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Neumann, Wilhelm Anton; Bader, Friedrich Wilhelm [Ill.]; Deckers, Peter [Ill.]
Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg — Wien, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.19254#0019
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EINLEITUNG.

Sowohl der künstlerische, als der beschreibende Theil des vorliegenden Werkes hat seine Vor-
gänger gehabt. Wir finden in den Origines Guelficae Abbildungen einiger unserer Reliquiarien.
(Tom. II, Tab. IV, V, VI, VII, ad librum VI. — Tom. III, Tab. IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, ad librum VII.)
Dieselben Abbildungen bringt Jung in der vierten Auflage des Werkes von Molanus, das wir später
zu würdigen haben. Jung hat diese Bilder um einige vermehrt, so dass die Zahl bis zu 20 stieg. Die
Tafel 21 bringt ein Bild, das nicht dem Schatze angehört. Diese Kupferstiche geben blos ein ungefähres
Bild der abgezeichneten Gegenstände; sind eben nicht besser und nicht schlechter, als selbst erprobte
Künstler des vorigen Jahrhunderts die mittelalterlichen Gegenstände auffassten. Sie hatten kein Auge für
jene Formen.

Erst unser Jahrhundert geht mit Verständniss auf die Kunstformen des Mittelalters ein; so sind
denn auch die Abbildungen aus unserem Schatze, welche Vogell, Kunstarbeiten aus Niedersachsens
Vorzeit, 1849, bietet, schon mit Zeichnungen der Origines und des Jung nicht zu vergleichen, wenngleich
auch sie unseren Wünschen nicht entsprechen. Aber wenigstens bildet sich' der Beschauer keine
geradezu falschen Vorstellungen von den Objecten.

Wieder einen Fortschritt in den Darstellungsmitteln kennzeichnen die wenigen Abbildungen,
welche Bethmann seinem Aufsatze in den Westermann'schen Monatsheften 1861, „Die Gründung
Braunschweigs" beigegeben hat. Aber sie sind nur verkleinerte Nachbildungen der betreffenden Tafeln
des Jung, ohne Berücksichtigung der Schatzstücke selber, und daher ist ihr Werth sehr gering. Der Arm
des h. Blasius, welcher im herzoglichen Museum zu Braunschweig sich befindet, ist in einer Weise ab-
gebildet, dass man allerdings sich eine Vorstellung von der Form dieses Reliquiars, keineswegs aber von
dem wundervollen Filigran und den Edelsteinfassungen u. s. w. bilden kann.

Im Jahre 1860 begann Se. Majestät König Georg von Hannover eine ganz ausgezeichnete
Bildausgabe der wichtigsten Schatzstücke, aber sie kam nicht zu einem glücklichen Abschluss. Die
bekannte Kunstfirma Weber und Deckers hat unter Oberaufsicht des nunmehr auch verstorbenen
Senators Culemann in Hannover einige hervorragende Stücke des Schatzes gezeichnet und in Chromo-
lithographie ausgeführt. Culemann hatte sich die Correctur der Stücke reservirt und sind Ausbesserungen
von seiner Hand auf jenen Abdrücken noch sichtbar, welche sich in seiner Sammlung befanden. Das Werk
war dem Abschlüsse nahe, als das für die königliche Familie verhängnissvolle Jahr 1866 hereinbrach. Der
unglückliche König und Seine Familie wanderten aus der Heimat ihrer Ahnen ins gezwungene Exil. Die
ganze Auflage des ebenbesprochenen Werkes wurde in Beschlag genommen. Ausser diesem Grundstocke
existiren nur ein paar unvollständige Exemplare: die Probedrucke in der Sammlung Culemann und die
paar Blätter im Besitze Sr. königl. Hoheit Ernst August, des Herzogs von Cumberland, Herzogs
zu Braunschweig und Eüneburg. Vielleicht ist die Angabe richtig, dass noch ein und das andere Blatt

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