Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

DOI Artikel:
Marquard, A.: Aus der 30jährigen Geschichte des württembergischen Kunstgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0033
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A. Marquard, Aus der 30jährigen Geschichte des Wiirttembergischen Kunstgewerbeverems. 27

Kunstgewerbe .,in voller Würdigung und Anerkennung der Verdienste des Vereins
und seines Vorstandes um das Zustandekommen und die Durchführung der Aus-
stellung" 40 000 Mark wieder bewilligt.

Im Jahre 1899 verlor der Verein abermals seinen I. artistischen Vorstand Paul
Stotz, dessen "Wirken ebenfalls in bester Erinnerung weiterlebt, und wählte an seine
Stelle den Fabrikanten Peter Bruckmann-Heilbronn. In den Jahren 1898 und 1899
führte unser Verein die Vorortsgeschäfte für den Verband deutscher Kunstgewerbe-
vereine und am 25. September 1899 fand der IX. Delegiertentag dieses Verbands
in Stuttgart statt, auf dem besonders die ausgiebigere gegenseitige Unterstützung der
deutschen Kunstgewerbevereine unter sich verhandelt wurde, namentlich die gegen-
seitige Herleihung von Sammlungsgegenständen zur Benützung bei Fachausstellungen,
Austausch von Dubletten aus den Muster- und Vorbildersammlungen, und ein engeres
Zusammengehen bei Preisausschreibungen. Im Jahre 1900 gründete sich der Verein
für dekorative Kunst und Kunstgewerbe hier, der im Jahre 1901 indes seine
Vereinigung mit dem "Württembergischen Kunstgewerbeverein beschloß. Der Kunst-
gewerbeverein übernahm die seit der Gründung vom Verein für dekorative Kunst ge-
führte Zeitschrift und ist von da ab endlich im Besitz der schon so lange erwogenen
eigenen Vereinszeitschrift, die unter dem Titel: Mitteilungen des "Württem-
bergischen Kunstgewerbevereins bis April 1906 von Dr. Franck-Oberaspach redigiert
wurde und sich bei den Mitgliedern vorteilhaft einführte. Im September 1901 legte
nach 19jähriger verdienter Geschäftsführung der administrative Vorstand, Staatsrat
Dr. von Gaupp, sein Amt nieder und an seine Stelle trat Geheimer Hofrat Dr. von Jobst.
Durch Vereinigung mit der Stuttgarter Künstlerschaft ist ohne Zweifel neues reges
Leben in den Verein gekommen, die Zahl der Mitglieder stieg von 500 auf etwa 900,
die Vereinszeitschrift fand beste und interessierteste Aufnahme in weiten Kreisen und
auch die Ausstellungen unter Leitung des Professors Stier, der im Jahre 1903 nach
18jähriger Tätigkeit sein Amt niederlegte, boten an künstlerischer Eigenart so recht
ein Bild des neuen Strebens, das seit Anfang des neuen Jahrhunderts durch die kunst-
gewerbliche "Welt geht. Auf die neueste Zeit in der Entwicklung des "Württember-
gischen Kunstgewerbevereins einzugehen, erübrigt sich. Es sei nur noch erwähnt,
daß am 9. November 1904 der administrative Vorstand Dr. von Jobst sein Amt
zugunsten des neuen Präsidenten der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel,
von Mosthaf, niederlegte, der dann in der gleichen Sitzung zum administrativen
Vorstand gewählt wurde. Die beiden früheren Vorstände, Staatsrat Dr. von Gaupp
und Geh. Hofrat Dr. von Jobst, gehören dem Verein als Ehrenmitglieder an.

Beim Rückblick nun auf die 30 Jahre seiner Tätigkeit darf der Verein sich mit
Recht bewußt sein, der Entwicklung des württembergischen Kunstgewerbes jederzeit
mit Eifer und Erfolg gedient zu haben. Es wäre aber — und da gilt wieder ein
"Wort Lübkes, das er 1881 nach der ersten großen Ausstellung gesprochen — ein
verhängnisvoller Irrtum, wenn unsere Kunstgewerbe auf ihrem Lorbeer
ausruhen wollten, statt unausgesetzt nach weiterer Fortbildung und Ver-
vollkommnung zu streben. Gerade auf diesem Gebiete, wo der Wetteifer
der Nationen fortwährend die größten Anstrengungen macht und wo unser
Land mit so vielen und günstiger gestellten und reicher ausgestatteten
Ländern zu konkurrieren hat, wäre

Stillstand der gefährlichste Rückschritt!

A. Marquard.
 
Annotationen