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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Pazaurek, Gustav Edmund: Die Stuttgarter Gewerbeschule für Frauen und Mädchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0120
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Die Stuttgarter Gewerbeschule für Frauen und Mädchen.

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verknüpft sind, fehlen, weil ihre Trägerinnen dem Lehrkörper nicht mehr angehören:
Frau Louise Behr, die bis zum Jahre 1899 durch fast ein Menschenalter den Unter-
richt im Zeichnen, Malen und in den Studien nach der Natur geleitet hat, verdient
wenigstens ein dauerndes Andenken für ihre aufopfernde Tätigkeit, desgleichen Fräulein
Gisela Entreß, der zwischen 1904 und 1907 die Abteilung für das Pflanzenzeichnen
und für das Flächenornament anvertraut war, die sie auch im modernen Geiste mit
Ausdauer und Umsicht auszugestalten wußte, bis sie im letzten Semester von höheren
Mächten — zum Traualtar entführt wurde und so der Anstalt leider verloren ging.

Die Seele der städtischen Gewerbeschule für Frauen und Mädchen ist Fräulein
Magdalene Schweizer, die bereits vor vier Jahren das fünfundzwanzigjährige Jubi-
läum feiern konnte. Man stelle sich nur ja keine amtsmüde, eckige Instituts-
vorsteherin mit Lorgnette und stets bereiten, salbungsvollen Predigten vor, die all-
mählich auf ihren Lorbeeren auszuruhen gedenkt. Fräulein Schweizer ist das ge-
rade Gegenteil davon: die Personifikation der temperamentvollen Lebhaftigkeit, die
stets vibrierende „Unruhe" im Uhrwerk der von ihr geleiteten Anstalt. Nur das
Grau, das sich ab und zu leicht in ihre Haarfarbe mischt, spielt den Verräter, daß
wir es schon mit einer Jubilarin zu tun haben. Trotz ihrer jahrelangen, umfang-
reichen, organisatorischen Tätigkeit, welcher die größten Erfolge der Anstalt zu ver-
danken sind, zeigt die genannte Dame nicht die geringste Spur einer Ermüdung,
greift vielmehr mit dem jugendlichsten Feuereifer überall ein, wo sie es für notwendig
hält und wird nie müde, neue Pläne zu erwägen und neue Möglichkeiten vorzubereiten,
um ihre Schule immer weiter zu bringen.

Fräulein Schweizer erfreut sich allerdings auch der allseitigen Unterstützung eines
weiblichen und männlichen Stabes guter Lehrkräfte; aber die meisten derselben hat
sie sich selbst herangezogen und wußte sie an den richtigen Posten zu stellen. Speziell
die Fräulein An dl er und Eberhardt, sowie die Bildhauer-Brüder Daniel und
Rudolf Stocker und der Keramiker Hoffmann unterstützen ihre Führerin in der
besten Weise. Die zahlreichen beigefügten Illustrationen legen ein beredtes Zeugnis
dafür ab, daß in allen Gruppen fleißig und ernst gearbeitet wird und daß man mit
den bisher erzielten Erfolgen sehr zufrieden zu sein alle Ursache hat. Da unsere
Zeitschrift kein schulpädagogisches, sondern ein kunstgewerbliches Organ ist, können
allerdings die Unterrichtsresultate nicht in allen Klassen gleichmäßig berücksichtigt

Bronze-Schließen mit kristallisierten keramischen Füllungen; von Rudolf Stocker.
 
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