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Ludwig Snells politische Wirksamkeit in den
Jahren 1812—1827.
Von
Kurt Richter.
Vorwort.
Eine Darstellung der politischen Wirksamkeit Ludwigs Snells in der un-
mittelbar auf die Befreiungskriege folgenden Zeit gehört mit zur Geschichte der
Anfänge der deutschen Einheitsbewegung. Diese Geschichte aber zeichnet sich
aus durch ihre Mannigfaltigkeit und ihren Reichtum an individuellen Zügen. Sie
ist in ihren Einzelzügen, mochten sich diese nun in Bewegungen und Gedanken
der Zeit oder in einzelnen Persönlichkeiten darstellen, schon oft beschrieben
worden, aber sie hat ihre Anziehungskraft noch nicht verloren. Der Individua-
lismus der Zeit fand sich hier einmal zu einer von einer grossen Idee getragenen
gemeinsamen Bewegung zusammen, und dies gegenseitige Durchdringen des All-
gemeinen mit dem Individuellen ist es, was immer wieder zur Betrachtung an-
geregt hat. Denn, so bemerkt Ernst Müsebeck (in seinem Aufsatz: „S. P. Martin
und II. R. v. Plehwe, zwei Vertreter des deutschen Einheitsgedankens von 1806
bis 1820“, Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und
der deutschen Einheitsbewegung, Band 2, S. 76), „was diese Männer und Jüng-
linge“, die Träger der deutschen Einheitsbewegung, „aneinander band, ruhte nicht
auf einer gleichartigen sittlich-religiösen oder wissenschaftlichen Theorie, sondern
auf der Übereinstimmung der praktischen Tendenz; in ihnen lebte eine heisse,
oft unzähmbare Sehnsucht nach der Tat der inneren und äusseren Befreiung
und nach der volkstümlichen Einheit des Vaterlandes. So gewährt es einen
intimen Reiz, in die Verschiedenartigkeit ihrer persönlichen Entwickelung zu
schauen, den inneren Gedanken und äusseren Einwirkungen nachzugehen, die
sie zu diesem gemeinsamen Ziele führten. Die Mannigfaltigkeit ihrer Erleb-
nisse war so stark und so individuell ausgestaltet, dass die Quellen persönlichen
Wachsens unendlich reich sind, bis sie ein gemeinsames Flussbett finden, das
sie alle aufnimmt, den Kampf gegen die napoleonische Weltherrschaft“.
Müsebeck sieht aber auch die Probleme, die sich in diesem Augenblick
einstellten, und er formuliert sie so: „Wird der gemeinsame Wille, die Massen-
energie sittlich so stark und in sich gefestigt, werden die Ziele von den einzelnen
intellektuell so scharf erfasst sein, dass sie alle Widerstände kühn zerbrechen,
die ihnen von innen heraus erwachsen, dass sie alle Missverständnisse über-
winden, die ihnen von aussen her entgegengebracht werden? . . . Und weiter:
Haben sich nicht vielleicht gleich bei der Vereinigung so sehr divergierende
Kräfte zueinander gefunden, dass sie sich gegenseitig aufheben oder dass die
 
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