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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Pazaurek, Gustav Edmund: Die Stuttgarter Gewerbeschule für Frauen und Mädchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0122
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Die Stuttgarter Gewerbeschule für Frauen und Mädchen.

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werden; wir müssen vielmehr das Schwergewicht auf die ausgeführten kunsthand-
werklichen Erzeugnisse legen und dürfen uns bei den mehr vorbereitenden Stadien
nicht aufhalten. Es überwiegen demgemäß zunächst die reizvollen Stickereien, die
unter der Aegide von Fräulein Laura Eberhardt ausgeführt wurden; zwei famose
Vorhänge stammen noch von der früheren Lehrerin Fräulein Gisela Entrefi.

Die geschickten Farbenzusammenstellungen gehen in den schwarzen Abbildungen
leider verloren, desgleichen bei den keramischen Erzeugnissen, an denen Fräulein
Schweizer und Herr Hoffmann beteiligt sind. Alle die Blumentöpfe, Vasen, Schälchen,
Krüge, Teller und dergl. gehören zwei Hauptgruppen an, entweder der sogenannten
Bauernmajolika oder der Ueberlauf- und Kristallisations-Glasur-Gruppe. Nach beiden
Richtungen sind die bereits gelungenen Objekte sehr anerkennenswert: Die Bauer-
töpferei, die mit lebhaften Farbenglasuren, mit der Gießbüchse (dem Malhorn) oder
mit der Sgraffito-Technik arbeitet, knüpft glücklich an die guten Traditionen deutscher,
volkstümlicher Produktion an, während die zarten Ueberlaufglasuren an Farben-
schmelz mit den besten japanischen Vorbildern wetteifern und auch die kristal-
lisierten Glasuren hinter anderen Erzeugnissen dieser Art keineswegs zurückstehen.
Eine aparte, kleine Neuheit bilden die metallmontierten kristallisierten Fliesen-
stückchen, die sich für größere Gürtelschließen ganz gut eignen. —

"Wichtige Offenbarungen origineller Monumentalität kann man natürlich nicht ver-
langen; das ist erstens nicht Sache einer Schule und zweitens nicht Sache der Damen.
Aber überall, wo liebenswürdiges künstlerisches Feingefühl in Frage kommt, kann
man seine Freude haben. Man betrachte in dieser Beziehung besonders die graziösen
Vorsatzpapiere, von denen wir vier Proben auch — als Originallithographien der
Anstalt — in Farben wiedergeben können.

Aber man täte der Schule Unrecht, wenn man sagen wollte, daß sie nur im Kleinen
groß sei. Gerade einzelne Skulpturen lassen uns vielmehr erkennen, daß sowohl
Daniel Stocker — zumal in dem recht großzügigen Christuskopf — als auch Fräulein
Schweizer, die namentlich in Katzenmodellierungen viel Geschick beweist, ihre

Katze, in Ton, modelliert von Magdalene Schweizer.
 
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