DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:Leisching, Julius: Die Zukunft des neuen Stiles, [1]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.8171#0041
Von Julius Ccifcbing.
^5
Husdruch tragen (welches zu leugnen ein antiquarifeber Gedanke
ift, derfen Verkörperung zu gelehrten Hbbandlungen aus Stein und
JVIörtel führte), fo muTs He den notwendigen Zufammenhang der
Gegenwart mit allen "Jahrhunderten der Vergangenheit, von denen
keines, auch nicht das entartete, vorübergegangen il"t, ohne einen
unvertilgbaren Gindruck auf unfere Zuftände zu binterlaffen, zu
ahnen geben, und" auf diefen Nachdruck möchten wir das Haupt-
gewicht legen ,,mit Selbftbewufstfein und Unbefangen-
heit fich ihres reichen Stoffes bemächtigen." JNIit jenem Selbft-
bewufstfein und jener Unbefangenheit etwa, welche die Renaiffance-
menfehen befähigte, aus der Hntike einen neuen Stil zu febaffen.
Darin febeint uns die Zukunft auch unferes Stiles gegeben zu fein.
Das Brwacben diefes neuen Stiles, wenn wir nicht beffer von
der äöiedererweckung des Stiles an Ticb fprechen, bat mit der Be-
geiferung für den englifchen Stil angehoben. 3öarum gerade für
ihn ? (Heil er all das befitzt, was uns damals noch fehlte.
Der engliTche Stil ift ein nationaler der unferige war
ein beimatlofes Gemengfei. Der englifebe Stil predigte Vernunft,
Brauchbarkeit, Ginfacbbeit der unferige Unvernunft, Unbraucbbar-
keit, prunkfuebt. Br war gefund, konftruktiv richtig, bürgerlich
der unferige ungefund, unwahr, To recht das Spiegelbild deffen, was
man mit dem bübfeben neugebackenen Söorte Bürgeradel bezeichnet.
JNicbt fifcb und nicht f leifcb, nicht Bürger noch Hdel, ein unleidlicher
prablbans, der feine befebeidene Herkunft verleugnet und durch
falfchen Schein blenden will. 6ngland, das Cand wo die Sliege der
modernen Malerei ftand, muTste auch die Geburtsftätte eines neuen
Kunftbandwerks werden. 6s mag uns immerbin mit Stolz erfüllen,
dafs ein deutfeber fürh und ein deutfeber Künftler, prinz Hlbert
und wiederum Gottfried Semper, biebei patenftelle vertraten.
fortfetzung folgt.
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Husdruch tragen (welches zu leugnen ein antiquarifeber Gedanke
ift, derfen Verkörperung zu gelehrten Hbbandlungen aus Stein und
JVIörtel führte), fo muTs He den notwendigen Zufammenhang der
Gegenwart mit allen "Jahrhunderten der Vergangenheit, von denen
keines, auch nicht das entartete, vorübergegangen il"t, ohne einen
unvertilgbaren Gindruck auf unfere Zuftände zu binterlaffen, zu
ahnen geben, und" auf diefen Nachdruck möchten wir das Haupt-
gewicht legen ,,mit Selbftbewufstfein und Unbefangen-
heit fich ihres reichen Stoffes bemächtigen." JNIit jenem Selbft-
bewufstfein und jener Unbefangenheit etwa, welche die Renaiffance-
menfehen befähigte, aus der Hntike einen neuen Stil zu febaffen.
Darin febeint uns die Zukunft auch unferes Stiles gegeben zu fein.
Das Brwacben diefes neuen Stiles, wenn wir nicht beffer von
der äöiedererweckung des Stiles an Ticb fprechen, bat mit der Be-
geiferung für den englifchen Stil angehoben. 3öarum gerade für
ihn ? (Heil er all das befitzt, was uns damals noch fehlte.
Der engliTche Stil ift ein nationaler der unferige war
ein beimatlofes Gemengfei. Der englifebe Stil predigte Vernunft,
Brauchbarkeit, Ginfacbbeit der unferige Unvernunft, Unbraucbbar-
keit, prunkfuebt. Br war gefund, konftruktiv richtig, bürgerlich
der unferige ungefund, unwahr, To recht das Spiegelbild deffen, was
man mit dem bübfeben neugebackenen Söorte Bürgeradel bezeichnet.
JNicbt fifcb und nicht f leifcb, nicht Bürger noch Hdel, ein unleidlicher
prablbans, der feine befebeidene Herkunft verleugnet und durch
falfchen Schein blenden will. 6ngland, das Cand wo die Sliege der
modernen Malerei ftand, muTste auch die Geburtsftätte eines neuen
Kunftbandwerks werden. 6s mag uns immerbin mit Stolz erfüllen,
dafs ein deutfeber fürh und ein deutfeber Künftler, prinz Hlbert
und wiederum Gottfried Semper, biebei patenftelle vertraten.
fortfetzung folgt.