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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Preßstimmen / Literarische Neuheiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0129
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Preßstimmen. Literarische Neuheiten.

119

Preßstimmen

über die Ausstellungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

AUSSTELLUNG KÜNSTLERISCHER PHOTOGRAPHIEN, BROMSILBERVERGRÖSSERUNGEN,
PIGMENTDRUCKE USW. IM WÜRTTEMBERGISCHEN KUNSTGEWERBEVEREIN.

Es mag wohl damals, in jener großen vierten Ausstellung des Süddeutschen Photographenvereins
(Gewerbehalle Stuttgart) gewesen sein, als man hier zum erstenmale eine größere Anzahl künst-
lerischer Photographien sah, die denn auch damals geradezu sensationell gewirkt haben. Das war
nun einmal etwas ganz anderes, als jene wohlbekannten großen, mit unendlicher Sauberkeit heraus-
retuschierten Köpfe, die wir in ihrer unnatürlichen blechernen Glätte und Kälte heutzutage kaum
mehr ansehen können. Inzwischen ist nun diese künstlerische Photographie, welche die natürliche
Erscheinung zu vollem Rechte kommen läßt und bei der, nebenbei bemerkt, die Auswahl eines
geeigneten, besonders hergerichteten und zumeist rauhen Papiers eine große Rolle spielt, auch in
unserer Stadt heimisch geworden, wie diese Ausstellung, an der sich eine Reihe hiesiger photo-
graphischer Firmen beteiligt hat, vollauf beweist. Ungemein malerisch wirken die Porträtaufnahmen
von H. Lill, so einige Studienköpfe von Mönchen, das effektvoll beleuchtete Bildnis von Professor H.,
Oberbürgermeister v. G. u. a. m., die an jene interessanten Kohlen- und Rötelzeichnungen auf fran-
zösischem Handpapier erinnern. Nur bei der reizvollen, weit hinaus sich erstreckenden Dorfstraße
hätte ich einen anderen Ton als blau gewünscht. Bei H. Brandseph sehen wir eine wohlgelungene,
lebendige Aufnahme des Landschaftsmalers Professor K. und verschiedene interessante Architektur-
und Vedutenphotographien, so das malerische Bild von Limburg a. d. Lahn mit dem alten romanischen
Dom, eine Mainansicht von Frankfurt mit Paulskirche und die Bilder aus Maulbronn. Sehr reich
ist H. Hildenbrand vertreten, mit Porträts sowohl als mit Landschaften, Genrebildern und Tier-
stücken, unter welch letzteren das Ochsengespann und der brüllende Hirsch in seinen Abtönungen
in gelb und grün besonders hervorgehoben sein soll. Auch ein wirkungsvolles Bild unserer Salome-
Sutter wäre hier zu erwähnen und unter den Bildnissen die des Kriegsministers v. M. und des
Kabinettchefs v. S. Bei L. Schaller überwiegen die Landschaften, und zwar vor allem die Schnee-
landschaften, so die verschneiten Höhen des Gebirges mit ihren seltsamen Formen und der eigen-
artigen Staffage der Skiläufer. Auch einige effektvolle Sonnenuntergänge wären bei ihm noch zu
erwähnen und desgleichen die Bildnisaufnahmen von Th. Andersen (P. Günther), unter denen die
des Malers G. A. Cl. und des Pianisten Professor P. sich durch lebendige Charakteristik auszeichnen.
Auch die Bromsilbervergrößerungen von J. Stoeß, darunter verschiedene Aufnahmen der Jagd-
gesellschaft König Wilhelms, werden viele interessieren. H. T.

Literarische Neuheiten.

ZWEI NEUE GUTE ZEITSCHRIFTEN
die sich in ernster, hervorragender und anziehender Weise mit der Erziehung zu künstlerischer
Kultur beschäftigen, sind uns in letzter Zeit zur Einsicht zugegangen. So der zweite Jahrgang des
.,SÄEMANN", Monatsschrift für pädagogische Reform, herausgegeben von der Hamburger Lehrer-
vereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig. Preis
des Jahrgangs 5 Mark.

Von den unser Gebiet betreffenden Abhandlungen seien besonders erwähnt: Volkmann: Mehr
Plastik! — Unsere Kunsterziehungstage. — L. Hallak: Schule und Kunst in Amerika. — J. J. Ree
(Nürnberg): Die Wiedergeburt unserer bürgerlichen Wohnungskunst. — Franck (Halensee): Vom
Skizzieren. — H. Muthesius: Die neuere Entwicklung des kunstgewerblichen Gedankens und
deren Einfluß auf die Schulen. — W. Wätzold (Berlin): Das Kunstzimmer der Kleinstadt. — Ein
Schülerverein für Kunsterziehung. Besonders beachtenswert erscheint uns ein Aufsatz von A. Furt-
wängler über Gymnastik in der griechischen Kunst, der auch als Sonderdruck erschienen
ist und bei der zunehmenden Vorliebe für gymnastische Ausbildung in Deutschland in erster Linie
unsere Künstler interessieren müßte. Wie die kunstgemäße Gymnastik überhaupt der griechischen
Kultur eigen war, so war das gymnastische Ideal der griechischen Kunst ganz zu eigen. Ja, sagt
Furtwängler, die griechische Kunst ist nicht denkbar ohne die griechische Gymnastik. Mit Recht be-
tont er aber dabei, daß in der griechischen Körperbildung das geistige Element auch sehr stark,
laut und deutlich mitspricht und das ist's, was unserer modernen gymnastischen Bewegung fast
 
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