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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Pazaurek, Gustav Edmund: Corriger la Fortune: Eine kunstgewerbliche Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0099
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Gustav E. Pazaurek, Corriger la fortune.

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Abb. 12. Lüstrierte Vase von Prof. Kornhas, Karlsruhe.
(Stuttgart, Landes-Gewcrbemuseum.)

keineswegs Farbenreproduktionen der
„selbständig gewachsenen Bilder'', son-
dern vielmehr diese selbst in Originalen.
Runge legte nämlich ungeleimtes Druck-
oder Löschpapier auf ein in einen Holz-
rahmen eingespanntes Bindfadennetz, so
daß das Papier hohlliegt; auf dieses
träufelte er nun mit Holzlöffelchen Tropfen
von verschiedenen Salzauflösungen („Bil-
dende Stoffe"), die in dieKapillarröhrchen
des Papiers eindrangen und, einander
gegenseitig beeinflussend, seltsame Bil-
dungen, auf beiden Seiten gleich, hervor-
brachten. „Unter Aufsicht eines Knaben''
sagt der „Erfinder", der dadurch „eine
neue, bisher unbekannt gewesene Kraft''
entdeckt haben will ..gestalten sich tau-
send solcher großen Bilder in zehn Stun-
den". - Wir bringen in der beiliegenden
Farbentafel vier verkleinerte Proben in
Originalfarben, um die eigenartigen Reize
von Runges Arbeiten, die dem Aussehen

nach an keramische Ueberlaufglasuren erinnern, zu veranschaulichen. Zu den

vier Proben sind folgende Chemikalien verwendet worden:

Zu I: Schwefelsaures Eisenoxyd 7°B. - Phosphorsaures Ammoniak 1:8.

Gelbes Cyaneisenkalium 1: 32.
Zu II: Schwefelsaures Kupferoxyd 1:12. — Phosphorsaures Ammoniak 1: 8.

Gelbes Cyaneisenkalium 1:32.
Zu III: Schwefelsaures Manganoxydul 1:8. Schwefelsaures Natron 1:8.

Gelbes chromsaures Kali 1:12. Ammoniakflüssigkeit.
Zu IV: 1 Teil schwefelsaures Manganoxydul 1:8. 1 Teil schwefelsaures
Kupferoxyd 1: 8. Phosphorsaures Ammoniak 1:8. 1 Teil Cyan-
eisenkalium 1:8. 1 Teil Kalilauge. 1 Teil Wasser.
Zu den anderen, im Buche vereinigten „gewachsenen Bildern" wurden noch
weiter in den verschiedensten Kombinationen herangezogen: Schwefelsaures
Ammoniak 1:16, rotes chromsaures Kali 1:16, Ammoniakdunst, Kalilauge
(aus 30 Pottasche, 12 Kalk und 320 Wasser bereitet), rotes Cyaneisenkalium
1:24 (auch 1:8, 1:16), Oxalsäure 1:16, salpetersaures Kupferoxyd 1:16,
schwefelsaures Eisenoxydul 1:4 oder 1:8, Chromalaunmischung (3 rotes chrom-
saures Kali, 4 Schwefelsäure, 32 Wasser), Chloraluminium 6°B, schwefelsaures
Zinkoxyd 1:8 und Chlorzinn-Ammoniak 1:16. Durch kleine Abänderungen
in der Verdünnung, namentlich aber in den Zeitunterschieden bei der Auf-
einanderfolge der einzelnen „bildenden Stoffe" lassen sich natürlich leicht
zahllose Bildungen von eigenartigem Farben- und Formenreiz herstellen, die
unsere Künstler sehr gut zur Anfertigung von Vorsatzpapieren u. dergl., eventuell
mit anderem kombiniert, verwenden könnten. Damit wäre noch eine neue
Zufallskunst, die bisher nur eine gefällige Spielerei gewesen, für die Praxis
gewonnen. — ... ...
 
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