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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0038
Drum Deutschland hast du niemals Ruh'
Vor Reiffen und vor Stechen,
Dies zu vertreiben müßtest du
Dein ganzes Kiefer brechen.
Schau nicht um,
Die Kola geht rum l
Seit DonnerStag hat München das Ansehen, als sei die ganze
Einwohnerschaft in einem Plumpsackspiel begriffen. Aus der Polizei
fand man den Plumpsack nicht, die Polizei wurde aber doch geklopft.
Vor dem Rathhaus steht ein Haufen Menschen. Die meisten haben
die Kappen tief im Geficht, die Hände in den Hosentaschen, und die
Hosen hinaufgestülpt. WaS wollen diese? Sie suchen die Lola. —
Zum Karlsthor herein stürzen beide Geschlechter, alt und jung, fie
athmen sehr hoch und find bis über die Augenbraunen von der beliebten
Münchner - Straffen - Substanz bespritzt. Was wollen diese? Sie
suchen die Lola! — Auf der Polizei ist ein sehr respektables Per-
sonal beeifert, die Thore auszuangeln, Fenstcr zu zermalmen, die
Bücher umzuwerfen, und die Tinte auf die Straffe herabzuschütten.
Was wollen fie damtt? Sie suchen die Lola! Niemand stört fie
in dieser patriotischen Arbeit. Ein Mann, der in der Gendarmerie
eben den Ofen zusammenschlug, sagte zum Brigadier: „Nicht wahr,
Sie nehmen mir nicht ungütig — wir suchen blos —" „O, ich bitte
recht sehr — fiel der Brigadier unter drei Verbeugungen in's Wort
— schr schmeichelhaft, daß Sie uns das Vcrgnügen schenken. Jch
würde Jhnen einen Stnhl anbieten, aber Zhre Herren Collegen hat-
ten die Güte, alle Stühle fortzutragen." —Es ist richtig, die Münch-
ner Gendarmen wissen, wie man fich mit gebildeten Leuten zu be-
nehmen hat. Ueberhaupt zeigte fich bei dieser Geschichte so ein herz-
liches Einverständniß, so ein nationales Selbstbewußtseyn, daß man
fich den schönsten Hoffnungen hingeben muß. Nichts mehr drängte
fich zwischen Bolk und Polizei; fie haben fich einander genähert, fie
haben fich verstanden! Unfern von diesem vaterländischen Schau-
spiel kam ich in ein höchst volksthümliches Gedränge, und fühlte
plötzlich eine fremde Hand in meiner Tasche. „Was wollen Sie?"
suhr ich meinen Nachbar an. „Ei, antwortete dieser, ich suche blos
die Lola." — Also auch in den Taschen sucht man die Lola! und ich
hüllte mich tkefer in meine Gedanken! „Die Leute wiffen nicht, was
fie thun!" rief eine Stimme, und ich dachte mir: „Jn diefem Falle
könnten fich die Leute auf den abonniren!" —
Bon « zu v Rummern 18 Kreuzer.
Vor Reiffen und vor Stechen,
Dies zu vertreiben müßtest du
Dein ganzes Kiefer brechen.
Schau nicht um,
Die Kola geht rum l
Seit DonnerStag hat München das Ansehen, als sei die ganze
Einwohnerschaft in einem Plumpsackspiel begriffen. Aus der Polizei
fand man den Plumpsack nicht, die Polizei wurde aber doch geklopft.
Vor dem Rathhaus steht ein Haufen Menschen. Die meisten haben
die Kappen tief im Geficht, die Hände in den Hosentaschen, und die
Hosen hinaufgestülpt. WaS wollen diese? Sie suchen die Lola. —
Zum Karlsthor herein stürzen beide Geschlechter, alt und jung, fie
athmen sehr hoch und find bis über die Augenbraunen von der beliebten
Münchner - Straffen - Substanz bespritzt. Was wollen diese? Sie
suchen die Lola! — Auf der Polizei ist ein sehr respektables Per-
sonal beeifert, die Thore auszuangeln, Fenstcr zu zermalmen, die
Bücher umzuwerfen, und die Tinte auf die Straffe herabzuschütten.
Was wollen fie damtt? Sie suchen die Lola! Niemand stört fie
in dieser patriotischen Arbeit. Ein Mann, der in der Gendarmerie
eben den Ofen zusammenschlug, sagte zum Brigadier: „Nicht wahr,
Sie nehmen mir nicht ungütig — wir suchen blos —" „O, ich bitte
recht sehr — fiel der Brigadier unter drei Verbeugungen in's Wort
— schr schmeichelhaft, daß Sie uns das Vcrgnügen schenken. Jch
würde Jhnen einen Stnhl anbieten, aber Zhre Herren Collegen hat-
ten die Güte, alle Stühle fortzutragen." —Es ist richtig, die Münch-
ner Gendarmen wissen, wie man fich mit gebildeten Leuten zu be-
nehmen hat. Ueberhaupt zeigte fich bei dieser Geschichte so ein herz-
liches Einverständniß, so ein nationales Selbstbewußtseyn, daß man
fich den schönsten Hoffnungen hingeben muß. Nichts mehr drängte
fich zwischen Bolk und Polizei; fie haben fich einander genähert, fie
haben fich verstanden! Unfern von diesem vaterländischen Schau-
spiel kam ich in ein höchst volksthümliches Gedränge, und fühlte
plötzlich eine fremde Hand in meiner Tasche. „Was wollen Sie?"
suhr ich meinen Nachbar an. „Ei, antwortete dieser, ich suche blos
die Lola." — Also auch in den Taschen sucht man die Lola! und ich
hüllte mich tkefer in meine Gedanken! „Die Leute wiffen nicht, was
fie thun!" rief eine Stimme, und ich dachte mir: „Jn diefem Falle
könnten fich die Leute auf den abonniren!" —
Bon « zu v Rummern 18 Kreuzer.