Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwarzmaier, Hansmartin [Hrsg.]; Krüger, Jürgen [Hrsg.]; Krimm, Konrad [Hrsg.]
Das Mittelalterbild des 19. Jahrhunderts am Oberrhein — Oberrheinische Studien, Band 22: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2004

DOI Artikel:
Gantert, Klaus: Mittelalterbilder am Bodensee und in Berlin: zum Wissenschaftsverständnis von Joseph von Laßberg und Georg Heinrich Pertz
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52739#0051
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mittelalterbilder am Bodensee und in Berlin
Zum Wissenschaftsverständnis
von Joseph von Laßberg und Georg Heinrich Pertz

VON KLAUS GANTERT

1. Ein Bibliotheksverkauf als verbindendes Glied
Erst vor drei Jahren, im März 2001, hat der bereits 1982 begonnene schrittweise Ausver-
kauf der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen mit dem Verkauf
des sogenannten hohenems-laßbergischen Nibelungenliedcodex einen vorläufigen Ab-
schluß gefunden1. Durch das Medienecho dieses Bibliotheksverkaufes sind nicht nur die
historischen Bestände der Donaueschinger Hofbibliothek in das Licht einer breiteren
Öffentlichkeit gerückt worden, sondern auch ihre bedeutendste Einzelprovenienz, die
literarischen Sammlungen des Freiherrn Joseph von Laßberg. Laßbergs Sammlungen, eine
der ältesten germanistischen Gelehrtenbibliotheken überhaupt, umfaßten ca. 11 000
gedruckte Bücher, etwa 1000 Urkunden und Urkundenabschriften sowie rund 270 Hand-
schriften. Neben der Nibelungenhandschrift befanden sich darunter so bedeutende
Stücke wie der Liedersaalcodex, der Rappoldsteiner Parzival, der Wasserburger Codex,
mehrere Schwabenspiegelhandschriften und das Lindauer Evangeliar aus dem 9. Jahr-
hundert2.
Am 2. November 1853, nach mehr als zwölf Jahre währenden Verhandlungen, hatte
Laßberg in seinem 84. Lebensjahr seine Bibliothek zum Preis von 27 000 Gulden an den
Fürsten Karl Egon II. von Fürstenberg verkauft; nach Laßbergs Tod anderthalb Jahre spä-

1 Die wichtigsten Stationen dieses Verkaufes bildeten 1982 der Verkauf von zwanzig ausgewählten
Handschriften durch das Auktionshaus Sotheby’s, 1993 der Ankauf der Handschriften durch das
Land Baden-Württemberg, 1994 der Verkauf der Donaueschinger Inkunabelsammlung, 1999 der
Verkauf des größten Teils der Druckschriften und 2000 der Verkauf der Musikalien.
2 Zu Joseph von Laßberg vgl. K. S. Bader (Hg.), Joseph von Laßberg. Mittler und Sammler. Auf-
sätze zu seinem 100. Todestag, Stuttgart 1955, U. Gaier/H. Waidhase, Joseph Freiherr von Laß-
berg (1770-1855). Imaginierte Lebensformen des Mittelalters (Marbacher Magazin; 82. Sonderheft
zu dem Symposion Joseph Freiherr von Laßberg in Meersburg Oktober 1998), Marbach am Neckar
1998, sowie die Ausstellungskataloge U. Obhof (Hg.), Joseph Freiherr von Laßberg (1770-1855)
und seine Bibliothek. Neuerwerbungen des Landes Baden-Württemberg in der Badischen Landes-
bibliothek 1, Karlsruhe 2001 und H. Bothien (Hg.), Joseph von Laßberg - Des letzten Ritters Bi-
bliothek (Kataloge des Bodman-Hauses 2), Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2001. Zur ausgedehnten Kor-
respondenz Laßbergs vgl. M. Harris, Joseph Maria Christoph Freiherr von Lassberg 1770-1855.
Briefinventar und Prosopographie. Mit einer Abhandlung zu Lassbergs Entwicklung zum Alter-
tumsforscher (Beihefte zum Euphorien 25), Heidelberg 1991.
 
Annotationen