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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Pazaurek, Gustav Edmund: Corriger la Fortune: Eine kunstgewerbliche Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0100
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Mitteilungen des "Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Wie wir gesehen haben, spielt der Zufall im Kunstgewerbe eine nicht un-
wesentliche Rolle, und wenn der Zufall ein glücklicher ist, so kann man sich
dies sehr gerne gefallen lassen. Trotzdem ist es des Schöpfers nicht würdig,
die Hände ganz in den Schoß zu legen und nur unsichtbare Heinzelmännchen
für sich arbeiten zu lassen. Wir sagten bereits, der Reiz jener Objekte, bei
denen Zufallskünste im Spiele sind, soll nicht ausschließlich in diesen Zufalls-
wirkungen liegen. Ein corriger la fortune kann Objekte von ungleich
höherem Werte zeitigen.

Wenn unsere Phantasie selbst ferne, leblose Gebilde mit einer Idee zu be-
seelen liebt, wenn wir hinter dahereilenden Wolken*, hinter willkürlichen
Felsensteinen, hinter Feuchtigkeitsflecken** u. dergl., etwa wie hinter Palimpsesten,
märchenhafte Inhalte erkennen zu können glauben, dann haben wir bei solchen
Gegenständen, für die wir doch verantwortlich sind, offenbar erst recht die
Pflicht, dem blinden Zufall nicht ganz das Feld zu überlassen.

* Das bekannteste Beispiel bietet Mantegnas Sebastianbild im Wiener Hofmuseum (um 1460).
** Paul Meyerheim hat eben erst — den Fußstapfen des großen Lionardo folgend — in einem
nicht gerade glücklichen Artikel in der .."Woche" (1907, S. 302) derartige „ungemalte "Wandmalerei"
behandelt.

Abb. 13. Vase von Prof. Hans von Heider, Stuttgart.
(Stuttgart, Privatbesitz.)
 
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