Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kleinere Mitteilungen.
von Paffenanc. In dein von Adolf Bach in der Zeitschrift für
deutsches Altertum ’) mitgeteilten neuen Bruchstück der „Ritterfahrt“ kommt
Vers 136 u. 168 der Name „von Paffinnanc“ vor, der der unritterliche Mann
ist („He en ist ritter oder knecht, Der in ir dienst scribet sich“, Vers 14 f,),
gegen den sich die Ritterfahrt richtet. Bach (a. a. 0., S. 95) vermutet, „dass
es sich in Paffinanc um einen Spottnamen auf einen Geistlichen handelt, der
zwar nicht ohne weiteres zu durchschauen ist.“ Da die Namensform durch den
Reim auf „gedanc“ sichergestellt ist und daher keine Verschreibung vorliegen
kann, so möchte ich annehmen, dass eine absichtliche Verdunkelung des Namens
vorliegt, die darin ihren Grund hat, dass der Dichter den so heftig angegriffenen
und verächtlich gemachten Mann nicht mit seinem bekannten Namen unmittel-
bar zu nennen wagte. Es müsste dann ein ähnlich klingender bekannter Name
der mittelrheinischen Ritterschaft zugrunde liegen, der mit „Paffen-“ zusammen-
gesetzt ist, wodurch sein Träger schon hinreichend charakterisiert war, denn
er beschäftigt sich nach Art der Geistlichen mit Büchern. Ich glaube auch
wohl, dass er tatsächlich ritterbürtig ist, sich aber nur nicht rittermässig be-
tätigte. Von ähnlich lautenden Ritternamen käme wohl nicht „Pfaffendorf“,
sondern eher „Paffenauwe“ in Frage, ein Rittergeschlecht, das aus Lorch
stammt und sich nach einem Gut (Burgsitz ?) bei Lorch benannte. (1443, Aug.
12. belehnt Erzbischof Dietrich den Philipp Flilchen mit Wiesen „im gundail
obenwendig zu pfaffinau bei Lorch“. Nass. Ann. XX, 71.) Das Geschlecht
derer von Pfaffenau hat eine Nebenlinie, die Freie v. Pfaffenau, von denen
z. B. a. 1405 ein Hermann Freie v. Paffinaw der Alte zu Lorch vorkommt.
(Roth, Fontes, I, 1, S. 375). Nach v. Goeckingk (Siebmachers Wappenbuch,
VI, 7, S. 33) begegnen diese Freie v. Pfaffenau auch in Oberwesel. Das ur-
sprüngliche Geschlecht „v. Pfaffenau“ wäre für das 14. Jahrhundert und wohl
schon für das Ende des 13. vorauszusetzen, in dem das Gedicht von der Ritter-
fahrt spielt.
') 1932, S. 92 ff. Vgl. A. Bach, Die Werke des Verfassers der Schlacht bei Göllheim.
Bonn 1930 u. meine Anzeige dieses Buches in den Nass. Heimatblättern, Jg. 1930, S. SO ff.

G'
 
Annotationen