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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0012

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Zeit, wo wir etwas von ihnen brauchen. Nicht wahr? (Kr sieht
auf die Gesandtentribüne, wo sich ein alter Socken aus Frankfurt sehr ernst>
haft langweilt.)

Ein schwarzer Strumps. Der Redner vor mir ist selbst
ein geborner Socken. Er ließ fich nur, um uniformfähig zu wer-
den, anstricken und zum Strumpfe bekehrcn.

Ein zweiler Schwarzer. Bedenken fie wohl, zwischen bei-
den besteht nicht ein bloß conseffioneller, sondern ein nationeller
llnterschied i

Ein dritter Schwarzer. Meine Herren! wollten wir der
Natur Hohn sprechen? Könnten etwa ein Strumpf und ein Socken
je ein rechtmäßiges Paar werden?

Der liderale Strumpf. Es ist zwar noch lichter Tag, aber
ich fehe, daß aus dem Ganzen eine bedeutende Nachtfitzung wird!
— (Die Socken auf der Gallerie fangcn bereits a» zu schwitzen.)

Ein alter abgebteichtcr Strumpf. Als Jurist muß ich
erwähnen, wie es in der ganzen Welt der"Brauch ist, daß man
einen Strumpf und einen Socken nicht einmal neben einander auf-
hängt.

Ein kÄauernfkrumpf. Ja, Spitzbuben find's! Gott be-
wahr' uns davor, hat der Herr Pfarrer g'sagt. Z'letzt könnt' so
ein Schmutzjackl noch Landrichter werden! (D!e schwarzm Strümpfe
nicken ihm Beifall zu.) Aus d'letzt könnt' er noch dem Herru Pfarrer
was einreden! Kreuz Dunnerwetter, jetzt wird's mir aber warm!
Dcn ersten, der fich an meinem Ort blicken läßt, reiß' ich in Stück l
(Die Schwarzen nicken ihm noch mehr Beisall zu.) Wer so was vor-
schlägt, hat keinen Stecken Religion mehr. Sprecher find's; ich
kann's nicht sagen, was ich für eine Wuth hab'! — (Drei schwarze
Sirümpse eiien auf den Bauernstrumps zu, schütteln ihm die Hände und
machen ihm ein Compluuent fidtr sein Rednertalent.)

Ein rothseidener Strumps. Auch ich will in einigen un-
artikulirten Lauten meine Freude darüber ausdrücken, daß der ge-
ehrte Strumpf vor mir eine treffliche Erziehung genoffen hat, und
hoffe, daß unsere ganze Generation in diesem Muster gestrickt ist-
Sonst müßten wir Strümpfe noch eben so aus Deutschland ziehen,
wie einst die Socken aus Aegppten.

(Stille. — Dte Hoffnung der Socken fälit dumpstönend in den Brua-
aen. — Einem Stenographen dricht dcr Bleistift; allgemeine Heiterkeit.)

Präsibent. Wer dasür ist, daß wir die Socken erheben, der
bleibe fitzen; wer dasür ist, daß wir fie fitzen laffen, der erhebe fich.

(Alle stehen auf, scibst der Liberale sühlt sich besiegt.)

(Aus jedem Strumpfe malt fich der Ausdruck einer leisen Er-
schütterung. Die schwarzen werden ganz roth vor Jubel, und den
 
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