118
Kurt Richter
Ludwig Snell der Anlass, in den alten Kreis wieder enger einzurücken. Noch
Anfang Juli 1818 hören wir durch einen Brief Karl Lönings von einer „General-
session in der alten Stadt im neuen Gymnasium“, einer Zusammenkunft Heinrich
Dombois1 und Wilhelm, vielleicht auch Friedrich Snells bei Ludwig Snell in
Wetzlar, wie durch die Verhöre geklärt wurde, bei der der Kriminalrichter
über die gegen ihn geführte Untersuchung berichtete.ln0) Nach Wilhelm Snells
Entlassung stand dessen künftiges Schicksal im Mittelpunkt der Beratungen;
„was L. und F. in Kapellen darüber beschlossen“, schrieb Karl Löning am
26. Juli seinem Bruder, „bin ich sehr begierig zu erfahren, noch begieriger
aber, auf welche Art man übereingekommen, Wilhelms Absetzung für die gute
Sache zu benutzen“.151) Wie man Wilhelm Snells Absetzung für die „gute
Sache“ benutzen wollte, wissen wir nicht; aber dass man sich zusammenschloss,
um Wilhelm Snell wirtschaftlich zu unterstützen, erfahren wir aus einem anderen
Brief Lönings, der am 3. Januar 1819 seinem Bruder schrieb: „Wilhelm wird
von einer Gesellschaft von Männern, welche die durch die Souveränität Unter-
drückten zu unterstützen sich verbunden haben, ein ansehnliches Stück Geld
erhalten.“ Nach dem Bericht der Mainzer Zentraluntersuchungskommission
handelte es sich dabei um eine Unternehmung des Darmstädter Advokaten
Heinrich Karl Hofmann, der in Darmstadt sowohl wie anderwärts, namentlich
in Berlin152), durch Briefe, denen das Dienstentlassungsdekret Wilhelm Snells
und andere Aktenstücke in Abschriften beigefügt waren, zu Beiträgen zur
Unterstützung Snells aufgefordert und hierdurch eine Summe von 100 Gulden
zusammengebracht haben soll. Als Beweggrund für diese Sammlung habe
Hofmann angegeben: „weil Snell die Denkschriften der Städte Dillenburg,
Herborn und Haiger, deren Abfassung seine Dienstentlassung zur Folge ge-
habt, in guter und redlicher Meinung verfasst habe“.153)
Im Oktober 1818 befand sich Wilhelm Snell nach einer Notiz in den
Briefen Karl Lönings151) bei seinem Bruder Ludwig in Wetzlar; dieser empfing
15u) Karl Löning an seinen Bruder, Wiesbaden 5. Juli 1818 (Spez. Ber. 31, lj 14). In
diesem Brief, der sich auf ein Schreiben H. Dombois’ bezog, war auch die Rede von einem
„Kind, das dort getauft ward“. Plärrer Dombois erklärte im Verhör, was K. Löning damit ge
meint habe, sei ihm rätselhaft, da sie dort nichts beschlossen hätten; Ludwig Snell nannte den
ganzen Brief „unverständlich“.
l61) Spez. Ber. 31, 8 15, wo lakonisch bemerkt wird: „Über die Zusammenkunft der L.
und F. in Kapellen hat die Untersuchung kein Resultat geliefert“. Der Zusammenhang des
Briefes lässt vermuten, dass cs sich um eine Besprechung von L. und F. Snell handelt, denn
Löning schreibt hier, dass er von Ludwig Snell einen Brief aus Nauheim, Friedrich Snells
Wirkungsstätte, erhalten habe, in dem dieser ihm sein Kommen ankündige. Der nassauische
Regierungsrat Müsset vermutete, dass mit L. und F. Ludwig von Mühlenfels und Folien
gemeint seien, aber das erscheint ganz abwegig.
IB8) Das geht unter andern) daraus hervor, dass der Buchhändler Reimer in Berlin dem
Doktor Jung erzählte, „der Snell sei in Preussen angestellt und werde keine Kollekten mehr
annehmen“, was freilich ein Irrtum war. (Aussage Jungs vom 16. August 1819.)
15S) Spez. Ber. 14, § 17. Das Schreiben Hofmanns ist u. a. bei Sauer S. 63f. wieder-
gegeben; Sauer hält es irrtümlich für ein Werk des Justizrats Hoffmann aus Rödelheim, des
Begründers des Hoffmannschen Bundes (S. 62). Vgl. auch Haupt, Karl Folien, S. 118. Treitschke,
Deutsche Geschichte 2, S. 443.
,M) An seinen Bruder Ernst, Idstein 28. Oktober 1818 (Spez. Ber. 31, § 15).
Kurt Richter
Ludwig Snell der Anlass, in den alten Kreis wieder enger einzurücken. Noch
Anfang Juli 1818 hören wir durch einen Brief Karl Lönings von einer „General-
session in der alten Stadt im neuen Gymnasium“, einer Zusammenkunft Heinrich
Dombois1 und Wilhelm, vielleicht auch Friedrich Snells bei Ludwig Snell in
Wetzlar, wie durch die Verhöre geklärt wurde, bei der der Kriminalrichter
über die gegen ihn geführte Untersuchung berichtete.ln0) Nach Wilhelm Snells
Entlassung stand dessen künftiges Schicksal im Mittelpunkt der Beratungen;
„was L. und F. in Kapellen darüber beschlossen“, schrieb Karl Löning am
26. Juli seinem Bruder, „bin ich sehr begierig zu erfahren, noch begieriger
aber, auf welche Art man übereingekommen, Wilhelms Absetzung für die gute
Sache zu benutzen“.151) Wie man Wilhelm Snells Absetzung für die „gute
Sache“ benutzen wollte, wissen wir nicht; aber dass man sich zusammenschloss,
um Wilhelm Snell wirtschaftlich zu unterstützen, erfahren wir aus einem anderen
Brief Lönings, der am 3. Januar 1819 seinem Bruder schrieb: „Wilhelm wird
von einer Gesellschaft von Männern, welche die durch die Souveränität Unter-
drückten zu unterstützen sich verbunden haben, ein ansehnliches Stück Geld
erhalten.“ Nach dem Bericht der Mainzer Zentraluntersuchungskommission
handelte es sich dabei um eine Unternehmung des Darmstädter Advokaten
Heinrich Karl Hofmann, der in Darmstadt sowohl wie anderwärts, namentlich
in Berlin152), durch Briefe, denen das Dienstentlassungsdekret Wilhelm Snells
und andere Aktenstücke in Abschriften beigefügt waren, zu Beiträgen zur
Unterstützung Snells aufgefordert und hierdurch eine Summe von 100 Gulden
zusammengebracht haben soll. Als Beweggrund für diese Sammlung habe
Hofmann angegeben: „weil Snell die Denkschriften der Städte Dillenburg,
Herborn und Haiger, deren Abfassung seine Dienstentlassung zur Folge ge-
habt, in guter und redlicher Meinung verfasst habe“.153)
Im Oktober 1818 befand sich Wilhelm Snell nach einer Notiz in den
Briefen Karl Lönings151) bei seinem Bruder Ludwig in Wetzlar; dieser empfing
15u) Karl Löning an seinen Bruder, Wiesbaden 5. Juli 1818 (Spez. Ber. 31, lj 14). In
diesem Brief, der sich auf ein Schreiben H. Dombois’ bezog, war auch die Rede von einem
„Kind, das dort getauft ward“. Plärrer Dombois erklärte im Verhör, was K. Löning damit ge
meint habe, sei ihm rätselhaft, da sie dort nichts beschlossen hätten; Ludwig Snell nannte den
ganzen Brief „unverständlich“.
l61) Spez. Ber. 31, 8 15, wo lakonisch bemerkt wird: „Über die Zusammenkunft der L.
und F. in Kapellen hat die Untersuchung kein Resultat geliefert“. Der Zusammenhang des
Briefes lässt vermuten, dass cs sich um eine Besprechung von L. und F. Snell handelt, denn
Löning schreibt hier, dass er von Ludwig Snell einen Brief aus Nauheim, Friedrich Snells
Wirkungsstätte, erhalten habe, in dem dieser ihm sein Kommen ankündige. Der nassauische
Regierungsrat Müsset vermutete, dass mit L. und F. Ludwig von Mühlenfels und Folien
gemeint seien, aber das erscheint ganz abwegig.
IB8) Das geht unter andern) daraus hervor, dass der Buchhändler Reimer in Berlin dem
Doktor Jung erzählte, „der Snell sei in Preussen angestellt und werde keine Kollekten mehr
annehmen“, was freilich ein Irrtum war. (Aussage Jungs vom 16. August 1819.)
15S) Spez. Ber. 14, § 17. Das Schreiben Hofmanns ist u. a. bei Sauer S. 63f. wieder-
gegeben; Sauer hält es irrtümlich für ein Werk des Justizrats Hoffmann aus Rödelheim, des
Begründers des Hoffmannschen Bundes (S. 62). Vgl. auch Haupt, Karl Folien, S. 118. Treitschke,
Deutsche Geschichte 2, S. 443.
,M) An seinen Bruder Ernst, Idstein 28. Oktober 1818 (Spez. Ber. 31, § 15).