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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 53.1933

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Heiler, Carl Ludwig: Dillenburg im Kriegsjahre 1760 und die Vernichtung des Stammschlosses der Oranier: neue Beiträge und kritische Untersuchungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62033#0019
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Dillenburg* im Kriegsjahre 1760 und die Ver-
nichtung des Stammschlosses der Oranier
neue Beiträge und kritische Untersuchungen
von Carl Heiler.
Im siebenjährigen Kriege erlitten die Franzosen am 1. August 1759 durch
Herzog Ferdinand von Braunschweig, den Beschützer der Westfront Fried-
richs des Grossen, bei Minden eine derartige Niederlage, dass ihr Oberbefehls-
haber, Marschall v. Contades, bis über die Lahn zurückgeworfen wurde und
Herzog Ferdinand mit seinen englisch-deutschen Truppen bei Krofdorf unweit
von Giessen sein Hauptquartier nehmen konnte. Auch Marschall Herzog v.
Broglie, der nunmehr die Führung der Franzosen übernahm, hatte zunächst
bei dem Versuche, den Gegner nach Norden zurückzudrängen, wenig Glück.
Erst im Juni 1760, als er mit einem erheblich verstärkten Heere den Herzog
Ferdinand erneut angriff, gelang es ihm, u. a. das obere Lahntal und dessen
Umgebung zu besetzen.
Mit diesen 6 ersten Monaten des Kriegsjahres 1760, in denen sich die
Ereignisse im Januar und Juli besonders hervorheben und neben Marburg vor
allem Stadt und Schloss Dillenburg im Mittelpunkte der kriegerischen Unter-
nehmungen stand, befassen sich die folgenden Ausführungen.
In den ersten Januartagen 1760 wurden Herborn und Dillenburg von
französischen Truppen des Marschalls Herzogs von Broglie unter dem Kom-
mando des Marquis de Voyer angegriffen1). Beide Städte waren am 3. Januar
in der Hand der Franzosen2), und auch das Schloss in Dillenburg war beschossen
worden, das seit dem 5. November3) 1759 von dem unter dem Oberbefehl des
Herzogs Ferdinand von Braunschweig stehenden hannöverischen Hauptmann
Otto Moritz v. Düring mit etwa 100 reitenden Jägern ganz gegen den Willen
der oranien-nassauischen Regierung besetzt worden war.
Es soll hier nicht im einzelnen der Verlauf der nun folgenden kriegerischen
Ereignisse in Dillenburg, auch nicht die ganze Tragödie der späteren 2. Belage-
rung, die schliesslich am 13. Juli 1760 mit der Einäscherung des Schlosses
s. die Einzelheiten in Rau sch ar ds Bericht, Anhang I, Kap. 1—5.
2) s. Renouard, Geschichte des 7,jährigen Krieges, Kassel 1864, II S. 345.
8) Dieses Datum ergibt sich aus einem Schreiben der Regierung in Dillenburg vom 26.
2. 1760 an Herzog Karl von Braunschweig, das sich in den im folgenden näher bezeichneten
Wolfenbütteler Akten erhalten hat.
 
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