einen die gleichzeitige des andern ausschließt. Auf diesen Stecher muß ich hier
etwas näher eingehen.
Der Stecher b% g spielt in der Forschung über den Hausbuchmeister eine
nicht unwichtige Rolle. Er ist, wie seine uns bekannten Stiche beweisen, lediglich
Kopist und zwar kein sehr hervorragender. Außer Schongauers Passion hat er nur
Arbeiten des Hausbuchmeisters kopiert. Zwar nur von sieben seiner Kopien sind
uns die Originale dieses Meisters bekannt, aber es gilt mit Recht als ausgemacht,
daß seinen übrigen 20 Stichen nur Arbeiten des Hausbuchmeisters, die jetzt ver-
schollen sind, zugrunde gelegen haben können. Aus der Tatsache, daß seine
7 Stiche nach noch vorhandenen Originalen des Hausbuchmeisters sämtlich im
Gegensinne kopiert sind, ließe sich wohl der Schluß ziehen, daß auch die 20 Kopien
nach verschollenen Arbeiten des Meisters, bis auf eine, von der ich noch aus-
führlich sprechen werde, die Originale im Gegensinn wiedergeben.
Über diesen Stecher sind nun seit über 50 Jahren in der kunstgeschichtlichen
Literatur Irrtümer verbreitet, die sich von Buch zu Buch, von Zeitschrift zu Zeit-
schrift immer weiter fortschleppen und deshalb so bedauerlich sind, weil sie den
Weg versperren, der zu einer richtigeren Auffassung über die Schaffenszeit des
Hausbuchmeisters führen kann. Es ist hier die beste Gelegenheit, mit diesen
Irrtümern einmal gründlich aufzuräumen.
Der erste, der im Zusammenhang über den Monogrammisten geschrieben hat, ist
C. Becker gewesen. Sein Aufsatz befindet sich im Archiv für die zeichnenden
Künste II (1856) S. 168—170. Fast allzuwillig hat die spätere Forschung Beckers
Meinungen zu den ihrigen gemacht und auf ihnen weiter gebaut.
Ich beginne mit dem Namen des Stechers. Eine alte Tradition, die bis zu
Sandrart zurückreicht, nennt ihn Barthel Schön. Und noch 1909 spricht ein
junger Kunsthistoriker ohne Bedenken von diesem Barthel Schön. Die beiden Buch-
staben, die das Monogramm bilden, sind also von jeher b s gelesen worden. Als
ich mich für weitere Studien über den Hausbuchmeister mit dem Monogrammisten
zu beschäftigen begann (1898), trat ich deshalb auch mit dem Direktor des Frank-
furter Stadtarchivs Dr. Jung in Verbindung, der mir in der liebenswürdigsten Weise
Mitteilungen über Frankfurter Maler und Goldschmiede machte. Ich suchte vor
allem nach einem Goldschmied, auf dessen Namen das Monogramm b s passen
könnte. Da schrieb mir Dr. Jung am 18. April 1898: „Muß denn das g im Mono-
gramm ein s sein? Sollte es nicht vielmehr g heißen?" Er sandte mir zugleich
ein Buch mit Schrifttafeln, die auf Grund von Frankfurter Archivalien zusammen-
gestellt waren. Die Sache war so klar wie die Sonne. Es fiel mir wie Schuppen
von den Augen, und ein paar Stunden nach Empfang des Briefes hatte ich schon
aus den in den Antiquariatskatalogen von Rosenthal in München, von Baer in Frank-
furt verstreuten Schriftproben von Drucken des 15. Jahrhunderts eine Menge von
diesen eigenartig geformten g zusammengebracht. Man begreift es eigentlich kaum:
dieses kleine g, das fast die Form einer 8 hat, findet sich genau so wie im Mono-
gramm des Stechers nicht hundert-, nicht tausend-, sondern hunderttausendmal, ja
man kann ruhig sagen unzählige Male in Mainzer, Speirer, Straßburger, Baseler,
Nürnberger, Lübecker und anderen Drucken des 15. Jahrhunderts, während das s
immer anders aussieht. Und doch wurde dieser zweite Buchstabe des Mono-
gramms von den berühmten Kennern des älteren Kupferstichs, die in der 2. Hälfte
des XVIII. und der 1. Hälfte des XIX. Jahrhunderts lebten und die auch den
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etwas näher eingehen.
Der Stecher b% g spielt in der Forschung über den Hausbuchmeister eine
nicht unwichtige Rolle. Er ist, wie seine uns bekannten Stiche beweisen, lediglich
Kopist und zwar kein sehr hervorragender. Außer Schongauers Passion hat er nur
Arbeiten des Hausbuchmeisters kopiert. Zwar nur von sieben seiner Kopien sind
uns die Originale dieses Meisters bekannt, aber es gilt mit Recht als ausgemacht,
daß seinen übrigen 20 Stichen nur Arbeiten des Hausbuchmeisters, die jetzt ver-
schollen sind, zugrunde gelegen haben können. Aus der Tatsache, daß seine
7 Stiche nach noch vorhandenen Originalen des Hausbuchmeisters sämtlich im
Gegensinne kopiert sind, ließe sich wohl der Schluß ziehen, daß auch die 20 Kopien
nach verschollenen Arbeiten des Meisters, bis auf eine, von der ich noch aus-
führlich sprechen werde, die Originale im Gegensinn wiedergeben.
Über diesen Stecher sind nun seit über 50 Jahren in der kunstgeschichtlichen
Literatur Irrtümer verbreitet, die sich von Buch zu Buch, von Zeitschrift zu Zeit-
schrift immer weiter fortschleppen und deshalb so bedauerlich sind, weil sie den
Weg versperren, der zu einer richtigeren Auffassung über die Schaffenszeit des
Hausbuchmeisters führen kann. Es ist hier die beste Gelegenheit, mit diesen
Irrtümern einmal gründlich aufzuräumen.
Der erste, der im Zusammenhang über den Monogrammisten geschrieben hat, ist
C. Becker gewesen. Sein Aufsatz befindet sich im Archiv für die zeichnenden
Künste II (1856) S. 168—170. Fast allzuwillig hat die spätere Forschung Beckers
Meinungen zu den ihrigen gemacht und auf ihnen weiter gebaut.
Ich beginne mit dem Namen des Stechers. Eine alte Tradition, die bis zu
Sandrart zurückreicht, nennt ihn Barthel Schön. Und noch 1909 spricht ein
junger Kunsthistoriker ohne Bedenken von diesem Barthel Schön. Die beiden Buch-
staben, die das Monogramm bilden, sind also von jeher b s gelesen worden. Als
ich mich für weitere Studien über den Hausbuchmeister mit dem Monogrammisten
zu beschäftigen begann (1898), trat ich deshalb auch mit dem Direktor des Frank-
furter Stadtarchivs Dr. Jung in Verbindung, der mir in der liebenswürdigsten Weise
Mitteilungen über Frankfurter Maler und Goldschmiede machte. Ich suchte vor
allem nach einem Goldschmied, auf dessen Namen das Monogramm b s passen
könnte. Da schrieb mir Dr. Jung am 18. April 1898: „Muß denn das g im Mono-
gramm ein s sein? Sollte es nicht vielmehr g heißen?" Er sandte mir zugleich
ein Buch mit Schrifttafeln, die auf Grund von Frankfurter Archivalien zusammen-
gestellt waren. Die Sache war so klar wie die Sonne. Es fiel mir wie Schuppen
von den Augen, und ein paar Stunden nach Empfang des Briefes hatte ich schon
aus den in den Antiquariatskatalogen von Rosenthal in München, von Baer in Frank-
furt verstreuten Schriftproben von Drucken des 15. Jahrhunderts eine Menge von
diesen eigenartig geformten g zusammengebracht. Man begreift es eigentlich kaum:
dieses kleine g, das fast die Form einer 8 hat, findet sich genau so wie im Mono-
gramm des Stechers nicht hundert-, nicht tausend-, sondern hunderttausendmal, ja
man kann ruhig sagen unzählige Male in Mainzer, Speirer, Straßburger, Baseler,
Nürnberger, Lübecker und anderen Drucken des 15. Jahrhunderts, während das s
immer anders aussieht. Und doch wurde dieser zweite Buchstabe des Mono-
gramms von den berühmten Kennern des älteren Kupferstichs, die in der 2. Hälfte
des XVIII. und der 1. Hälfte des XIX. Jahrhunderts lebten und die auch den
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