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38

N at urwissenschaft en

Sozietät in Erlangen, 1907, Bd. 39);
Baeumkers Ausgabe von Alfarabi De ortu
scientiarum (Münster 1916).
Schließlich müßte der außerordentlichen
Bedeutung gedacht werden, die dem Kitäb
Ihsä-il-Ulüm in der abendländischen Gei-
stesgeschichte zukommt: Die Systematik
der Wissenschaften, die er enthält (mit
Naturlehre, angewandter Mathematik, Poli-
tik, Recht usw.), ungleich reicher als das
Gefüge der 7 freien Künste, vermittelte
dem Okzident, dem er, gegen 1150, durch
lateinische Übersetzung zugänglich wurde,
eine Fülle bisher unbekannter antiker In-
halte und eröffnete die neuartigsten Per-
spektiven. Besondere Beachtung verdient,
daß durch dies Werk des Alfarabi viel
aristotelisches Lehrgut zum ersten Male
bekannt wurde, aus den naturwissenschaft-
lichen Werken und auch der Metaphysik,
bevor die betreffenden aristotelischen
Schriften selbst übersetzt vorlagen. Eine
kritische Ausgabe der in mehreren Hss.
(etwa cod. Fitz William 169, Corpus Christi
Oxon. 86, Paris. 9335 usw.) und in zwei
verschiedenen Fassungen vorliegenden la-
teinischen Übersetzung ist ein dringendes
Bedürfnis. R. K.

b) Mittelalterliche Enzy-
klopädie
131 THORNDIKE, LYNN, An anonymous
treatise in six books on metaphysics and
natural philosophy. In: Philos. Revw
40, S. 317—340.
Inhaltsangabe und kurze Untersuchung
einer im cod. Parisin. 6752 enthaltenen,
in Form eines Kompendiums der aristo-
telischen Schriften verfaßten Enzyklo-
pädie der Metaphysik und Naturlehre. Die

Absicht des anonymen, im 14. Jahrh.
lebenden Verfassers ist es zunächst, den
Text des Aristoteles, der „durch übergroße
Weitschweifigkeit und die Schwierigkeit
der Terminologie der studierenden Jugend
allzu viel Zeit raube", in einer handlichen,
leicht faßlichen Form darzubieten. Von
einer bloßen Kompilation unterscheidet
sich die Schrift dadurch, daß der Verf.
Aristoteles entgegentritt, wenn er sich mit
dem Dogma nicht vereinen läßt, und ihn
dort, wo er auf die Fragestellungen der
„neueren Zeit" keine oder nur ungenügende
Antwort gibt, aus anderen Autoren ergänzt
(in der Astronomie aus Alpetragi und The-
bit, in der Mineralogie aus Albert); hinzu
kommt die Benutzung von Apuleius’ De
deo Socratis und Gilberts De sex principiis.
Im einzelnen weicht er bisweilen von Ari-
stoteles ab (Erklärung des Erdbebens,
Ablehnung der Möglichkeit von Wahr-
sageträumen) .
Um seine Stellung unter den Schulen
der Zeit genauer zu bestimmen, reicht das
von Th. Mitgeteilte nicht aus. Es wird nicht
ersichtlich, in welchem Verhältnis er zur
Naturlehre des Pariser Nominalismus steht.
Seine Stellung zur Astrologie bedürfte
näherer Untersuchung: Er gesteht den Ge-
stirnen große Wirkung zu, tritt aber zugleich
entschieden für die Freiheit des Willens ein
und wendet sich deshalb gegen die Annahme
des Platonischen Großen Jahrs. —- Als An-
hang ist ein Verzeichnis der Kapitelüber-
schriften beigefügt. R- K.
Siehe auch Nr. 128.
c) Neuere Enzyklopädie
Siehe Nr. 1100. 1101.

II. MATHEMATIK

1. Antikes und modernes
Denken
132 MEYER, W. FR., Über Unterschiede zwi-
schen antikem und modernem Denken in
der Mathematik. In: Mitt. math. Ges.
Hambg. 7, S. 1—9.
Die Fortentwicklung der antiken zur
modernen Mathematik ist in der Verall-
gemeinerung des früher nur für sich be-

handelten Spezialfalles zu sehen, wenig-
stens vom konstruktiven, anschaulichen
Standpunkt aus; dagegen ist vom logischen
Standpunkt aus schon Euklid „modern".
Das Hauptkennzeichen der modernen Ma-
thematik, das Prinzip der Abbildung
(Übertragung, Verwandtschaft) wurzelt
auch schon in der Antike, nämlich in
der stereographischen Projektion, dieser
„Brücke zur modernen Auffassung", wie
 
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