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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Pudor, Heinrich: Vergessene Möbelformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0139
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VERGESSENE MÖBELFORMEN.

VON DR. HEINRICH PUDOR.

Es gab eine Zeit, zu der die Hallen der deutschen Wohnhäuser fast gar
keine Möbel aufwiesen. Die Truhe und Truhenbank, das Bett, ein paar Lehn-
stühle für die Herrin des Hauses und hohe Gäste war alles, was sich an
Möbeln vorfand. In unserer Zeit finden wir die Zimmer mit Möbeln derartig
überladen, daß man sich häufig, um sich setzen zu können, erst durch aller-
hand Schränke, Tische und Stühle hindurchwinden muß und dabei noch Ge-

Von der Stuttgarter Kunstgenossenschaftsausstellung.

K. Göll, Steinschleiferei.

fahr läuft, die Nippsachen, die in Ueberfülle auf Schränken und Etageren stehen,
umzustoßen. Trotz dieser Ueberfülle von Möbeln in unseren modernen Innen-
räumen kann man jedoch von einer Reichhaltigkeit der Möbelformen nicht
sprechen. Ob nun die Einrichtung im Sezessionsstil oder im Renaissancestil,
im romanischen Stil oder sonst einem anderen mehr oder weniger streng
durchgeführten historischen Stile ausgeführt ist, so handelt es sich doch immer
nur um dieselben überall wiederkehrenden Möbeltypen. Es dürfte daher viel-
leicht willkommen sein, eine Anregung zu einem größeren Reichtum der Möbel-
formen zu geben. Wenn wir dabei auf die Vergangenheit zurückgreifen, so
wollen wir nicht veranlassen, daß die hier geschilderten, heute vergessenen
Möbelformen streng kopiert werden, sondern nur zu einer auf ähnlichem Wege
sich vollziehenden Bereicherung unserer modernen Möbelformen anregen.
 
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