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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Brinckmann, A.: Altes Kunstgewerbe: auf der Symmetrie-Ausstellung im k. Landesgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0060
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereiiis.

sichtlich nach dieser Seite eine Beschränkung
auferlegt. Die Porzellankenner fanden aber
trotzdem innerhalb der Ausstellung Neues.
Viel bewundert wurde ein Ludwigsburger
Kaffeeservice (Bes. Freifrau von Entreß-
Fürsteneck), dessen Dekor zu dem feinsten
gehört, was je, nicht nur in Ludwigsburg, an
figürlicher Porzellanmalerei geleistet worden
ist. (Abb. 13.) Reizvoll in der Zeichnung, de-
likat in den Farben und voll echter Rokoko-
stimmung sind die hier dargestellten galanten
Parkszenen. Derselbe vornehme junge Kavalier
und dieselbe zierliche Rokokodame kehren als
Hauptfiguren innerhalb eines Parkes, der im
Hintergrunde eine Schloßansicht hatte, auf
allen Stücken wieder. Man ist versucht, einen
inneren Zusammenhang der Szenen erraten,
die Personen benennen, die Oertlichkeit be-
stimmen zu wollen, doch tut man gut, nicht
in die Fehler anpreisender Händler zu ver-
fallen. Die Stücke trugen außer der bekannten
gekrönten Blau-Marke sämtlich das Gold-
zeichen 52; die Porzellanmasse war äußerst
dünnwandig, dabei die Glasur ungleichmäßig
cremefarbig und die Form der Tassen frei
von fabrikmäßiger Exaktheit. Auf keinen Fall
später wie 1765 ist dieses Service anzusetzen,
ohne daß sich bei den vielen guten Maler-
kräften, die sogleich mit der Gründung der
Fabrik 1759 berufen wurden, ein bestimmter
Künstler namhaft machen ließe. Was von
anderen deutschen Porzellan-Fabriken auf der
Ausstellung zu sehen war, bestand aus nur
winzigen Geschirr-Proben, obwohl im einzelnen
von guter Qualität: so die Meißner Deckeltasse
mit blauem Schuppenmuster und verkleideten
Amoretten (Bes. Geh. Hofrat Dr. von Jobst),
die Höchster Tasse mit einer Bauernszene in
Purpurrot (Bes. Freiherr von Valois) und die
zwei mit Vögeln und grüngeschupptem Flechtmuster staffierten Frankentaler
Teller (Bes. Graf von Linden). Aus der Wiener Fabrik sahen wir zwei Teller
aus der frühesten Periode unter Du Paquier mit Laub- und Bandelwerk-
Ornamenten in Schwarzlotmalerei mit Gold (Bes. Prof. Dr. Pazaurek), sowie
Teile eines Eßservices mit Louis-seize-Dekor (Bes. Geh. Hofrat Dr. von Pfeiffer)
aus der Zeit um 1785, wo Sorgenthal die Wiener Fabrik übernahm. (Abb. 14.)
Letztere Stücke mit dem dunkelblauen Fond des Randes, den goldenen Festons
und den ausgesparten Medaillons mit bunten Blumen, verrieten deutlich den
Einfluß Sevres. Sorgenthals Verdienst ward es, innerhalb der Wiener Fabrik

Abb. 11. Fayence-Schenkkanne.
"Winterthur, Anfang des 17. Jahrhunderts.
(Bes. S. M. der König von Württemberg.)
 
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