Holzplanken der Stubendecke bis auf die Spitze
getrieben ist, seien nur kurz erwähnt. — Von
dem selteneren Raphael Camphuysen gibt
Granberg eine „Winterlandschaft" (Universität
Stockholm). Wir lernen hierdurch den Künstler,
der sich sonst am meisten dem A. v. d. Neer
nähert, von einer neuen Seite kennen: In der
Komposition, in der Zeichnung der Staffage, in
den Bewegungen seiner Figuren und in der Be-
handlung der Luftperspektive zeigt er sich als
täuschenden I. von Ostade-Nachahmer. Vielleicht,
daß bei I. v. Ostade im allgemeinen die Staffage
etwas mehr betont ist. — Die Abbildung der
„Zeichenstunde" (Sig. E. Wachtmeister, Vanas)
J. B. S. Chardins beweist wieder einmal deutlich,
daß der Künstler die Holländer des XVII. Jahr-
hunderts studiert hat. Wir werden ganz speziell
an entsprechende Werke des M. Sweerts er-
innert. — Auch wenn die „Landschaft mit Nym-
phen"1) (Sig. A. Gosling, Taxinge- Näsby) von
A. v. d. Croos nicht datiert wäre, würde man sie
leicht als Frühwerk erkennen: In der Komposition
= rechts sumpfiges Gewässer und links ein baum-
reiches Ufer —, ferner im Baumschlag und in
den kleinen nackten Figuren schließt sich der
Künstler noch ganz an M. van Uytenbroeck 2) an,
der ja auch — wie A. v. d. Croos höchstwahrschein-
lich — im 2. Viertel des XVII. Jahrhunderts im
Haag lebte. — Noch deutlicher als A. v. d. Croos
zeigt sich Dirck Dalens d. Ä. als Uytenbroeck-
Schüler oder Nachfolger auf der reproduzierten
Darstellung der „Calisto und Diana" (Sig. J.
Atmer, Stockholm). Sowohl die hohen Bäume
mit den relativ dünnen Stämmen und vollen
Kronen, ferner die freie Gruppierung und die nicht
humorlosen Gesten der Figuren zeigen eine Ver-
wandtschaft mit Uytenbroeck. — Das Oeuvre des
polnischen Hofmalers Pieter Danckers de
Rij, von dem man bisher nur zwei Porträts in
Brüssel und eins in Amsterdam kannte, wird um
das voll bezeichnete und 1643 datierte „Bildnis
der Maria Anna von Bayern" (Gripsholm) be-
reichert. Für die Kenntnis der Entwicklung des
Künstlers ist es von großer Wichtigkeit: Sehen
wir ihn auf den Brüsseler Bildern noch echt
holländisch individuell arbeiten, so gibt er auf
dem bei Granberg abgebildeten Porträt schon ein
ganz konventionelles, man kann sagen internatio-
nales Arrangement: Die Figur steht neben einem
Tisch; hinter diesem eine Säule mit Vorhang;
Eine recht langweilige Zeichnung — man beachte
(1) Bezeichnet: A v Croos F 1636.
(2) Von dem Einfluß Uytenbroecks auf A. v. d. Croos
spricht auch Granberg in der biographischen Notiz, S. 12.
z. B, die Hände — fällt gegenüber den Brüsseler
Porträts unangenehm auf. Es liegt nahe, anzu-
nehmen, daß der Künstler zur Zeit der Ent-
stehung dieses Werkes (1643) nicht mehr in
Holland lebte. — Der „Geflügelhändler" (Sig
A. Gosling, Taxinge-Näsby) des höchst seltenen
G. Donck, den man auch mit einem Antwerpener
Meister gleichen Namens zu identifizieren versucht
hat, scheint zu beweisen, daß der Maler in Haarlem
gelebt hat. Insbesondere weist die Art, wie die
Figuren im Raume stehen, auf Haarlem. Das
Bild läßt sich annähernd datieren durch seine
außerordentliche Ähnlichkeit mit einem andern
Werke Doncks, der „Rückkehr von der Jagd" in
Rotterdam1), dessen Hintergrundslandschaft auf
eine Entstehung um die Mitte der dreißiger
Jahre des XVII. Jahrhunderts schliessen lässt.
„Der Geflügelhändler" zeigt erstens dasselbe Kom-
positionsprinzip wie das Rotterdamer Stück: Links
die Figuren vor einer grauen Wand, rechts ein
Ausblick ins Freie. Auf beiden Stücken kann man
Doncks Vorliebe für einen recht leeren Redegestus
beobachten: Die ausgestreckten Hände mit den
nach unten gekehrten Handrücken sind charak-
teristisch für ihn. Das umgestülpte Faß, über
dessen Rand die Hälse zweier Vögel hängen,
ferner ein dunkler, weißgefleckter Hund und auch
der Typ eines spitzbärtigen Mannes kommen auf
beiden Bildern ganz ähnlich vor. Sogar die drei
oder vier ziemlich unmotiviert am Boden liegenden
Muscheln finden wir hier wie dort. — Als Werk
des H. Dorne, eines „bisher ganz unbekannten
Meisters", beschreibt Granberg ein sehr ausdrucks-
volles Porträt (Slg. H. Ramel), das dem Stil der
späten vierziger Jahre entspricht (Abb. 2). Ich
möchte die Vermutung aussprechen, ob nicht eine
undeutliche Signatur des L. Doomer Anlaß zu der
Benennung gegeben hat. Diese Vermutung liegt
insofern nah, als erstens das Bild dem Stil des
einzigen bekannten männlichen Porträts Doomers 2)
im Devonshire House in London einigermassen
entspricht und als zweitens schon einmal in der
Literatur der Name Doomer verunstaltet worden
ist. So beschreibt Immerzeel 3) die Werke Doomers
unter dem Namen „Doorner". — Zu C. Dusarts
„Betrunkene Gesellschaft" (Slg. F. Rappe, Stock-
holm) sagt F. Granberg, daß es an ein Bild des
Jan Steen im Rijksmuseum erinnert. Gemeint
(1) Katalog des Museum Boymäns 1907, Nr. 74.
(2) Abgebildet in W. Martins Aufsatz im Bulletin van den
Neederlandschen Oudheidkundigen, Bond 1909, S. 126. Man
könnte auch an eine undeutliche Signatur des J. v. Dorste
denken.
(3) C. Immerzeel, De Levens en Werken der hollandsche
en vlaamsche Kunstschilders II, 189.
510
getrieben ist, seien nur kurz erwähnt. — Von
dem selteneren Raphael Camphuysen gibt
Granberg eine „Winterlandschaft" (Universität
Stockholm). Wir lernen hierdurch den Künstler,
der sich sonst am meisten dem A. v. d. Neer
nähert, von einer neuen Seite kennen: In der
Komposition, in der Zeichnung der Staffage, in
den Bewegungen seiner Figuren und in der Be-
handlung der Luftperspektive zeigt er sich als
täuschenden I. von Ostade-Nachahmer. Vielleicht,
daß bei I. v. Ostade im allgemeinen die Staffage
etwas mehr betont ist. — Die Abbildung der
„Zeichenstunde" (Sig. E. Wachtmeister, Vanas)
J. B. S. Chardins beweist wieder einmal deutlich,
daß der Künstler die Holländer des XVII. Jahr-
hunderts studiert hat. Wir werden ganz speziell
an entsprechende Werke des M. Sweerts er-
innert. — Auch wenn die „Landschaft mit Nym-
phen"1) (Sig. A. Gosling, Taxinge- Näsby) von
A. v. d. Croos nicht datiert wäre, würde man sie
leicht als Frühwerk erkennen: In der Komposition
= rechts sumpfiges Gewässer und links ein baum-
reiches Ufer —, ferner im Baumschlag und in
den kleinen nackten Figuren schließt sich der
Künstler noch ganz an M. van Uytenbroeck 2) an,
der ja auch — wie A. v. d. Croos höchstwahrschein-
lich — im 2. Viertel des XVII. Jahrhunderts im
Haag lebte. — Noch deutlicher als A. v. d. Croos
zeigt sich Dirck Dalens d. Ä. als Uytenbroeck-
Schüler oder Nachfolger auf der reproduzierten
Darstellung der „Calisto und Diana" (Sig. J.
Atmer, Stockholm). Sowohl die hohen Bäume
mit den relativ dünnen Stämmen und vollen
Kronen, ferner die freie Gruppierung und die nicht
humorlosen Gesten der Figuren zeigen eine Ver-
wandtschaft mit Uytenbroeck. — Das Oeuvre des
polnischen Hofmalers Pieter Danckers de
Rij, von dem man bisher nur zwei Porträts in
Brüssel und eins in Amsterdam kannte, wird um
das voll bezeichnete und 1643 datierte „Bildnis
der Maria Anna von Bayern" (Gripsholm) be-
reichert. Für die Kenntnis der Entwicklung des
Künstlers ist es von großer Wichtigkeit: Sehen
wir ihn auf den Brüsseler Bildern noch echt
holländisch individuell arbeiten, so gibt er auf
dem bei Granberg abgebildeten Porträt schon ein
ganz konventionelles, man kann sagen internatio-
nales Arrangement: Die Figur steht neben einem
Tisch; hinter diesem eine Säule mit Vorhang;
Eine recht langweilige Zeichnung — man beachte
(1) Bezeichnet: A v Croos F 1636.
(2) Von dem Einfluß Uytenbroecks auf A. v. d. Croos
spricht auch Granberg in der biographischen Notiz, S. 12.
z. B, die Hände — fällt gegenüber den Brüsseler
Porträts unangenehm auf. Es liegt nahe, anzu-
nehmen, daß der Künstler zur Zeit der Ent-
stehung dieses Werkes (1643) nicht mehr in
Holland lebte. — Der „Geflügelhändler" (Sig
A. Gosling, Taxinge-Näsby) des höchst seltenen
G. Donck, den man auch mit einem Antwerpener
Meister gleichen Namens zu identifizieren versucht
hat, scheint zu beweisen, daß der Maler in Haarlem
gelebt hat. Insbesondere weist die Art, wie die
Figuren im Raume stehen, auf Haarlem. Das
Bild läßt sich annähernd datieren durch seine
außerordentliche Ähnlichkeit mit einem andern
Werke Doncks, der „Rückkehr von der Jagd" in
Rotterdam1), dessen Hintergrundslandschaft auf
eine Entstehung um die Mitte der dreißiger
Jahre des XVII. Jahrhunderts schliessen lässt.
„Der Geflügelhändler" zeigt erstens dasselbe Kom-
positionsprinzip wie das Rotterdamer Stück: Links
die Figuren vor einer grauen Wand, rechts ein
Ausblick ins Freie. Auf beiden Stücken kann man
Doncks Vorliebe für einen recht leeren Redegestus
beobachten: Die ausgestreckten Hände mit den
nach unten gekehrten Handrücken sind charak-
teristisch für ihn. Das umgestülpte Faß, über
dessen Rand die Hälse zweier Vögel hängen,
ferner ein dunkler, weißgefleckter Hund und auch
der Typ eines spitzbärtigen Mannes kommen auf
beiden Bildern ganz ähnlich vor. Sogar die drei
oder vier ziemlich unmotiviert am Boden liegenden
Muscheln finden wir hier wie dort. — Als Werk
des H. Dorne, eines „bisher ganz unbekannten
Meisters", beschreibt Granberg ein sehr ausdrucks-
volles Porträt (Slg. H. Ramel), das dem Stil der
späten vierziger Jahre entspricht (Abb. 2). Ich
möchte die Vermutung aussprechen, ob nicht eine
undeutliche Signatur des L. Doomer Anlaß zu der
Benennung gegeben hat. Diese Vermutung liegt
insofern nah, als erstens das Bild dem Stil des
einzigen bekannten männlichen Porträts Doomers 2)
im Devonshire House in London einigermassen
entspricht und als zweitens schon einmal in der
Literatur der Name Doomer verunstaltet worden
ist. So beschreibt Immerzeel 3) die Werke Doomers
unter dem Namen „Doorner". — Zu C. Dusarts
„Betrunkene Gesellschaft" (Slg. F. Rappe, Stock-
holm) sagt F. Granberg, daß es an ein Bild des
Jan Steen im Rijksmuseum erinnert. Gemeint
(1) Katalog des Museum Boymäns 1907, Nr. 74.
(2) Abgebildet in W. Martins Aufsatz im Bulletin van den
Neederlandschen Oudheidkundigen, Bond 1909, S. 126. Man
könnte auch an eine undeutliche Signatur des J. v. Dorste
denken.
(3) C. Immerzeel, De Levens en Werken der hollandsche
en vlaamsche Kunstschilders II, 189.
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