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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0036

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nigen legen wir auch nichts in den Weg. Finden wird fich schon
ein täglichcs Brod, und wir sragen nichts nach nnsern Schulden,
so wie auch du nichts nach deinen Schuldigern. Gib uns also nicht
der Bersuchung preis, sonder» erlöse uns von den Uebeln des Jung-
gesellenstandes. Amen.

Polnifch.

Aufgedrungener Batcr unser, der du bist in Petersburg, nicht aus-
gesprochen werde dein Name, von uns bleibe dein Reich; dein Wille
geschehe im Himmel, nur nicht auf Erden! Gib uns nur du lein
tägliches Brod und laß uns lieber unsere Schulden, wenn wir nur
nicht find deinc Schuldner. Führe uns uicht nach Sibirien, son-
dern erlöse uns von deiner Aufmerksamkeit. Amen.

Sächfisch.

Vater unser, der du die Preßfreiheit nicht gewähren willst, ver-
pönt werde det Name Ccnsor, oder zum Teufel gehe dein ganzes
Reich. Eines Censors Wille geschehe in der Hölle, aber nicht auf
Erden; das Streicheu ist cin schmähliches Brod — bezahle dafür den
Literaten ihre Schuldcn, da fie ohnehin vergeffen auf ihre Schul-
diger. Führe uns nicht wieder an, sondern crlöse uns von allen
Preßübeln, denn dein ist die Censur, und die Beschlagnahme, und
dcr Postdebit, beffen Erlangung immer dauert eine Ewigkeit. Amen.

Ein (neues) österreichifches.

Vater unser, der du bist eine gute Haut, du kannst nichts für
deinen Namen, noch daß ein Reich zu dir kam. Du hast weder im
Himmel noch auf Erden einen Willen, sondern du bist froh, wenn
man dir ein paar Millionchcn gibt als tägliches Brod. Du möch-
test uns freilich schenken unsre ungeheuern Schulden, wenn nur auch
möchten unsere Gläubiger. Du hast gewiß in deinem Leben noch
Niemand in Versuchung geführt, nnd nimmst es uns in deiner Gut-
heit gar nicht in Uebel, wenn wir uns selbst erlösen.

Sei gegrüßt, schöne Wienerdame, Censur! Du bist voll
der Strichc, denn Metternich war mit dir. Du bist verrufen, selbst
unter den Literaten, und verwünscht flnd die Früchte deiner Begierde,
und daß wir dich nicht schon im ersten Augenblicke zum Guckuck ge-
schickt haben, das wird uns reueu bis.in die Stunde unsers Abster-
bens, Amen.

Morgenandacht für hohe Personen.

(Beim Erwachen lege man fich dreimal von einem Ohr auf's
andere, reibe hierauf andächtig die Augen aus, denkc an den deut-
 
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