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Heft 2
DOI article:Bücherschau
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.8171#0061
ßiicberfcbau. Die Renaiffance im modernen Kunft-
gewerbe, von fienry van de Telde, Yerlag von Bruno und paul
Cassirer-Berltn (preis JVt. 4. —).
Bücher über Kunft, die von Künftlern gefebrieben find, verdienen ftets
befondere Beachtung. Xm vorliegenden -falle, wo einer der bahnbrechenden und
eigenartigften Kämpfer für die Ncubelebung gewerblicher Kunft das töort ergreift,
um uns tritt reinen Hnfcbauungen und ßeftrebungen bekannt zu machen, wird das
Xntereffc ein ganz aufsergcwöbnlicb ftarkes fein und man kann febon beute
fagen, dafs das Buch van de Veldes einen J^Iarkftein in der Kunftgefcbicbte bedeutet,
denn der belgifcbc Künftler, deffen J\ame in aller Mund ift, die mit ihrem fühlen
und Cbun in der beutigen Kunftbcwegung fteben, ift nicht nur ein grofser
Praktiker, fondern auch ein geiftreicher und kraftvoller Scbriftfteller. „dmftände
und J^lenfcben haben es gewollt, dafs meine üQerke in Huffehen erregender
CCleife in die Cöclt eindrangen; 'nein perfönlicber (3efchmack hätte das Gegenteil
vorgezogen." Diefe Bemerkung zeigt uns, wie der ftill, aber bewufst in
reformatorifchem Sinne Schaffende zuerft gegen feinen {Hillen zum Bannerträger
der JVIoderne gemacht und in den Vordergrund des Kampfes gedrängt wurde,
der beute im (Sange ift. Den Ginflüften, die von j(obn Ruskin und Cöilliam
Morris ausgingen und den Vcrdicnften, die Heb diefe beiden (Engländer um die
Gefundung der Kunft erworben haben, finden wir ein eigenes, intereffantes
Kapitel in diefem Buche gewidmet. 6rft im jlabre 1S91 wurde der belgifche
Künrtlerhreis, dem van de Velde angehörte, der aber febon damals mitten im
Ringen um eine neue Kunft ftand, mit den 6rzeugniffen des modernen englifchen
Kunftgewerbes und der die Bewegung einleitenden Citteratur bekannt. Durch
den überrafebenden, grofsen und nachhaltigen Srfolg der in Gngland neuerweckten
handwerkskunft auf dem Kontinent, kamen van de Velde und feine freunde zur
fieberen Srkenntnis, dafs ein Publikum vorbanden war, das fieb aus der Banalität
und Räfslicbkcit feiner täglichen ömgebung berausfebnte, und diefe Erkenntnis
bekräftigte fie in ihrem Vorhaben, die Malerei aufzugeben und fich der gewerblichen
Kunft zuzuwenden. Von diefer Zeit an datiert die JVeugeburt des Kunftgewerbes
in Belgien, das dann in der folge fo grofstn Ginflufs auf die Gntwicklung der
deutfeben Kunft gewonnen bat. Ratte Ruskin die Rückkehr der Gotik gepredigt
und Morris diefen Gedanken auf den verfebiedenften Gebieten in muftergiltiger
Cöeife verwirklicht, fo wollen die modernen Belgier keinerlei [Nachahmungen
bcrftellcn, fondern nur den Geift, der aus der gotifchen Kunft fpriebt, in ihren
Hrbeiten betbätigen. Die ewig verjüngende Kraft, die der gotifchen Kunft im
Gegcnfatz zu den ftiliftifeben Husdrucksweifen fpätcrer Gpocben innewohnt, haben
gewerbe, von fienry van de Telde, Yerlag von Bruno und paul
Cassirer-Berltn (preis JVt. 4. —).
Bücher über Kunft, die von Künftlern gefebrieben find, verdienen ftets
befondere Beachtung. Xm vorliegenden -falle, wo einer der bahnbrechenden und
eigenartigften Kämpfer für die Ncubelebung gewerblicher Kunft das töort ergreift,
um uns tritt reinen Hnfcbauungen und ßeftrebungen bekannt zu machen, wird das
Xntereffc ein ganz aufsergcwöbnlicb ftarkes fein und man kann febon beute
fagen, dafs das Buch van de Veldes einen J^Iarkftein in der Kunftgefcbicbte bedeutet,
denn der belgifcbc Künftler, deffen J\ame in aller Mund ift, die mit ihrem fühlen
und Cbun in der beutigen Kunftbcwegung fteben, ift nicht nur ein grofser
Praktiker, fondern auch ein geiftreicher und kraftvoller Scbriftfteller. „dmftände
und J^lenfcben haben es gewollt, dafs meine üQerke in Huffehen erregender
CCleife in die Cöclt eindrangen; 'nein perfönlicber (3efchmack hätte das Gegenteil
vorgezogen." Diefe Bemerkung zeigt uns, wie der ftill, aber bewufst in
reformatorifchem Sinne Schaffende zuerft gegen feinen {Hillen zum Bannerträger
der JVIoderne gemacht und in den Vordergrund des Kampfes gedrängt wurde,
der beute im (Sange ift. Den Ginflüften, die von j(obn Ruskin und Cöilliam
Morris ausgingen und den Vcrdicnften, die Heb diefe beiden (Engländer um die
Gefundung der Kunft erworben haben, finden wir ein eigenes, intereffantes
Kapitel in diefem Buche gewidmet. 6rft im jlabre 1S91 wurde der belgifche
Künrtlerhreis, dem van de Velde angehörte, der aber febon damals mitten im
Ringen um eine neue Kunft ftand, mit den 6rzeugniffen des modernen englifchen
Kunftgewerbes und der die Bewegung einleitenden Citteratur bekannt. Durch
den überrafebenden, grofsen und nachhaltigen Srfolg der in Gngland neuerweckten
handwerkskunft auf dem Kontinent, kamen van de Velde und feine freunde zur
fieberen Srkenntnis, dafs ein Publikum vorbanden war, das fieb aus der Banalität
und Räfslicbkcit feiner täglichen ömgebung berausfebnte, und diefe Erkenntnis
bekräftigte fie in ihrem Vorhaben, die Malerei aufzugeben und fich der gewerblichen
Kunft zuzuwenden. Von diefer Zeit an datiert die JVeugeburt des Kunftgewerbes
in Belgien, das dann in der folge fo grofstn Ginflufs auf die Gntwicklung der
deutfeben Kunft gewonnen bat. Ratte Ruskin die Rückkehr der Gotik gepredigt
und Morris diefen Gedanken auf den verfebiedenften Gebieten in muftergiltiger
Cöeife verwirklicht, fo wollen die modernen Belgier keinerlei [Nachahmungen
bcrftellcn, fondern nur den Geift, der aus der gotifchen Kunft fpriebt, in ihren
Hrbeiten betbätigen. Die ewig verjüngende Kraft, die der gotifchen Kunft im
Gegcnfatz zu den ftiliftifeben Husdrucksweifen fpätcrer Gpocben innewohnt, haben