Aus dem Ritter vom Thurn, 1493, Holzschnitt
nicht allein aus dem Geist, sondern auch aus dem Körper gespeist war. Wir glauben in seine
Stube zu blicken und verfolgen, wie er die eigene Physiognomie im Spiegel studiert. So in
dem Selbstbildnis in Lemberg mit sprossendem Bart und zugefügter linker Hand und einem
Kissen (1493) und jenem anderen, längst berühmten in Erlangen, der Tat eines jungen
Zwei davon hat Dürer mit der Signatur Schongauers und der Jahreszahl 1469 versehen, die
dritte ausführlich beschriftet. Es steht fest, daß die Dürerschen Beschriftungen seiner Spätzeit
angehören. Woher aber soll Dürer mit etwa 50 Jahren - Flechsig hat diese Frage schon ge-
stellt - noch wissen, in welchem Jahr die Zeichnungen entstanden, nach denen er in seiner Jugend
kopiert hatte?
Es liegt nahe, anzunehmen, daß Dürer im Besitz von signierten und datierten Originalzeichnungen
Schongauers war, diese aber eines Tages beschnitt. Dabei kam die Originalsignatur und das
Datum in Wegfall und Dürer übertrug sie von dem abgefallenen Streifen auf die Zeichnung.
14