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Bildtradition

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im Gegenteil Figuren verschiedener Be-
deutung nur symmetrisch angeordnet sind,
sie sieht schließlich „Patterns“ auch da,
wo die Zuordnung verschiedener nicht
gleichförmiger Figuren inhaltlich bedingt,
wenn auch dekorativ wirksam, ist. Daher
läßt sich, wenigstens auf dem Gebiet
weltlicher Ikonographie, eine Grenze zwi-
schen dekorativer und darstellender Be-
deutung gar nicht festhalten. Die Vf.
deutet sogar in ihren Kapitelüberschriften,
wenn sie auch zugleich Zeitabschnitte
charakterisieren sollen, an, daß es ihr auf
die inhaltliche Seite der „Schmuckformen“
besonders ankommt: „Speculum naturae“
bedeutet das erwachende Interesse des
späten Mittelalters an Naturdarstellungen,
unter „The Mark of the Individual“ faßt
sie die Heraldik, die mit Impresen, Initia-
len und Chiffren gemerkten Gebrauchs-
gegenstände des höfischen Rittertums zu-
sammen, sie verfolgt unter dem Titel
„Literature and Decoration“ (im Sinne
Mäle’s) den Einfluß des literarischen Ge-
schmacks auf den bildkünstlerischen, sie
charakterisiert sogar das Eindringen ab-
strakter orientalischer Schmuckformen in
die europäische Dekoration als „The Ro-
ane of Distance“. Eine solche interessante
Erweiterung des Begriffs konnte nur auf
Grund einer außergewöhnlichen Kenntnis
von Bild- und Schriftdokumenten unter-
nommen werden; ausgeschlossen bleiben
eigentlich nur ganze Architekturen, Frei-
plastiken und die rein sakrale Darstellung
der menschlichen Figur. Andererseits er-
schwert aber gerade diese Weite des Be-

obachtungsfeldes die systematische Aus-
wahl und methodische Durchdringung des
Materials, und die einzelne Bilddarstellung
verliert dadurch, daß der dekorative Ge-
sichtspunkt den inhaltlichen überwiegt, ihre
spezifische Bedeutung für die Situation, in
der sie entstand. Dieser Tatsache wird da-
durch noch Vorschub geleistet, daß in-
folge der chronologischen Weite des Ge-
bietes große Zeitspannen als zusammen-
gehörig dargestellt und daher innerhalb
ihrer auf Differenzierung verzichtet wird.
Das Nachleben der Antike wird hauptsäch-
lich in den Abschnitten „The New Age“
(15.—17. Jahrh.) und „The Return to An-
tiquity" (18. und 19. Jahrh.) behandelt, und
schon daraus geht zunächst hervor, daß
alle latente Rezeption, etwa in emblema-
tischer Form, als solche nicht einbezogen
wird. Nachleben der Antike heißt hier vor
allem Imitation, und es wird nicht weiter
analysiert, welche Bedeutungsnuance oder
welchen Akzent das Auftauchen eines an-
tiken Motivs an einem bestimmten Ort,
zu einer bestimmten Zeit und in einem
bestimmten Zusammenhang hat. Wo hin-
gegen das Zurückgreifen auf die Antike in
bewußter Gelehrsamkeit ausgesprochen
und motiviert wird, sei es in allegorischem
Zusammenhang, wie im französischen 17.,
sei es in archäologischem Sinne, wie im
englischen 18. Jahrh., da kommt der Vf. ihre
große Belesenheit zugute — wie es über-
haupt eine Stärke des Buches bedeutet,
daß es Kunstwerke durch zeitgenössische
literarische Äußerungen zu interpretieren
versucht. G. B.

II. NACHLEBEN ANTIKER BILDVORSTELLUNGEN

1. Antike Haltung
und Ausdrucksgebärde
297 HEDICKE, ROBERT, Studien zur Logik
der Kunstgeschichte. Der Begriff des
Kontrapost. Ein geistesgeschichtlicher
Grundbegriff der Weltgeschichte der
Plastik. In: Dt. Vjschr. Litwiss. 9,
S.186—200.
In der Weltgeschichte der Plastik seien
zu unterscheiden die beiden Grundrich-

tungen, „die symbolisch-abstrahierende-
irrationale“ (Ägypter, Babylonier, Inder)
und die „kontrapostisch-diesseitige-rationa-
le Richtung, welche die Griechen geschaffen
haben". H. macht keine Angaben über die
Herkunft des Begriffes Kontrapost, er-
weitert ihn aber so, daß er die „Grund-
gesetze und Normen der höheren Plastik
des menschlichen Körpers'' umfaßt, und
meint, daß er an „Diesseits, Nacktheit und
Marmor“ gebunden sei. Der Kontrapost
 
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