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V olksschauspiel und Tanz. Theater des Mittelalters

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284 JORDAN, LEO, Der Reigentanz Carole und
seine Lieder. In: Zs. rom. Philol. 51,
S. 335—353-
Der alte chorus hat sich in Gallien er-
halten oder mit einheimischen Reigentän-
zen verbunden; so entsteht die choraula.
Belege von Venantius Fortunatus bis ins
Mittelalter bezeugen seine Existenz bei

Hoch und Nieder. Seit 1500 wird er in ge-
hobenen Schichten durch den Paartanz
(branle) abgelöst; das Volk behält den
Reigen carole, ronde. Belege für den Tanz-
text aus Froissarts Meliador, den Liedern
des Charles d’Orteans (geistliche und welt-
liche), Refrains. W. E. P.

II. THEATER IN BYZANZ
Siehe Nr. 672, 673.

III. THEATER DES MITTELALTERS

285 COHEN, GUSTAVE, Le Thedtre en France
au Moy en Age. Bd.2. Le theätre profane.
Paris: Rieder.
In der Einleitung zählt C. kurz die an-
tiken Elemente des mittelalterlichen Thea-
ters auf und verweist besonders auf den Zu-
sammenhang von Mimus und Sotie. Sonst
berührt er gelegentlich den Einfluß der la-
teinischen Komödie im Mittelalter und er-
wähnt ferner, daß Allegorien in den Mora-
litäten auf Prudentius und Martianus Ca-
pella zurückgehen. F. Sch.
286 CAPPIELLO, LUIGI, II Teatro provenzale.
In: Rass. Studi Francesig, S. 223—231.

Berichtet hauptsächlich über die For-
schungen zur Geschichte des provenza-
lischen geistlichen Schauspiels im MA. (mit
einem Ausblick auf die dramatische Pro-
duktion der späteren Zeit bis Mistral). An-
zumerken ist das Auftreten Vergils und
der Sibylle im Prophetenspiel, das sich in
versifizierter Fassung in einer Handschrift
des 11. Jahrh. aus Limoges findet (Paris,
Bibi. Nat., lat. 1139). Der Verfasser berührt
ferner kurz zwei provenzalische Versionen
der Prophezeiung der Sibylle vom Ende des
13. Jahrh. F R

IV. THEATER DER RENAISSANCE

Entstehung der Oper siehe Nr. 499—501.
287 RAPP, FRANZ, Ein Theater-Bauplan des
Giovanni Battista Aleotti. In: Neues
Arch. Theatergesch. 2, S. 79—125.
11 Taf.
R. legt elf Zeichnungen des Ferraresi-
schen Architekten und Ingenieurs G. B. Ale-
otti vor, die er in einem Klebeband der
Bibi. Communale in Ferrara fand und die
Architektur-Zeichnungen und Szenendeko-
rationen eines Theaterbaus enthalten.
Durch sorgfältige Deutung der Zeichnun-
gen, Rekonstruktion des in Grundriß und
Längsschnitt dargestellten Bühnen- und
Zuschauerraumes sowie durch den Ver-
gleich mit den Theatersälen des Palladio in
Vicenza (1580—1584), des Scamozzi in

Sabbioneta (1588), Aleottis eigenem Teatro
Farnese in Parma (1618) und mit den Be-
schreibungen von Buontalentis Florentini-
schen Theaterräumen von 1585 und 1589
stellt sich heraus, daß es sich um neuartige
Entwürfe sowohl für den Zuschauerraum
wie für den Bühnenraum handelt: die
Skizzen zeigen das erste Logen- und Rang-
theater und die früheste Kulissenbühne.
Ein Stich von Galle mit einer Widmung
Aleottis von 1618 an den Herzog von
Parma, der eine ,,scena tragica“ darstellt
und mit den Ferraresischen Zeichnungen
Ähnlichkeiten hat, läßt vermuten, daß es
sich bei den Zeichnungen um Entwürfe
für den Bau des Teatro dell’Accademia de-
gl’Intrepidi in Ferrara handelt, das Aleotti
1609 gebaut hatte. G. B.
 
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