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120

Musik

tiner (die darin die Nähe zur Antike fanden)
zu der Form, mit der Monteverdi die An-
tike überwunden zu haben glaubte, die auf
den Passioni des Menschen und der Imi-
tazione delle parole gründet. Das künst-
lerische Ziel Monteverdis wird vornehmlich
am ,,Orfeo“ aufgezeigt. L. Sch.
500 PRUNIÜRES, HENRY, Cavalli et l’opera
venitien au iye siede. Paris: Rieder.
120 S. 40 Taf.
(Maitres de la musique ancienne et
moderne. 8.)
Nach einem geschichtlichen Überblick
über Venedig und die Musik, über die Oper
und Kantate in Rom, die venezianischen
Operntheater gibt P. eine Beschreibung
von Cavallis Leben, in der einige neue Daten
erscheinen. Bemerkenswert ist die stilge-
schichtliche Bedeutung der „Incorona-
zione di Poppea“ Monteverdis für dessen
Schüler Cavalli. Monteverdi hat ausdrück-
lich mit seinen neuen Stilprägungen die
Antike überwinden wollen. Diese Richtung
erklärt Cavallis starke Neigung zum dra-
matisch-melodischen Rezitativ, in dem so-
gar noch ein Zusammenhang mit dem Bardi-
kreis und den Florentinern Peri und Cac-
cini sichtbar wird. Prunieres hat sich be-
müht, den stilgeschichtlichen Konflikt
zwischen Cavalli und Cesti neu zu erklären,
und lehnt eine rein venezianische Schule
ab, da Cestis Oper tatsächlich den ,,cour
international“ (R. Rolland) antrat.
L. Sch.
501 LIUZZI, FERNANDO, Due frammenti del-
l’ Enei de musicati in Roma nel seicento.
In: Atti II0 congr. naz. Studi Romani 2,
S. 265—275.
Skizziert einleitend die Geschichte der
Vertonungen der Didoepisode in der italie-
nischen Renaissance. Analysiert zwei Ver-
gilvertonungen von Domenico Mazzoc-
chi (etwa 1590—1650), „Dido furens“
und „Nisus et Eurialus“. Sie sind ganz
eigenartig in der Musikgeschichte, näher
dem Oratorium als der Oper. Es liegt der
schlichte lateinische Wortlaut Vergils aus
Aeneis IV und IX in dialogisierter Form
zugrunde, im ersten Stück singt Dido den
Sopran, Aeneas den Tenor, Vergil erzäh-
lend den Baß, im zweiten sind die Rollen
etwas komplizierter verteilt. H. G.

7. Literarische Antikentradi-
tion bei modernen Musikern
BOETTCHER, HANS, Beethovens Homer- 502
Studien. In:Musik 19, 1927, S. 478—485.
Auszug in: Wien. Bll. Antike 7, 1930/31,
s- 43—44-
B.s Homerstudien werden vor allem an
dem Odyssee-Exemplar (Übersetzung J. H.
Voß, Hamburg 1781) sichtbar. Er betont
zunächst die ethischen Werte der Odyssee
und zwar dort, wo sie sich mit den Erfah-
rungen des eigenen Lebens begegnen. Das
Abschreiben von Versen zeigt dann den
Weg in den musikalischen Prozeß, der
mit der Rhythmisierung und Durchfor-
mung der Versmaße beginnt. Neben der
(seit Nottebohm bekannten) Iliasstelle
(wohl als Hexameter-Problem) bringt Boett-
cher die Skizze aus Brit. Mus. Egerton
279511. 10; 10b (Odyssee-Voß 1781, V. 83f.)
und hebt mit Recht hervor, daß Beethovens
Homer-Vertonungen Fragment bleiben
mußten, daß sie aber mehr als abseits lie-
gende „Kuriositäten des großen Sinfo-
nikers" seien; „sie sind Bruchstücke, aber
im wahrsten Sinne des Wortes 'Bruch-
stücke der großen Konfession des Genius’.“
L. Sch.
PHOTIADES, CONSTANTIN, Hector Ber- 5°3
lioz et Andromede. In: Rev. Paris 38, 1,
S.897—916.
Berlioz als Mensch und Künstler und die
Geschichte seines Ruhmes ist das Thema
des Aufsatzes. Der Titel verweist auf einen
Brief vom 28. 11. 1853, in dem B. die mo-
derne Musik der antiken Andromeda ver-
gleicht, die Perseus erwartet, der ihre Ket-
ten — „la chimere appelee routine“ — zer-
reißen soll. „Apres avoir baigne de larmes
d’amour ses pieds meurtris d’une si longue
etreinte, il lui donnerait, s’il etait possible,
des ailes encore pour accroitre sa liberte."
F. Sch.
PETER, ANDREAS, ..KönigMidas'1 (Ko- 504
mische Oper nach Wieland, vonWilhelm
Kempff). In: Szene 21, S. 326!.
Dem Komponisten hat das antike Satyr-
spiel als Vorbild gegolten. Bei der Insze
nierung sei die Gefahr zu vermeiden, aus
dem Stück eine Posse im Stil von Aristo-
phanes-Offenbach zu machen. R. N.
 
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