlich beschreibung der Horologien", Basel 1537
(Taf. 23).
Wir gedachten oben der „Horologographia" des Jahres 1533 (S. 78). Hier finden
sich, außer einigen neu beigefügten einfacheren Sonnenuhrentwürfen, wie deren die
Ausgabe von 1531 bereits kannte, noch zehn Holzschnitte von Tierkreisbildern,
deren Zuweisung an Holbein nach einem auch nur oberflächlichen Vergleiche mit
der Sonnenuhrtafel und dem „Instrument beider Lichter" eine Notwendigkeit ist.
Es sind die Figuren von: Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Wage,
Skorpion, Schütze und Steinbock, von denen wir die typischsten abbilden (Taf. 23—25).
Die als Aktfiguren behandelten Zwillinge reden von des Meisters anatomischen
Kenntnissen; der als Krabbe erscheinende Krebs zeigt eine glückliche Vereinigung
von Naturbeobachtung und schaffender Phantasie in ornamentaler Vereinfachung.
Der Löwe aber und der Schütze sind Prachtfiguren ersten Ranges. Der Löwe ist
dem auf dem Titelblatt für Adam Petri erscheinenden, von einem Putto gerittenen
Löwen (Heitz und Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 64) aufs engste verwandt;
da ist dieselbe kraftvolle Körperbehandlung, derselbe stark eingezogene Leib, das
Hinterbein in gleicher Weise zurückgestellt, sind die Haarbüschel an demselben
und Mähne und Stutzohren identisch. Für den als Schütze auftretenden Kentauren
hat Holbein seine im Besitz der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel befindliche
Handzeichnung eines aufgezäumten Pferdes benutzt (Taf. 25). Und ist doch einen
Schritt weitergegangen und hat sie überholt, hat besonders die ganze Derbheit des
grobknochigen Kleppers noch gesteigert.
Der Abschnitt über die Tierkreisbilder der „Horologographia" ist überschrieben:
„Imagines & descriptiones duodecim signorum zodiaci, ex Hyginio huc relatae"1).
Danach wären diese Tierkreisbilder aus einer Hyginausgabe — hier kann es sich
wohl bloß um das Poeticon astronomicon" handeln — in unser Werk herüber-
genommen. Und tatsächlich beruht, zwar nicht die holbeinische Holzschnittfolge
als solche, wohl aber ihr Schema auf den rohen Holzschnitten der 1517 bei Pasquier
Lambert in Paris erschienenen „Higinii hystoriographi et phylosophi argutissimi
libri quattuor non solum poeticas & hystoricas, verum et astronomicas permultas
veritates . . . collectas . . . enodantes" 2).
Aus unseren Feststellungen können wir den Schluß ziehen, daß Holbein während
seines dritten Basler Aufenthaltes in eine enge Verbindung mit Sebastian Münster
getreten ist, eine Verbindung, als deren Vermittler der Verleger der Münsterschen
Schriften, Heinrich Petri, zu betrachten ist, dessen Offizin Holbein schon vor Jahren
mit Holzschnitten versehen hatte. Dadurch wird auch klar, weshalb uns in späteren
Ausgaben der Münsterschen Kosmographie verschiedene holbeinische Holzschnitte
(1) Zwei der Figuren sind nicht von Holbein, sondern von geringerer Hand.
(2) Man beachte die beide Male verwendete Namensform Hyginius (resp. Higinius). Der Name
lautet sonst stets Hyginus. — Der Widder, der hier ebenfalls den Kopf rückwärts wendet und das
linke Vorderbein hebt, der Stier, der einen Fuß ausstreckt und den anderen völlig gebogen hat, der
Krebs, der als Krabbe gegeben ist, der Löwe, der die rechte Vorderpranke hebt, auch der Skorpion,
ferner die fast gleich gebildete Wage, auch der Schütze und z. T. der Steinbock, endlich die Fische
lassen sich in den holbeinischen Holzschnitten immerhin noch erkennen.
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