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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Muthesius, H.: Das Problem der neuzeitlichen Organisation des Kunstgewerbes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0045
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Das Problem der neuzeitlichen Organisation des Kunstgewerbes.

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durch Verbesserung der Wohnungszustände erreicht werden kann, hat die
Werkstätten zu dem Plane geführt, sich den in England entstandenen Gedanken
der Gartenstadt zunutze zu machen und ihre Fabrik aus Dresden hinaus aufs
Land zu verlegen. In angemessener Entfernung von Dresden sind bedeutende
Liegenschaften auf reizvoll bewegtem Gelände erworben worden, auf denen
rings um die Fabrik gruppiert Arbeiterwohnungen angelegt werden sollen.

Die Gestaltung des Planes liegt in den Händen von anerkannten Künstlern,
vorzugsweise von Theodor Fischer und Richard Riemerschmid. Außer den
Wohnungen für Arbeiter sollen auch Wohnstätten für alle Beamten der Werk-
stätten sowie für einige Künstler und andere Mitarbeiter der Werkstätten ge-
baut werden, die sich auf dem landschaftlich schönen Gelände ansiedeln
wollen. Die Bewohner sollen ein gewisses Eigentumsrecht an den Häusern
erlangen. Der Plan steht der Verwirklichung nahe, so daß sich schon im
nächsten Jahre Genaues darüber berichten lassen wird.

An dem Geist der Dresdner Werkstätten ist deutlich zu erkennen, in welcher
Weise gute Prinzipien in der Arbeit auch auf alle anderen Verhältnisse dessen,
der sie betreibt, einen wohltätigen Einfluß ausüben. Die Grundsätze der Ge-
diegenheit und des guten Geschmacks, das Bestreben, die handwerklichen
Leistungen zu steigern, können nur mit einer Lebensauffassung Hand in Hand
gehen, die sich folgerichtig auch in einer humanitären Betätigung im allge-
meinen Sinne äußern muß.

Es ist zweifelhaft, ob die Durchführung so weitgehender guter Grundsätze,
wie wir sie in den Dresdner Werkstätten kennen gelernt haben, nicht zur
Grundbedingung hat, daß die Leitung des Betriebes eine persönliche bleibt.
Jedenfalls müßte erst abgewartet werden, ob sich der jetzt vorhandene Geist
der Werkstätten auch dann noch in derselben Reinheit behaupten lassen würde,
wenn etwa aus dem persönlichen Betriebe eine Aktiengesellschaft gemacht
würde.
 
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