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Muthesius, H.: Das Problem der neuzeitlichen Organisation des Kunstgewerbes
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0043
Das Problem der neuzeitlichen Organisation des Kunstgewerbes.
37
wichtigste und folgenschwerste Tat, die
die Dresdner Werkstätten bisher ge-
leistet haben. Und vielleicht sind sie
überhaupt das wichtigste kunstgewerb-
liche Ereignis des letzten Jahres. Es
sind durch die Mitarbeit von Richard
Riemerschmid in eingehenden Ver-
suchen solche spezifischen Möbelformen
entwickelt worden, die von der Maschine
bequem hergestellt werden können.
Die Holzverbindungen der Möbel, die
bisher auf die Herstellung von Hand
zugeschnitten waren, sind zum Teil in
solche umgebildet worden, die der
maschinenmäßigen Herstellung ent-
sprechen.
Von keinem Möbelstück wird jeweilig
eine geringere Auflage als hundert her-
gestellt. Um den Versand weniger kost-
spielig zu gestalten, sind alle Möbel,
auch die großen Schränke, zum Aus-
einandernehmen eingerichtet, so daß
die Einzelteile zusammengeklappt als
Frachtgut versandt werden können.
Die Verpackung geschieht in Pappe
und Stricken. In wenigen Monaten
nach der Eröffnung der Herstellung
dieser Möbel waren mehr als drei-
hundert Zimmereinrichtungen verkauft.
Es ist zu hoffen, daß diese Möbel einen
so allgemeinen Anklang finden, daß
dadurch die minderwertige bisherige
Massenproduktion, die weder volks-
wirtschaftlich noch technisch durchdacht
war, mehr und mehr beiseite geschoben
wird.
Von nicht minder großem Interesse
wie die künstlerischen und technischen
Seiten des Betriebes ist die Fürsorge,
die den sozialen Verhältnissen der An-
gestellten und Arbeiter gewidmet wird.
Die persönliche Auffassung des Leiters ist die, daß sein Betrieb eine Arbeits-
gemeinschaft sämtlicher Beteiligten sei, der Grundsatz der Behandlung der
Arbeiter ist der der alleräußersten Billigkeit bei voller Berücksichtigung be-
rechtigter Wünsche, das Mittel des Zusammenhalts die Beteiligung der Arbeiter
an der Verwaltung und an der Aufrechterhaltung der Ordnung. Die Arbeiter-
schaft wählt einen Arbeiterausschuß, mit dem der Leiter am Schluß jeder
Arbeitswoche die vorgekommenen Meinungsverschiedenheiten bespricht und in
Kr. Böres, Stuttgart.
Ofen.
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wichtigste und folgenschwerste Tat, die
die Dresdner Werkstätten bisher ge-
leistet haben. Und vielleicht sind sie
überhaupt das wichtigste kunstgewerb-
liche Ereignis des letzten Jahres. Es
sind durch die Mitarbeit von Richard
Riemerschmid in eingehenden Ver-
suchen solche spezifischen Möbelformen
entwickelt worden, die von der Maschine
bequem hergestellt werden können.
Die Holzverbindungen der Möbel, die
bisher auf die Herstellung von Hand
zugeschnitten waren, sind zum Teil in
solche umgebildet worden, die der
maschinenmäßigen Herstellung ent-
sprechen.
Von keinem Möbelstück wird jeweilig
eine geringere Auflage als hundert her-
gestellt. Um den Versand weniger kost-
spielig zu gestalten, sind alle Möbel,
auch die großen Schränke, zum Aus-
einandernehmen eingerichtet, so daß
die Einzelteile zusammengeklappt als
Frachtgut versandt werden können.
Die Verpackung geschieht in Pappe
und Stricken. In wenigen Monaten
nach der Eröffnung der Herstellung
dieser Möbel waren mehr als drei-
hundert Zimmereinrichtungen verkauft.
Es ist zu hoffen, daß diese Möbel einen
so allgemeinen Anklang finden, daß
dadurch die minderwertige bisherige
Massenproduktion, die weder volks-
wirtschaftlich noch technisch durchdacht
war, mehr und mehr beiseite geschoben
wird.
Von nicht minder großem Interesse
wie die künstlerischen und technischen
Seiten des Betriebes ist die Fürsorge,
die den sozialen Verhältnissen der An-
gestellten und Arbeiter gewidmet wird.
Die persönliche Auffassung des Leiters ist die, daß sein Betrieb eine Arbeits-
gemeinschaft sämtlicher Beteiligten sei, der Grundsatz der Behandlung der
Arbeiter ist der der alleräußersten Billigkeit bei voller Berücksichtigung be-
rechtigter Wünsche, das Mittel des Zusammenhalts die Beteiligung der Arbeiter
an der Verwaltung und an der Aufrechterhaltung der Ordnung. Die Arbeiter-
schaft wählt einen Arbeiterausschuß, mit dem der Leiter am Schluß jeder
Arbeitswoche die vorgekommenen Meinungsverschiedenheiten bespricht und in
Kr. Böres, Stuttgart.
Ofen.