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Verein für Dekorative Kunst und Kunstgewerbe [Hrsg.]
Mitteilungen — 2.1901

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Heft 2
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Hopf, Carl: Der kleinasiatische Gebetsteppich
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https://doi.org/10.11588/diglit.8171#0042
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Der hldnaftattfcbc (Sebets-

tepptcb- Von Carl fiopf, Stuttgart.

JVacbdruch verboten.

8cbon ein flüchtiger Blick in den Orient kann uns eine Hbnung
von der Großartigkeit geben, von welcher auch heute noch
der moslemitilcbe Religionskultus durchweht ift. Ungeniert vor jedem
Hndersgläubigen, ungeachtet aller bindernden Verbältniffe, auf dem
glühenden Sande der «lüfte, wie im Schatten der heiligen ]NIofchec,
im lärmenden Bazar, wie auf dem Deck des Dampfers, überall wirft
fieb der Mohammedaner vor Hllab im andachtsvollen Gebete nieder.
6üi mächtiger Zug innerer Zufammengebörigkeit offenbart fieb uns
Hbendländern, wenn wir uns die Millionen Hnbänger des Islam
vergegenwärtigen, wie fie alle, alle, hoch und nieder, reich und arm,
zu gewiffen Stunden des Cages, mit dem Hngeficht nach Mekka
gewendet, ihre Hndacbt verrichten und zwar mit einem Grnfte, der
keinen Spott aufkommen läfst und mit einer Ringabe, die uns be-
febämen kann. «lir begreifen, dafs hier das geiftige Ceben des
„kranken Joannes" in ungefebwächter Kraft pulfiert, daTs der
Muhammedanismus mit feinen zu unerfchütterlicber fefttgkeit ein-
gelebten Dogmen noch für eine lange, unüberfebbare Zeit unferer
Beeinflurfung den mäcbtigften «lall des «lidcrftandes unterhalten
wird. Sollen wirs bedauern ?

Hber nicht fo ohne weiteres darf der Gläubige vor das Hngeficht
des Röcbften treten, er bedarf zuvor der Reinigung der fiände, des
€>eficbtes, der füfse. Und nicht auf dem blanken Boden foll er
feine andächtigen Uebungen verrichten, fondern auf einer Unterlage,
dem Sedjadje, dem Gebetsteppicb. Darum führt er dielen überall
mit lieb, jk reicher und vornehmer der Cürke, delto feiner, leichter
und koltbarer ilt lein Gebetsteppicb. Huch das Material nimmt
an feinbeit und Koftbarkeit zu und in der alten Blütezeit des
 
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